Wirt vor Gericht:Blutiger Streit ums Rauchverbot

Seine Zeit als Wirt dauert nur ein paar Stunden: Bei der Neueröffnung gerät er mit seinen Gästen in Streit - und sticht schließlich mit dem Küchenmesser auf zwei Männer ein. Nun steht er wegen versuchten Mordes vor Gericht.

Von Christian Rost

Seine Zeit als Wirt eines Lokals im Münchner Schlachthofviertel dauerte gerade mal ein paar Stunden. Am 1. Januar 2012 feierte Dimokritos A. die Neueröffnung des "Wolf und Mond" in der Kapuzinerstraße, seit dem 2. Januar sitzt er wegen versuchten Mordes in zwei Fällen in Untersuchungshaft. Laut Staatsanwaltschaft soll er wegen eines Verstoßes gegen das Rauchverbot mit seinen Gästen aneinandergeraten sein und zwei davon mit einem Küchenmesser schwer verletzt haben.

Seit diesem Montag muss sich der 39-jährige A. vor der elften Strafkammer am Landgericht München I verantworten. Wie es in der Anklage heißt, kam es in der Tatnacht gegen 1.20 Uhr zunächst zu einer kurzen Diskussion zwischen dem Wirt und einem Gast, der sich eine Zigarette angezündet hatte.

Der Gast soll sich vor A. aufgebaut und auf Russisch gefragt haben, wer er sei und ob er in dem Lokal überhaupt etwas zu sagen hätte. Beide Männer sind griechischer Abstammung und wurden in Georgien geboren. Wortlos soll sich der Wirt nach der Konfrontation in seine Küche zurückgezogen haben. Seine Kellnerin ahnte nichts Gutes dabei: Rasch forderte sie die drei noch anwesenden Gäste auf, das Lokal zu verlassen. Sie müssten ihr Bier auch nicht bezahlen, so die Bedienung.

Ehe die Männer abzogen, stand schon wieder Dimokritos A. im Raum. Hinter seinem Rücken verbarg er laut Anklage ein Messer, das neben geschnittenen Zitronen in der Küche gelegen hatte. Die Bedienung wollte ihren Chef noch aufhalten, der jedoch habe den rauchenden Gast wegen dessen herabsetzenden Äußerungen unbedingt abstrafen wollen, so die Staatsanwaltschaft.

Neun Zentimeter lange Klinge

Beim folgenden Gerangel soll A. dem Mann das Messer mit neun Zentimeter langer Klinge dann unvermittelt in den Oberkörper gestochen haben, wobei er eine Rippe traf. Zu diesem Zeitpunkt bemerkte der Getroffene noch nichts von der Verletzung, was eventuell am Alkoholkonsum aller Beteiligten lag.

Ehe er des Stichs gewahr wurde, attackierte A. laut Staatsanwaltschaft noch einen weiteren Gast: Der Wirt rammte dem 38-Jährigen das Messer in den Bauch und ließ es dort stecken. Danach flüchtete der mutmaßliche Täter in ein benachbartes Lokal.

Etwa 20 Minuten später, als schon die Polizei im "Wolf und Mond" eingetroffen war, kehrte Dimokritos A. zurück in sein Lokal. Er rannte an einem Polizeibeamten vorbei und streckte den Gast, mit dem er wegen des Rauchens in Streit geraten war, mit einem Faustschlag nieder. Ehe der Polizist darauf reagieren konnte, trat A. auf das am Boden liegende Opfer auch noch ein.

Die Messerstiche stritt A. vor Gericht nicht ab. Es tue ihm alles leid, sagte der Angeklagte, er sei betrunken gewesen. Angeblich hatte er sechs bis acht Wodka und drei Bier getrunken. 10 000 Euro Schmerzensgeld wolle er den Opfern zahlen. In Mordabsicht will A. nicht gehandelt haben. Nach seiner Darstellung hatte er das Messer an sich genommen, weil er sich von den Gästen bedroht gefühlt habe. Im Gerangel sei ihm dann die Brille heruntergefallen - er habe nichts mehr gesehen. Mit dem Messer habe er dann lediglich abwehrende Bewegungen gemacht. Der Prozess dauert an.

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