Wohnen in München:Quartier mit bis zu 1200 Wohnungen geplant

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Vom Apartment bis zum Supermarkt: Im Westen ist eine neue Siedlung geplant. (Foto: Catherina Hess)

Im äußersten Westen wollen Planer und Lokalpolitiker die Stadt bis in den Grüngürtel erweitern. Die Gegend hat einen hohen Erholungswert - und das soll auch so bleiben. Einige Nachbarn befürchten aber, dass der Verkehr deutlich zunehmen könnte.

Von Ellen Draxel

Die Planungen für einen neuen Wohn- und Schulstandort rund um den Dreilingsweg werden konkreter. Dort, im Norden von Obermenzing und Aubing, zwischen den Autobahnen A 8 und A 99, wo Äcker und Grünflächen sich mit Krautgärten und vereinzelten Anwesen abwechseln, will die Kommune in den kommenden Jahren ein neues Wohnquartier entstehen lassen. Auf einem rund 20 Hektar großen Areal sollen - zwölf Kilometer von der Innenstadt entfernt - in zwei Realisierungsphasen bis zu 1200 Wohnungen errichtet werden. Dazu Kindertagesstätten, ein Supermarkt mit 2000 Quadratmetern Verkaufsfläche, ein Gymnasium sowie, nördlich der Bahntrasse direkt am S-Bahnhof Langwied situiert, eine zweite weiterführende Schule oder ein Berufsschulzentrum.

Ob auch eine neue Grundschule gebraucht wird, ist bislang offen: Es werde "geprüft, ob die Grundschule An der Schäferwiese erweitert werden kann oder ob eine zusätzliche Grundschule geschaffen werden muss", heißt es im Entwurf, der jetzt den Bezirksausschüssen Aubing-Lochhausen-Langwied und Pasing-Obermenzing zur Anhörung vorgelegt wurde. Die künftige Siedlung, zwischen der Bahntrasse München-Augsburg, der Straße An der Langwieder Haide, der Mooswiesenstraße und im Süden den Rändern des Wohngebietes Jaspersallee und Bergsonstraße gelegen, ist bereits Bestandteil der vorgesehenen Stadtplanungsentwicklung für die nächsten 20 Jahre (STEP 2040). Und sie ist ein kleiner Teil des viel größeren, rund 200 Hektar umfassenden Strukturkonzeptes "Mühlangerstraße/Langwied" südlich des Autobahnkreuzes.

Das Fuß- und Radwegenetz erschließt die Langwieder Seen

Mit ihren weiten Flächen und dem vorhandenen Fuß- und Radwegenetz, das unter anderem zu den Langwieder Seen führt, besitzt die Gegend einen hohen Erholungswert - und das soll auch so bleiben. So soll etwa die an der Bahntrasse entlang führende Negrellistraße, ein Feldweg, laut dem Entwurf als Fuß- und Radwegeverbindung "langfristig gesichert" werden. "Wünschenswert" ist aus Sicht des städtischen Planungsreferats außerdem eine Fuß- und Radwegbrücke über die Bergsonstraße - unter anderem, um die Berufsschule an der Bergsonstraße 109 besser mit den künftigen Schulstandorten am Dreilingsweg zu vernetzen. Aubings und Pasings Lokalpolitiker "fordern" einen solchen Steg sogar.

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Erhalten werden muss, darin sind sich alle einig, zudem der an das Würmtal anknüpfende regionale Grünzug Dachauer Moos/Freisinger Moos/ Grüngürtel München-Nordwest. Diese Grünachse schlängelt sich in ihrer Funktion als Kaltluftentstehungsgebiet und Frischluftschneise am nördlichen Rand durch das neu geplante Quartier und umfasst auch das überregional bedeutsame Biotop Langwieder Heide. Sie freizuhalten, so die Stadtplaner, sei "elementar". Eine 30 Meter breite Pufferzone soll das Biotop deshalb vom geplanten Berufsschulzentrum trennen. Aus Sicht der lokalen Bürgervertreter muss der Grünzug "zwingend im Wettbewerb Berücksichtigung finden". Außerdem dürfe "über den neu definierten Schulstandort hinaus keinerlei Bebauung in Richtung Norden erfolgen". Dies gelte es planungsrechtlich zu sichern.

Die Bezirksausschüsse machen sich für ein Gymnasium neben der Berufsschule stark

Die beiden Bezirksausschüsse bitten überdies zu prüfen, ob nicht auch das Gymnasium oder eine andere weiterführende Schule neben dem neu vorgesehenen Berufsschulstandort angesiedelt werden könnte - um Schulsportflächen gemeinsam zu nutzen. Weil die Flächen südöstlich des Dreilingswegs zur Hälfte der Stadt und zur Hälfte einem Projektentwickler gehören, der seine Bereitschaft, das Areal zu entwickeln, bereits grundsätzlich signalisiert hat, rechnet das Planungsreferat damit, dort "kurz- bis mittelfristig" bauen zu können. Die Eckdaten für einen Bebauungsplan hat schon im Dezember der Stadtrat beschlossen. Dagegen ist im Teilbereich zwischen der Straße An der Langwieder Haide und dem Dreilingsweg von einem "längerfristigen Realisierungszeitraum" auszugehen. Denn dort gibt es viele private Anwesen.

Die Interessen dieser Eigentümer alle unter einen Hut zu bekommen, stelle "ein Hemmnis" für den Bau einer kompakten Siedlung dar, heißt es in dem Entwurf. Eine "perspektivische Überplanung" wird trotzdem empfohlen. Und der Verkehr? Noch vor der Auslobung eines Wettbewerbs, fordern die Stadtteilgremien von Pasing und Aubing, solle ein großräumiges Verkehrskonzept erstellt und ihnen vorgestellt werden. Vor allem die südlichen Nachbarn, allen voran die Interessengemeinschaft Alte Allee/Bergsonstraße, befürchten, dass mit Umsetzung des neuen Quartiers auch der Verkehr auf ihren bereits schon heute überlasteten Wohnstraßen noch einmal deutlich zunehmen wird - mehr Lärm und Abgase inklusive.

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