Süddeutsche Zeitung

"Wiesn-Warm-up-Mops-Party" im Augustinerkeller:Hunde in Lederhosen

Immerhin findet das Ganze für einen guten Zweck statt: Bei Uschi Ackermanns "Wiesn-Warm-up-Mops-Party" stellen Damen in bunten Dirndln ihre in Lederhosen gekleideten Mini-Hunde und ein Mops-Kochbuch vor - Skurrilität auf höchstem Niveau.

Franz Kotteder

Wenn es auf die Wiesn zugeht, beginnt auch die Zeit, in der dem Münchner kein Event mehr deppert genug sein kann. Das stellt oft harte Belastungsproben für den gesunden Menschenverstand dar und verlangt manchmal einiges an Toleranz. Oder kann man sich zum Beispiel etwas noch Narrischeres vorstellen als eine "Wiesn-Warm-up-Mops-Party"?

Nein, so etwas ist kaum vorstellbar. Die PR-Frau Uschi Ackermann aber, sonst meist für Düfte zuständig, stemmt so etwas seit nunmehr vier Jahren. Und tatsächlich kommt immer wieder eine stolze Anzahl Mops-Besitzerinnen - es sind in aller Regel Damen, der Mops an sich scheint ein rechter Frauenversteher zu sein - in den buntesten Dirndln der Stadt zusammen, um eine Woche vor Wiesnbeginn Ackermanns Mops namens Sir Henry hochleben zu lassen.Und gleichzeitig ein gutes Werk zu tun. Denn der Reinerlös der Veranstaltung kommt der Tierwelt zugute.

Bei der vierten Mops-Party am Montag im Augustinerkeller waren das zu gleichen Teilen der Verein "Ein Herz für kranke Tiere" an der Medizinischen Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität und das "Tierheim im Tal" in der Slowakei. 74 Mopshalterinnen waren gekommen und zahlten jeweils 100 Euro Eintritt, macht zusammen 7400 Euro, die Uschi Ackermann überreichen konnte.

Soweit das Positive. Eingerahmt wird das gute Werk nämlich noch von der eingangs erwähnten Belastungsprobe. Da werden zum Beispiel ziemlich zu Beginn alle anwesenden Hundebesitzerinnen samt Anhang auf die Bühne gebeten, und das allein ergibt schon - wegen der farbenfrohen Phantasiedirndl, der manchmal unheilvollen Wirkung von Botox und den verkleideten Möpsen in Lederhosen - das skurrilste Gruppenfoto, das seit Jahresbeginn entstanden sein dürfte.

Dann aber greift auch noch der Schlagersänger Janis Nikos in das Geschehen ein und schmettert seinen angeblichen Wiesnhit mit dem neckischen Titel "Scharfe Möpse" und der schönen Liedzeile: "Ist es Himmel oder Hölle?", welche Frage sich umstandslos und eindeutig beantworten lässt. Die Damen kichern wissend, wenn Nikos singt: "Komm beiss' an und lass' heut' Nacht die Lust regier'n!"

Man kann so etwas sicher dann am besten wertschätzen, wenn man drei Maß Wiesnbier intus hat. Vermutlich deshalb feiert Sir Henry seine Mops-Party so kurz vor dem Oktoberfest. In diesem Jahr fällt die Sause aber auch noch zusammen mit einer Buchpremiere. Sir Henry hat sich von dem Kinderlied "Ein Mops kam in die Küche" nämlich nicht abschrecken lassen, sondern jetzt ein Kochbuch geschrieben mit dem Titel "Hier kocht der Mops" (Heel-Verlag, 14,99 Euro).

Das liegt wohl daran, dass Uschi Ackermanns Lebensgefährte der Münchner Feinkostkönig Gerd Käfer ist. Er hat allerlei Rezepte von "Obazda auf Schnuffi-Art" bis "Mops-Sushi" und "Wau-Pizza" zusammengestellt, die auch für Hundebesitzer geeignet sind.

All das erinnert in seiner radikalen Konsequenz dann doch wieder an die besten Momente aus "Monty Python's Flying Circus". Und damit ist es ja irgendwie hohe komische Kunst.

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SZ vom 18.09.2012/most
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