Wohnheim in Sendling:Studentenbude mit japanischen Erkern

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Stadtheimatpfleger Gert Goergens findet, das Gebäude mit seinen zahlreichen Erkern sei eine Karikatur der Münchner Stadtgeschichte. Mit dieser Ansicht fand er allerdings keine Mehrheit in der zuständigen Kommission.

(Foto: Simulation: Büro Rössler)

Der Entwurf eines japanischen Architekturbüros für ein Studentenwohnheim in Sendling erntet Anerkennung in der Stadtgestaltungskommission. Schon im Wintersemester 2014/2015 könnten die ersten Studenten in das Haus mit den vielen Erkern einziehen.

Von Alfred Dürr

Moderne Baukunst in München, die von japanischen Architekturbüros beeinflusst ist? Ein spektakulärer Versuch war vor einigen Jahren gescheitert: Kazunari Sakamotos Entwurf für die sogenannte Werkbundsiedlung auf dem Gelände der ehemaligen Luitpoldkaserne fiel am Ende im Stadtrat durch, weil er den Politikern zu teuer und zu wenig ökologisch war.

Ein anderes Projekt japanischer Architekten hat anscheinend mehr Erfolg. Nach den Plänen des Büros "Atelier Bow-Wow" aus Tokio soll am U- Bahnhof Brudermühlstraße in Sendling eine ungewöhnliche Studentenwohnanlage entstehen. In der Stadtgestaltungskommission fand dieses Projekt jetzt großen Anklang.

Die ersten Entwürfe zeigten das Erdgeschoss mit bogenförmigen Öffnungen und eine Fassade, über die ungewöhnlich viele Erker verteilt waren. Außerdem fiel der mächtige Dachaufbau an der Ecke Brudermühlstraße und Thalkirchner Straße auf. Das Münchner Büro Birgit Huber und Hannes Rössler ist Partner von Bow-Wow.

Das japanische Büro war 1992 vom Ehepaar Yoshiharu Tsukamoto und Momoyo Kaijima gegründet worden. Deren Spezialität ist das Bauen in dicht besiedelten städtischen Umgebungen. Hier sind eigenwillige, aber funktionale kleine Häuser entstanden. Aber auch mit innovativen Ausstellungsgebäuden sowie mit Wohnkomplexen haben sich Bow-Wow international einen Namen gemacht.

Die japanischen Architekten sahen sich München sehr genau an

Auf mehreren Exkursionen hätten sich die beiden japanischen Architekten München sehr genau angesehen, berichtet Hannes Rössler. Aufgefallen seien ihnen vor allem die Erker im Stadtbild, die man bei vielen Alt- und auch Neubauten erkennen könne. Doch so richtig anfreunden wollte sich die Baugenehmigungsbehörde mit dem ersten Entwurf für die Studentenwohnanlage nicht. Das Dach war zu hoch, die Erker waren zu stark ausgeprägt. Also sollte nachgebessert werden. Den Experten der Stadtgestaltungskommission, die den Stadtrat in strittigen Architekturfragen beraten, wurde nun eine überarbeitete Fassung der Ursprungsplanung vorgelegt.

Das Projekt passe zwar nun viel besser in die Umgebung, sagte Stadtheimatpfleger Gert Goergens. Aber die Erker-Landschaft sei immer noch recht ungewöhnlich: "Man kann es so sehen, dass es sich hier um eine Karikatur der Münchner Stadtgeschichte handelt." Die Erker erschienen eher als dekorative Elemente und als "Spielmotiv". Das sei bestimmt "keine Hommage an den Münchner Baustil". Es zeigte sich schnell, dass Goergens mit dieser Haltung in der Kommission keine Mehrheit fand.

"Ich bin sehr dafür", lobte etwa der Architekt Christoph Sattler das Projekt. Eine "Ironisierung" könne er nicht erkennen: "Genau das Spielerische ist doch ein guter Ansatz." Es sei vielmehr erstaunlich, dass der Bauherr soviel Freiheit zulasse. Dieser Bauherr ist die Münchner Ottmann GmbH & Co. Südhausbau KG. Deren Chef Matthias Ottmann war damals Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Werkbundsiedlung und ist ein großer Befürworter japanisch geprägter Architektur.

Der Entwurf für die Wohnanlage in Sendling dürfe nicht glattgebügelt werden, lautete der Tenor in der Kommissionssitzung. Damit werde das Gebäude nur langweilig. Bei der weiteren Bearbeitung des Bauantrags solle deswegen der ursprüngliche Entwurf als Grundlage genommen werden, forderte die große Mehrheit der Kommissionsmitglieder. Matthias Ottmann will zügig mit dem Bau beginnen. Einzug soll möglichst schon im Wintersemester 2014/2015 sein.

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