Wohnen in München:Zur Miete beim Arbeitgeber

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In München eine Wohnung zu finden, ist schwierig: Die Mieten sind hoch, der Wohnraum knapp. (Foto: Robert Haas)
  • In München eine Wohnung zu finden, ist oft frustrierend - die Mieten sind hoch, der Wohnraum knapp.
  • Gerade Menschen, die wenig verdienen, haben es schwer: Pfleger, Verwaltungsangestellte, Erzieher, Polizisten zum Beispiel.
  • Für sie bieten die Stadt und der Freistaat, aber auch private Unternehmen, Dienstwohnungen an.

Von Christina Hertel

"Junge Niedersachsen auf der Suche nach Dreizimmerwohnung. Wir sind Nichtraucher, Nichtmusiker und haben keine Haustiere." "Ruhige Dame sucht Ein- bis Zweizimmerwohnung. Ich bin eine Person, der man hundert Prozent vertrauen kann." "Werdende Kleinfamilie sucht eine passende Wohnung. Leider ist unsere Situation sehr dringlich, da Mitte Februar unser erstes Baby geboren wird."

Manche Wohnungsgesuche in München lesen sich verzweifelt - die Mieten sind hoch, der Wohnraum knapp. Gerade Menschen, die wenig verdienen, haben es schwer. Pfleger, Verwaltungsangestellte, Erzieher, Polizisten. Um für solche Berufe überhaupt noch Mitarbeiter zu finden, bieten die Stadt und der Freistaat, aber auch private Unternehmen Dienstwohnungen an. Doch die Nachfrage ist meist höher als das Angebot.

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Für etwa 2500 Wohnungen hat die Stadt München ein Belegrecht. Das klingt zwar nach relativ viel - andererseits arbeiten aber auch fast 34 000 Menschen für die Stadt. Der Wohnraum reicht deshalb bei weitem nicht aus. 2015 haben sich 2300 Mitarbeiter beworben, nur 588 davon haben tatsächlich eine Wohnung bekommen. Die Stadt hat deshalb beschlossen, noch mehr Wohnungen für ihre Mitarbeiter zu schaffen und zwar 155 pro Jahr, insgesamt 1700. Außerdem wird die Hälfte der freiwerdenden Wohnungen der städtischen Wohnungsbaugesellschaften, die aus der sogenannten Sozialbindung fallen, also in Zukunft nicht mehr für Bedürftige zurückgehalten werden müssen, an städtische Mitarbeiter vergeben. 2016 waren das fast 480.

Die Stadt tut sich schwer, ausreichend Personal zu finden, das sich München noch leisten kann. Als Gegenmittel müssten die Gehälter eigentlich regelmäßig angepasst werden. "Doch das hat die Landeshauptstadt wegen der Tarifbindung nur bedingt in der Hand", erklärt Anja Lederer vom Personal- und Organisationsreferat. Deshalb habe man sich vorgenommen, mehr Wohnungen für die Beschäftigten zu bauen. Und zwar solche, die sich die Mitarbeiter auch leisten können. Die durchschnittliche Miete kann Lederer zwar nicht genau beziffern - maximal liege sie allerdings bei 40 Prozent des jeweiligen Gehalts.

Auch die städtischen Kliniken haben Schwierigkeiten, Personal zu finden. Gerade Kräfte, die besonders gesucht werden - zum Beispiel Pfleger - wollen sie durch günstigen Wohnraum gewinnen. Bei etwa 7000 Mitarbeitern hat das Stadtklinikum Belegrechte für 900 Wohnungen. Erst vor kurzem kamen 77 dazu. Die Mieten orientieren sich an denen des sozialgeförderten Wohnungsbaus. Bei den Stadtwerken sieht es ähnlich aus: 600 Werkswohnungen gibt es zur Zeit, bis zum Jahr 2020 sollen sie sich fast verdoppeln - auf 1100.

Die größte Zahl an Dienstwohnungen bietet das bayerische Finanzministerium an. Im S-Bahnbereich gibt es etwa 10 000 Wohnungen für Staatsbedienstete, also zum Beispiel Lehrer, Polizisten, Juristen. In den nächsten drei Jahren sollen noch 1000 dazu kommen. Allerdings stehen dem Angebot auch viele Beamte gegenüber, die einen Anspruch hätten: Im Raum München sind es 100 000 Beschäftige, die für den Freistaat arbeiten.

Anders gestaltet sich die Lage bei privaten Unternehmen. "Wir sehen schon, dass es in München schwierig ist, eine Wohnung zu finden. Gleichzeitig ist das aber nicht unsere Hauptaufgabe", sagt Jochen Frey, Sprecher von BMW. Der Konzern hat in München lediglich 35 Wohnungen, in denen zum Teil ehemalige Mitarbeiter im Ruhestand wohnen oder in die Angestellte übergangsweise einziehen können, wenn sie zum Beispiel eine Weile im Ausland gearbeitet haben und zurückkommen. Außerdem hat das Unternehmen 750 Appartements für Azubis, Praktikanten und Doktoranden. Die Mieten liegen hier zwischen 400 und 600 Euro.

Siemens hat vor acht Jahren seinen Bestand verkauft und sich an 1400 Wohnungen die Belegungsrechte gesichert. Ein Mitspracherecht bei der Höhe der Miete hat der Konzern seitdem nicht mehr. Überlegungen, neuen Wohnraum zu schaffen, gibt es nicht. Die Mitarbeiter würden das "individuelle Wohnen" bevorzugen, sagt Bernhard Lott, Sprecher des Unternehmens. Tatsächlich bewirbt sich momentan von den 8400 Angestellten in München auch nur eine "mittlere zweistellige Zahl" um eine Wohnung.

© SZ vom 07.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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