Wohltätigkeit:Ein Bösewicht, der Gutes tut

BMW Advents-Benefizkonzert mit Adventsmarkt, Mariannenplatz 3

Florian Randlkofer, Dallmayr-Geschäftsführer, und Schauspieler Götz Otto (rechts) unterhalten sich vor dem BMW-Benefizkonzert. Insgesamt kam dieses Jahr eine Spendensumme von 161.000 Euro zusammen.

(Foto: Florian Peljak)

Beim BMW-Benefizkonzert verkauft Schauspieler Götz Otto Lebkuchensterne für den guten Zweck

Von Sara Maria Behbehani

Weihnachtsstimmung? Ruhe und Besinnlichkeit? Daran kann Florian Randlkofer derzeit noch nicht denken. Für den Dallmayr-Geschäftsführer sei jetzt gerade die "High-Season", sagt er. Eine Zeit, die er als Delikatessen-Liebhaber und Verkäufer natürlich genießt. Erst am 24. nach 16 Uhr kehre bei ihnen Ruhe ein, sagt er. "Dann packe ich meinen Kofferraum voll mit Delikatessen und fahre heim." Und doch ist an diesem Samstag ein gewisser Winterzauber zu spüren. Der Automobilkonzern BMW hat 700 Gäste zu seinem 24. Advents-Benefizkonzert geladen - und im Außenbereich der Pfarrkirche St. Lukas werden Glühwein, Stollen und Lebkuchen verteilt. Die früheren Skisportler Rosi Mittermaier und Christian Neureuther sind gekommen. Ebenso der Schauspieler Götz Otto und Tina Waske von Reppert, Frau des 2017 an Leukämie verstorbenen Münchner Malers Mathias Waske. Die Dallmayr-Geschäftsführer Florian und Sonny Randlkofer sind natürlich auch mit dabei. Schließlich verkaufen Prominente Lebkuchensterne ihres Unternehmens für den guten Zweck.

Die diesjährige Spendensumme in Höhe von 161 000 Euro geht an ein Projekt des kbo-Kinderzentrums München, das Kindern mit einer umfassenden Körperbehinderung ermöglicht, mittels eines Touchscreens und Augensteuerung zu kommunizieren, und an ein Projekt des kbo-Heckscher-Klinikums, bei dem ein Bewegungstherapieplatz für Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen neugestaltet werden soll. Schirmherrin ist Ursula Prinzessin von Bayern. Eine Frau, die sich immer wieder für Kinder starkgemacht hat. "Es ist unendlich traurig, was Kinder aushalten müssen", sagt sie.

"Ich finde es ehrenvoll, nötig und wichtig, mich auch um Kinder zu kümmern, die besonders sind und die aber mit Schwierigkeiten ins Lebens starten", sagt Schauspieler Götz Otto, einer der prominenten Verkäufer der Lebkuchensterne. Worte, die ganz anders klingen als damals in der Rolle, mit der Otto auch international bekannt wurde, als er im James-Bond-Film "Der Morgen stirbt nie" als Handlanger des Bondgegners Elliot Carver zu sehen war. Die Klinik zu unterstützen, liegt ihm am Herzen, schon seit mehr als drei Jahren ist er ihr verbunden. "Ich mach da jetzt aber nicht den Klinikclown", stellt er klar. Dann hält er einen Moment inne und überlegt. "Warum eigentlich nicht?", fragt er und lacht. "Die beste Rolle ist die, die noch kommt", sagt er. Die Kinder hätten jedenfalls sicher ihre wahre Freude daran.

Viel Freude verbreitet auch Tina Waske von Reppert, die eine Hängematte mit Fell für sich entdeckt und zwischen Weihnachtsbäumen hin und her schaukelt. "Es ist mir eine Freude, vor Weihnachten etwas Gutes zu tun", sagt sie und lächelt. "Denn mir geht es gut."

Vom Außengarten der Kirche geht es dann ins Innere. Und dort, unter dem hohen, leuchtenden Stoff der Lukaskirche, zwischen Tönen, die in Richtung Kuppel emporsteigen, vergisst dann jeder noch so prominente Gast seine Prominenz. Und selbst die extrovertiertesten Persönlichkeiten verstummen andachtsvoll als Vivaldis "Gloria in excelsis Deo" mit dem Bayerischen Staatsorchester und dem Kinderchor der Bayerischen Staatsoper erklingt. Mit dem Ertönen der Musik zeigt sich auch, wer der eigentliche Star des Nachmittags ist: Dirigent Cornelius Meister. Virtuos und kraftvoll führt er von Bach über Händel, Beethoven und Mozart. Es ist nicht nur eine Freude, seinem Orchester zuzuhören, sondern auch seinen Bewegungen und seinem Gesichtsausdruck zu folgen. Ihm zuzusehen hat etwas Berührendes. In seinem Bewegungen liegt ein Achten auf alles, ein Hineinfühlen in die Musik und ein Hinführen zu den Musikern.

Zum Schluss des Konzerts stimmen alle ein, die Solisten, der Chor wie auch das Publikum. Von überall her ertönt ein kraftvolles "O du fröhliche". Für das letzte Lied des Abends, "Jingle Bells", setzt Sopranistin Marlis Petersen sogar ihre Brille auf, sie muss den Text ablesen. Bei diesem Lied jedenfalls ist in der Kirche eine besondere Lebensfreude zu spüren - jedenfalls kommt kaum ein Gesicht noch ohne ein Lächeln aus. Cornelius Meister hebt schwungvoll seinem Taktstock, die Kinder des Chors hüpfen auf der Bühne auf und ab, Glöckchen erklingen. Weihnachten kann kommen.

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