Wirtschaftsförderung:Hirndoping für die Zukunftsbranche

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Hilfe für Kreative: Josef Schmid (links) und Jürgen Enninger. (Foto: Robert Haas)

Ein neunköpfiges Kompetenzteam soll Münchens Kreativwirtschaft helfen, weiter zu wachsen

Von Franz Kotteder

Normalerweise wissen die Münchner sehr gut, was sie an ihrer Stadt haben, sie kennen jeden Superlativ. Noch immer nicht ganz durchgedrungen ist allerdings die Kenntnis, dass die Stadt "europaweit unter den Top Ten der Kreativwirtschaft liegt und in Deutschland auf diesem Sektor führend ist", wie Bürgermeister und Wirtschaftsreferent Josef Schmid (CSU) sagt. Das noch stärker ins Bewusstsein zu rücken, lässt sich Schmid natürlich nicht nehmen. Am Dienstag stellte er jetzt ein neunköpfiges "Kompetenzteam Kreativwirtschaft" vor, das Kreativen in der Stadt hilfreich unter die Arme greifen soll.

An der Spitze des Teams steht Jürgen Enninger, der bereits seit 2010 im Auftrag der Bundesregierung Startups und Künstler in Bayern über ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten beraten hat. "Landläufig stellt man sich unter Kreativen ja Bildhauer oder Schauspieler vor", so Josef Schmid, "tatsächlich aber umfasst Kreativwirtschaft sehr viel mehr." Elf Teilbranchen gibt es, Enninger zählt sie auf: Architekten, Designer, Filmer, Musiker, Bildende Künstler, Darstellende Künstler, Rundfunkwirtschaft, Presse, Buchverlage, Werbewirtschaft und Software-Games sowie alle damit zusammenhängenden Verwertungsbetriebe. Nirgendwo in Deutschland sind so viele davon versammelt wie im Großraum München, jeder dritte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte hier hat in irgendeiner Weise mit diesen Branchen zu tun.

Die Probleme der Branche sind sich sehr ähnlich: Es fehlen günstige Räume für Ateliers, Werkstätten und Büros, oft geht es auch um Anschubfinanzierung oder um neue Kontakte - zu Kollegen und zu Kunden. Auch die Präsentation nach außen ist oft nicht die beste, und Fortbildungsmöglichkeiten sind manchmal gänzlich unbekannt. Bei all diesen Problemen soll nun das neue Kompetenzteam helfen, das im künftigen Kreativquartier an der Dachauer Straße 114 untergebracht ist, und aus insgesamt 6,5 Vollzeitstellen besteht, die sich neun Mitarbeiter aus drei verschiedenen städtischen Referaten teilen. Es gibt Spezialisten für Immobilien, für Wirtschafts- und Kulturförderung, für PR und Veranstaltungsmanagement. Neben regelmäßigen Branchen-Treffs und der Schaffung von neuen Netzwerken setzt das Team vor allem auf persönliche Beratung. Der Bedarf ist da: Jürgen Enninger, als Leiter und einziger des Teams seit einem guten Jahr im Amt, hat selbst schon an die 500 Beratungsgespräche geführt. Dabei geht es immer darum, die Möglichkeiten eines Startups oder eines Freiberuflers auszuloten. Momentan beträgt die Wartezeit für ein Beratungsgespräch zwei Monate, was sich bald ändern soll. Anmelden kann man sich unter kreativ@muenchen.de.

Schmid sieht in der Kreativwirtschaft sowieso "die Zukunftsbranche der Stadt". Das neue Kompetenzteam soll sie nun weiter befeuern: "Kreativschaffende werden hier aus einer Hand bekommen, was die Stadt zu bieten hat."

© SZ vom 09.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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