Winterspiele 2018:Klares Votum für Olympia

Alle Rathaus-Fraktionen unterstützen das Bewerbungskonzept für Olympia 2018. Oberbürgermeister Ude wettert gegen die Kritiker aus Garmisch.

J. Bielicki und H. Effern

An den Mehrheiten in den Kommunalparlamenten wird Münchens Kandidatur für die Olympischen Winterspiele 2018 nicht scheitern. Der Münchner Stadtrat stellte sich am Mittwoch mit großer Mehrheit hinter die Olympia-Bewerbung. Bei nur vier Gegenstimmen unterstützten die Stadträte das Bewerbungskonzept samt der darin enthaltenen finanziellen und rechtlichen Garantien, die München im kommenden März beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) abgeben muss.

Winterspiele 2018: Ein Arbeiter bringt ein Werbeplakat mit dem Logo, mit dem sich die Stadt München für die Olympischen Winterspiele 2018 bewirbt, an einer Plakatwand an.

Ein Arbeiter bringt ein Werbeplakat mit dem Logo, mit dem sich die Stadt München für die Olympischen Winterspiele 2018 bewirbt, an einer Plakatwand an.

(Foto: Foto: ddp)

Am Abend befürworteten auch die Gemeinderäte in Garmisch-Partenkirchen die Olympiabewerbung: Mit jeweils 20:10 Stimmen lehnten sie ein Ratsbegehren über die Bewerbung ab und genehmigten den Inhalt der ersten offiziellen Bewerbungsunterlage.

Damit ist die Garmischer CSU mit ihrem Versuch gescheitert, die Bürger über die weitere Bewerbung entscheiden zu lassen. Das sei wegen der bekannten Mehrheiten wenig überraschend, sagte die Fraktions-Chefin Elisabeth Koch. Insbesondere die unsichere Finanzierung müsste aber geklärt werden. "Wer unsere Haushaltslage kennt, der versteht, warum wir uns ernsthaft Sorgen machen." Ob die Ablehnung des Gemeinderats das endgültige Aus für einen Bürgerentscheid bedeutet, ist allerdings unklar. "Es gibt in Garmisch Menschen, die entschlossen sind, ein Bürgerbegehren zu starten", sagte Axel Döring, Kreis-Vorsitzender des Bund Naturschutz, schon vorab.

Bürgermeister Thomas Schmid vom Christlich Sozialen Bündnis (CSB) zeigte sich nach der Sitzung "zufrieden, aber auch traurig, dass es so weit gekommen ist". Die klaren Ergebnisse gegen die Minderheit von CSU und SPD seien ein Zeichen, "dass Garmisch-Partenkirchen ein verlässlicher Partner ist". In der Debatte über das Ratsbegehren hatte sein Fraktions-Chef Peter Samstag die CSU scharf angegriffen. "Sie versuchen zu spalten und dem Ort zu schaden", sagte er.

Bereits am Montag hatte der Kreistag des Berchtesgadener Landes, in dessen Eiskanal am Königssee die Schlittensportler um olympische Medaillen kämpfen sollen, sich mit großer Mehrheit für das Bewerbungskonzept ausgesprochen. Es sieht vor, dass die Winterspiele nach derzeitigen Schätzungen insgesamt zwischen 2,9 und 3,5 Milliarden Euro kosten werden (SZ vom 5. November). Davon sollen rund 1,2 Milliarden in die Ausrichtung der Spiele selbst gehen und aus Sponsorengeldern und Einnahmen aus dem Verkauf von Fernsehrechten, Werbelizenzen und Eintrittskarten kommen. 1,7 bis 2,3 Milliarden Euro soll nach diesen Berechnungen der Ausbau von Straßen, Schienenwegen, Unterkünften und Sportstätten kosten - getragen vom Bund, dem Freistaat Bayern, den beteiligten Kommunen und privaten Investoren.

Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) griff das Verhalten der Garmischer CSU scharf an. "Was die CSU im Alpenland veranstaltet, hat wirklich Kabarettreife", erklärte er vor dem Münchner Stadtrat. Die CSU habe in Garmisch die Olympia-Bewerbung über Jahre hinweg unterstützt, ihre "180-Grad-Kehrtwende zu einer plötzlichen Fundamentalopposition" sei "nicht verantwortbar", zürnte Ude: "Unmöglicher, unseriöser und unqualifizierter kann man im internationalen Rahmen nicht auftreten." Neben der CSU traf der Zorn des Oberbürgermeisters aber auch die eigenen Genossen aus Garmisch: Im dortigen Gemeinderat, so Ude, "stellen sich beide Volksparteien als kleine, radikale Minderheiten dar". Auf Unverständnis stieß Udes Ausbruch bei den Münchner Christsozialen. Der Oberbürgermeister sei der "großen nationalen Aufgabe Olympia" nicht gewachsen, wenn er "der Versuchung, kleinkariert auf die CSU einzuhauen, nicht widerstehen" könne, sagte der CSU-Ratsfraktionsvize Hans Podiuk. Garmisch brauche jetzt "Zuckerbrot, nicht die Peitsche aus München", erklärte Podiuk.

Ude verteidigte auch die Abgabe umfangreicher Garantieerklärungen durch die Stadt an das IOC. Unter anderem erklärt sich die Stadt bereit, als Gesamtschuldner für den Olympia-Etat zu haften, falls sie den Zuschlag für die Spiele erhält (SZ vom 11. November). Er halte zwar die Verteilung von Kosten, Chancen und Risiken, wie sie das IOC den Gastgeberstädten vertraglich vorgibt, "für eine Zumutung", räumte Ude ein. Allerdings habe die Stadt keine andere Wahl, als die Bedingungen des IOC zu akzeptieren. Ihnen habe sich sogar "der mächtigste Mann der Welt", US-Präsident Barack Obama, während der erfolglosen Bewerbung seiner Heimatstadt Chicago für die Sommerspiele 2016 unterworfen. Die IOC-Verträge zu ändern, "das geht nicht", sagte Ude. "Die Frage lautet einfach: Wollen wir uns beteiligen oder nicht?"

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