WM-Unterkunft:Münchner Hoteliers zahlen drauf

Sechs Wochen vor der WM sind längst nicht alle Hotels in München ausgebucht. Wegen des Fußballtrubels bleiben viele Sommertouristen fern.

Astrid Becker

Sechs Wochen vor der Fußball-WM sind die Hotels in München noch lange nicht ausgebucht. So muss die Fifa World Cup Accomodation Services (WCAS) nach Informationen der SZ rund 40 Prozent der geblockten Zimmer an ihre Partner freigeben.

Während die Gesellschaft mit diesem Ergebnis zufrieden ist, rechnen vor allem kleinere Häuser bereits mit Verlusten.

Schon vor einem Jahr hatte der Kreisvorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (BHG), der Hotelier Conrad Mayer, die Branche vor allzu großen Hoffnungen auf die WM gewarnt.

Nun scheint es so, als würde sich diese Einschätzung bewahrheiten: Die eigens für die Vermittlung von Hotelzimmern für Delegierte, Sponsoren und Privatkunden gegründete Gesellschaft, Fifa World Cup Accomodation Services, hat etwa 40 Prozent des von ihr geblockten Zimmerkontingents nicht verkauft und muss es nun an die Hoteliers zurückgeben.

In den meisten Hotels gibt es noch Zimmer

Als Rückgabetermin wurde vertraglich der 30. April vereinbart. Während sich die WCAS zufrieden mit der Vermittlungsquote von 60 Prozent gibt und München im Vergleich zu den meisten anderen WM-Städten sogar eine Top-Auslastung bescheinigt, zeichnen Recherchen im Internet ein anderes Bild.

Von den 58 Fifa-Vertragshotels in München und im Einzugsgebiet waren gestern bis Redaktionsschluss in nur 19 keine Zimmer mehr über die WCAS verfügbar.

In allen anderen gab es noch freie Kapazitäten - in welcher Höhe genau war jedoch nicht in Erfahrung zu bringen. Sowohl die WCAS als auch viele der befragten Hoteliers wollten darüber en detail keine Auskunft geben.

"60 Prozent - das ist nicht gerade exorbitant", sagt Jens Huwald von der Bayern Tourismus Marketing GmbH. Auch ohne eine WM erreichten die Hotels im Freistaat im Juni eine Auslastung von weit mehr als 60 Prozent.

Auch die Zahlen für München sind zu diesem Zeitpunkt in "normalen Jahren" besser: "Im Juni 2005 hatten wir eine Bettenauslastung von 58,9 Prozent, die Zimmerauslastung hingegen lag weit darüber", ist von der Sprecherin des Fremdenverkehrsamts Gabriele Papke zu erfahren.

Die Gründe, warum auch während der WM nicht mit einen Ansturm auf München zu rechnen ist, lägen auf der Hand, meint Frank-Ulrich John, Sprecher des BHG: "Viele, die gern im Juni nach München kommen, werden dies in diesem Jahr nicht tun, weil sie Angst vor dem ganzen WM-Rummel haben."

Johns Erfahrung nach werden vor allem die kleineren und mittleren Häuser in privater Hand, die mit der WCAS Verträge geschlossen haben, mit der WM eher Verlust als Gewinn machen.

Strenge Preispolitik

Das sei vor allem auf das Buchungsverhalten der Gäste zurückzuführen: "Anders als bei der Wiesn werden bei hochpreisigen Events wie einer WM immer erst Vier- und Fünf-Sterne-Hotels gebucht, die im Besitz großer Konzerne wie Accor oder auch Hilton sind." Daher hätten sich viele kleinere private Häuser gar nicht erst um Verträge mit der Fifa bemüht - zu Recht, wie John meint.

Denn die WCAS zwingt ihre Partner vertraglich zu einer strengen Preispolitik: Die Hotels dürfen nicht mehr verlangen als ihren Zimmerpreis vom Juni 2003 plus sechs Prozent Inflationsausgleich.

Dieser Preis ist selbst nach Rückgabe des Kontingents am 30. April noch bis 15 Tage vor Beginn der WM zu halten: "Wer keine Wartelisten hat, und die gibt es sowieso meist nur in großen Luxusherbergen, wird dann seine Preise senken müssen, um sein Haus überhaupt ein wenig voll zu kriegen."

Viele Hoteliers ohne WCAS-Vertrag haben ihre Erwartungen bereits zurückgeschraubt. Hotelbesitzer und Wiesn-Wirt Edi Reinbold sagt: "60 bis 70 Prozent der Reservierungen in meinen drei Häusern zur WM sind bereits abgesagt. Die Preise, die sich die Branche vorgestellt hat, wird sie nicht bekommen. Wenn es 50 Prozent davon werden, dann haben wir schon Glück gehabt."

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