Wirtschaftsausschuss:Kompromiss für die Musik

Zöttl Zentrale, Adi Maislinger Straße 12

Modern, aber nicht groß genug: Die Bäckerei Zöttl will ihre Zentrale in Sendling-Westpark ausbauen.

(Foto: Florian Peljak)

Bäckerei Zöttl darf erweitern, wenn sie Bandübungsräume baut

Von Jürgen Moises

Der Mangel an Wohnraum gehört zu den größten Problemen in der Stadt und wie man diesen löst, zu den aktuell dringlichsten Fragen. Ähnlich sieht es mit dem Platz für Gewerbe aus oder mit den Orten für Kunst und Kultur. So herrscht etwa seit Jahren hoher Bedarf an Ateliers für Künstler sowie an Proberäumen für Bands und Musiker. Und weil dieses Problem seit Jahren beklagt und von den Betroffenen wie ein Mantra wiederholt wird, scheint sich in dieser Hinsicht auch nicht wirklich etwas zu ändern.

Dabei hat die Münchner Stadtverwaltung doch 2015 per Grundsatzbeschluss versprochen, Platz für den musikalischen Nachwuchs zu schaffen. Und tatsächlich hat sich auch ein klein wenig getan. Es wurde extra im Kulturreferat eine Stelle für die Proberaum-Frage geschaffen, seit 2018 können (studierte) Musiker Mietzuschüsse für Probenräume bei der Stadt München beantragen, und bis 2020 sollen zehn Proberaum-Container auf dem Feierwerk-Gelände stehen. Außerdem wurde am 13. Dezember 2017 der Beschluss gefasst, auf einem städtischen Gewerbegrundstück an der Adi-Maislinger-Straße zehn Musikproberäume in Holzsystem-Bauweise zu errichten, und zwar als Zwischennutzung für die Dauer von fünf Jahren.

Dazu wird es aber aufgrund einer aktuellen Entscheidung im Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft, an der auch das Kommunalreferat und das Kulturreferat beteiligt waren, nicht kommen. Und das ist, auch wenn es sich nicht wirklich danach anhört, eine gute Nachricht. Denn anstatt eines hölzernen und am Ende wohl doch nur notdürftigen Provisoriums wird nun in der Adi-Maislinger-Staße ein Neubau mit integrierten Proberäumen entstehen, die nicht nur für fünf, sondern stattdessen für zehn Jahre gemietet werden können. Bauherr ist in dem Fall die unmittelbar benachbarte Münchner Traditions-Bäckerei Zöttl, die auf dem Grundstück im Zuge einer Betriebserweiterung dort eine neue Produktionsstätte für Brezen, ein Café sowie Anlieferungs- und Ladeflächen schaffen will.

Grund für diese Planänderung war die im Juli 2018 von der Firma Zöttl gegenüber dem Referat für Arbeit und Wirtschaft geäußerte Bitte, aufgrund von räumlichen Engpässen die betriebliche Erweiterung nicht erst nach einer fünfjährigen Zwischennutzungs-Pause, sondern sofort realisieren zu können. Und eben die signalisierte Bereitschaft und das Angebot, innerhalb des Neubaus die geplanten Proberäume mit zu integrieren.

Diese sollen laut Beschluss von der Firma Zöttl ausgebaut und bezugsfertig, das heißt inklusive Schallschutz, an die Stadt München übergeben werden. Ausgefallenere technische Ausbauten wie Studio- oder Aufnahmetechnik sowie Mobiliar oder andere technische Gerätschaften gehören aber nicht zum ausgehandelten Vertrag. Die Grundmietzeit soll sich wie erwähnt auf zehn Jahre belaufen, mit Aussicht auf Verlängerung, und der Mietpreis auf eine marktübliche Miete von 19,50 Euro pro Quadratmeter. Wobei laut Kulturreferat die Stadt München die Anmietung übernehmen und die Räume dann in Kooperation mit der Fachstelle Pop zum halben Preis, das heißt für voraussichtlich zehn Euro, an die Musiker weiter vermieten wird. Die genauen Modalitäten dafür werden, so Jennifer Becker vom Kulturreferat, noch ausgehandelt. Wann die Räume beziehbar sein werden, ist noch unklar. Mit etwas Glück könnte das noch 2020 sein, wahrscheinlicher ist aber in zwei oder drei Jahren. Insgesamt sieht sie die Entscheidung als eine Win-win-Situation, bei der sowohl die Stadt als auch die Firma Zöttl sowie natürlich auch die Musiker in München profitieren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: