Wohnraum statt Trainingsgelände:Riemer Millionengeschäft

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Der Münchner Rennverein will sein Trainingsgelände in Riem verkaufen - für eine achtstellige Summe. Aus der Fläche soll Bauland werden, das sich auf dem Münchner Immobilienmarkt teuer vermarkten ließe.

Sebastian Krass

Im Münchner Osten steht ein großer Grundstücksverkauf vor dem Abschluss. Wie die Süddeutsche Zeitung aus Kreisen von Trainern und Vereinsmitgliedern erfuhr, will der Vorstand des Münchner Rennvereins (MRV) das Gelände der Trainingsbahn verkaufen. Es handelt sich dabei um etwa die Hälfte des vereinseigenen Grundstücks, das direkt an die eigentliche Galopprennbahn in Riem anschließt, also um 40 bis 50 Hektar.

Der Vorstand erwartet den Startschuss: Die Galopp-Trainingsbahn in Riem soll bebaut werden. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Mittelfristig soll aus der Fläche Bauland werden, das sich auf dem Münchner Immobilienmarkt teuer vermarkten ließe, etwa durch Mehrfamilienhäuser. Bei dem Käufer, der bereit ist, einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag zu investieren, soll es sich um einen Münchner Anwalt und Unternehmer handeln.

Für Irritation unter den Mitgliedern sorgt die strikte Geheimhaltungspolitik des Vorstands. Unter anderem wundert man sich, warum der Verkauf nicht über eine öffentliche Ausschreibung läuft. "Vielleicht hätte man noch mehr erlösen können", heißt es. MRV-Präsident Norbert Poth war am Montag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Er hatte bereits vor knapp zwei Wochen der SZ bestätigt, dass er kürzlich ein lukratives Abkommen unterzeichnet habe. "Wenn der Vertrag so wie vereinbart abläuft, dann wird kein Präsident nach mir Finanzprobleme haben", sagte Poth damals.

Für die Genehmigung des Kaufs braucht er die Zustimmung der Mitglieder, eine außerordentliche Versammlung wird demnächst erwartet. Dabei, so ist zu erwarten, wird die Vereinsführung das Geschäft als alternativlos darstellen. Denn der Vorstand hat seit seinem Amtsantritt vor gut einem Jahr einen kostspieligen Kurswechsel in der Vereinspolitik durchgezogen. Um das Geschehen auf der Rennbahn attraktiver zu machen, investierte man unter anderem viel in Werbung. Die Besucherzahlen an Renntagen entwickeln sich auch erfreulich.

Zum alljährlichen Höhepunkt, dem Renntag mit dem traditionsreichen Dallmayr-Preis, einem Rennen der europaweit höchsten Kategorie, erwartet der MRV am kommenden Sonntag wieder bis zu 20.000 Zuschauer. Dennoch leidet der Verein, wie der gesamte deutsche Pferderennsport, unter einer tiefgehenden Strukturkrise, die mancherorts existenzbedrohend ist. Der MRV war, auch durch Misswirtschaft früherer Vorstände, lange hoch verschuldet. Nach einem anderen Grundstücksverkauf hatte der MRV aber 2010 seine Schulden von gut sieben Millionen Euro abgebaut und eine Rücklage von 700.000 Euro auf dem Konto.

Dieses Polster sei nun aufgebraucht, soll MRV-Vorstandsmitglied Franz Knott kürzlich auf einer Trainerversammlung berichtet haben. Dabei habe er auch erklärt, wie das Geschäft laufen soll: Zunächst werde der Investor etwa drei Millionen Euro als Anzahlung geben. Wenn das Gelände zu Bauland umgewidmet ist, würden nach SZ-Informationen weitere knapp 60 Millionen Euro fließen - damit wird in fünf bis zehn Jahren gerechnet.

Der Trainingsbetrieb soll dann entweder auf dem Rennbahngelände stattfinden oder auf einer neu zu bauenden Anlage im Umland. Wenn die Umwidmung nicht klappt, hätte der Investor sein Geld womöglich fehlinvestiert.

© SZ vom 26.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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