Süddeutsche Zeitung

Altstadt:Unbekannte wollen Bronzesau stehlen

Lesezeit: 1 min

Mehrere Männer haben versucht, das Bronzeschwein vor dem Wirtshaus "Paulaner im Tal" zu stehlen. Weit kamen sie nicht. Aber dem Schwein fehlt jetzt eine halbe Haxe.

Von Martin Bernstein

Eine halbe Schweinshaxe kostet bei "Paulaner im Tal"-Wirt Putzi Holenia normalerweise 15,90 Euro samt Dunkelbiersoße und Knödel. Jetzt fehlt eine halbe Haxe - und das dürfte deutlich teurer werden. So um die 1000 Euro, vermutlich. Die fehlende Haxe würde nämlich Sau Resi komplettieren, und wäre sie noch an Ort und Stelle, würde das Bronzeschwein nicht so windschief an der Eingangstür zu der Traditionsgaststätte in der Münchner Altstadt lehnen. Mutmaßlich alkoholisierte Frevler haben in der Nacht zum Donnerstag die arme Sau geschändet. Ein Passant entdeckte kurz vor fünf Uhr sechs oder sieben Mannsbilder, als diese gerade die eigentlich an der Hauswand angekettete Resi wegzuschleppen versuchten.

Wenn sie nicht sofort von dieser Schweinerei abließen, drohte der couragierte Retter, werde er die ganze Bande mit dem Mobiltelefon filmen und auffliegen lassen. Daraufhin ließen die mutmaßlich nicht mehr ganz nüchternen Übeltäter das Corpus Delicti los, Resi krachte mit der Wucht ihrer hundert Kilo aufs Pflaster - und verlor die Hälfte des linken Hinterbeins. Mit der Bronze-Haxe in den Händen türmten die Schweineschänder. Polizisten aus der nahen Altstadt-Inspektion brachten die ramponierte Resi zurück an ihren Standort und leiteten eine Fahndung nach den Delinquenten ein. Bisher ohne Ergebnis.

Den genauen Ablauf der ruchlosen Tat erfuhren der als "Haferlgucker" und Promi-Wirt bekannte Holenia, 73, und seine Tochter Natalie Schwalbe, 38, erst am Donnerstagmittag. Sie hatten zunächst gedacht, dass Resi an Ort und Stelle von Vandalen so zugerichtet worden sei. Vergangenes Jahr ist das schon einmal passiert: Da verlor die Bronzesau, die Holenia vor 24 Jahren in einem Auktionshaus am Viktualienmarkt gekauft hat, ein Ohr. Das ließ sich wieder anschweißen. Die halbe Haxn indes ist mit den Tätern in der Nacht verschwunden - sie muss erst nachgegossen werden. Das ist teuer, aber unvermeidlich. Denn das Bronzeschwein soll ja wieder standhaft aufs kulinarische Programm der Gaststätte hinweisen. Die Junior-Chefin befürchtet sogar: "Vielleicht braucht Resi eine Prothese."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4358602
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 08.03.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.