Gesprächsabend:Zusammenhänge verstehen

Junge Forscher diskutieren über Möglichkeiten und Chancen der Wissenschaftskommunikation.

Von Paul Schäufele, München

In Zeiten der Virologen-Podcasts hat die Frage, wie Wissenschaft vermittelt wird, an Brisanz gewonnen. Doch neu ist sie nicht. 2019 haben Mitglieder des Jungen Kollegs der Bayerischen Akademie der Wissenschaften an einer Fortbildung dazu teilgenommen. Daraus entstand die Idee, innerhalb dieses Förderprogramms für junge Forschende eine Arbeitsgruppe zu gründen, die fächerübergreifend Strategien der Wissenschaftskommunikation entwickelt. Denn der wissenschaftliche Nachwuchs ist dazu angehalten, Forschungsergebnisse nicht in die Vitrinen des Elfenbeinturms zu stellen, sondern sie öffentlich zu machen.

"Aber man wird ins kalte Wasser geschmissen", sagt Astrid Séville, Politikwissenschaftlerin an der Ludwig-Maximilians-Universität München und eine der Sprecherinnen der Arbeitsgruppe. Es werde erwartet, die Forschung in die Öffentlichkeit zu tragen, aber auf welchem Weg und mit welcher Sprache, müsse man selbst herausfinden. Umso wichtiger ist der Austausch in der Arbeitsgruppe. Acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bayerischer Universitäten, zwischen München und Bayreuth, aus Rechts- und Musikwissenschaft, Chemie und Psychologie, machen sich Gedanken, treffen sich einmal im Jahr und sprechen über ihre Erfahrungen.

Wie schafft man den Spagat, sich einerseits nicht vor der Fachwelt zu blamieren, andererseits einem großen Publikum Zusammenhänge verständlich zu machen? Welche Kanäle sind für diese "Übersetzung" geeignet? Und wie stellt man den Ablauf dar, den es braucht, um zu einem wissenschaftlich soliden Urteil zu kommen? Wissenschaftliche Erkenntnisse sind vorläufig, aber sie sind in keinem Fall Meinungen, sondern haben einen Weg mehrfacher Prüfung hinter sich. Das muss man wissen, um die Qualität dieser Arbeit schätzen zu können.

"Es braucht Kompetenzbildung auf allen Ebenen", sagt Anna Stöckl von der Universität Würzburg, als Zoologin Mitglied der Arbeitsgruppe. Diese Kompetenzbildung ist eine Voraussetzung dafür, dass das Vertrauen in die Wissenschaft nicht wegbricht, dass aber auch die Grenzen der Expertise definiert bleiben. Ein Chemiker spricht kompetent für sein Fach, doch von einem philosophisch interessierten Germanisten sind keine wertvollen Aussagen zu Impfstoffen zu erwarten. Ein Museum, das neben Informationen auch die vorgängige Forschungsanstrengung ausstellt, wäre ein Ort, diese Dynamik wissenschaftlichen Arbeitens zu kommunizieren. Und ein Ort, über Gelingen und Scheitern der Wissenschaftskommunikation nachzudenken, ist die Arbeitsgruppe der Akademie. Während eines (voraussichtlich digitalen) Kaminabends werden ihre Ideen als Diskussion vorgestellt, das nächste Mal am Montag, 31. Januar. Nähere Informationen zu gegebener Zeit unter www.badw.de/veranstaltungen.html.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: