Wiesn-Wanderungen:Die besten Wanderwege über die Wiesn

Lesezeit: 4 Min.

Die Alpen so fern und doch so nah? Auch auf der Wiesn gibt es unterschiedlich anspruchsvolle Routen. (Foto: dpa)

Das Oktoberfest ist verkannt als lohnendes Bergsteigerziel, denn es verlangt teils viel Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Drei Tourenvorschläge für Einsteiger und Geübte.

Glosse von Isabel Bernstein

München ist durch und durch eine Bergsteigerstadt, keine Frage. Es gibt einen Alpengarten im Botanischen Garten, ein Alpines Museum auf der Praterinsel, eine Höhenkammer, in der sich Stadtbewohner auf Hochtouren vorbereiten können, und nicht zu vergessen die zahlreichen Almhütten im Stadtgebiet und die vielen Immobilien-Inserate, die mit "Bergblick" werben.

Und dann ist da noch das Oktoberfest. Weil es oft als größtes Volllauffest der Welt verkannt wird, scheuen sich Wanderer davor, die Theresienwiese in ihre Ausflugsliste aufzunehmen. Dabei findet sich selbst in den Alpen kaum ein Berg, der auf so engem Raum verschiedene Bahnen und Touren unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade vereint. Drei Routen, wie sich die Wiesn am besten erwandern lässt:

Route für Einsteiger

Anreise: mit der U4/U5 bis Station "Theresienwiese", von dort zum Eingang P2

Route: Vom Haupteingang geht es an der Steininger Alm vorbei und an der nächsten Abzweigung links. Dem Straßenverlauf folgen, bis man auf die Schaustellerstraße trifft. Dort rechts abbiegen, bis linkerhand die Münchner Zugspitzbahn erscheint. Nach einem Abstecher an den Tegernsee auf der Schaustellerstraße weiter bis zur Alpina Bahn. Die letzten Höhenmeter legt man mit der Bahn zurück.

Charakter/ Schwierigkeit: Die Tour führt ausschließlich durch dicht bebautes Gebiet, dennoch bieten sich immer wieder Ausblicke auf Kühe mit Filzhut, sich bewegende Hirsche oder rosa Flamingos. Auch können oftmals Jäger bei ihren Schießübungen beobachtet werden. Die Wege sind allerdings im letzten Teil der Tour unzureichend markiert, der Wegweiser zu "Lisas Knödelalm" an der Alpina Bahn führt den Wanderer in eine Sackgasse.

Dauer: Die Wanderzeit beträgt einfach eine halbe Stunde, hinzuzurechnen sind die Wartezeiten an den Bahn-Talstationen und die Fahrten mit der Zugspitzbahn, Alpina Bahn und "Rund um den Tegernsee".

Einkehr: Nirgendwo schmeckt das Bier bekanntlich so gut wie in den Bergen. Große Berggasthöfe, sogenannte Festzelte, gibt es am Wegesrand einige. Wer statt Gipfelbier lieber auf Hochprozentiges setzt, der wird in einer der vielen Almen fündig, kann zum Beispiel "Alpen-Stangerl auf Churros-Art" mit Eierlikör zu sich nehmen. Aber Obacht: Ohne Reservierung geht in den Berggasthöfen inzwischen nix mehr, auch nicht für DAV-Mitglieder.

Ausrüstung: Edelweiß-Halstuch und ein roter Trachten-Filzhut, wenn möglich mit echter Fasanen-Feder; beides ist an Ständen gleich zu Beginn der Tour zu kaufen.

Höhenmeter: zirka 50 Meter. Der höchste Punkt auf der Alpina Bahn liegt auf 32 Meter über Normal-Theresienwiesen-Null. Dazu kommen noch zirka 15-18 Meter im Gegenanstieg, die aber auch mit Fahrgeschäften zurückgelegt werden. Nicht mit eingerechnet ist der Aufstieg auf die Bierbank.

Klassische Route

Anreise: mit der U3/U6 zum Goetheplatz, von dort zum Eingang P8

Route: Schon nach ein paar Metern erreicht man den ersten Zwischengipfel, den Toboggan, eines der ältesten Fahrgeschäfte auf dem Oktoberfest. Weiter auf der Matthias-Pschorr-Straße bis zur Kreuzung Schaustellerstraße/ Straße E. Wer die lange Tour wählt, biegt hier links ab und hat das nächste Ziel, das Riesenrad und mit 50 Metern den absoluten Höhepunkt dieser Tour, bereits vor Augen. Die anderen biegen rechts in die Schaustellerstraße ab und erreichen nach ein paar Metern den zweiten Gipfel, den "Alpenrausch". Von hier aus immer geradeaus, bis linkerhand die Münchner Rutschn erscheint. Der Rückweg erfolgt über dieselbe Route wie hinwärts.

Charakter/ Schwierigkeit: attraktive, nicht allzu lange Hochtour, bei der nur ein Teil der Höhenmeter mit der Bahn zurückgelegt werden kann. Erfordert Mut, Trittsicherheit, Gleichgewichts- und Orientierungssinn gleichermaßen. Vorsicht, bei Regen wird das Förderband des Toboggans schnell schmierig. Anspruchsvoller wird's beim "Alpenrausch", hier warten unter anderem Wackelböden, ein Gummi-Irrgarten und eine Luftbrücke. Besonderes Schmankerl: Den Abstieg vom Toboggan und von der Münchner Rutschn müssen die Wanderer nicht zu Fuß zurücklegen, sondern sie können mit einer Rutsche ins Tal sausen.

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Bayern, bitte wegschauen. Dieser Text richtet sich an Menschen, die das Wort "Wiesn" für einen Plural halten und "Mass" mit langem "a" aussprechen.

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Dauer: Bis zu den ersten zwei Zwischengipfeln dauert es je nach Zahl der Wanderer etwa fünf beziehungsweise zehn Minuten, bis zur Münchner Rutschn 15 Minuten. Wer den Abstecher über das Riesenrad nimmt, muss weitere 15 Minuten dazurechnen plus Fahrzeit.

Einkehr: Nirgendwo schmeckt der Kaiserschmarrn bekanntlich so gut wie in den Bergen. Das Café Kaiserschmarrn liegt ein paar Meter abseits der Route in der Matthias-Pschorr-Straße. Andere Einkehrmöglichkeiten liegen direkt am Wegrand.

Ausrüstung: Feste Schuhe mit gutem Profil nötig. Den Rucksack sollten Bergsteiger dagegen zu Hause lassen: Im gesamten Theresienwiesen-Gebirge herrscht Taschenverbot. Wer dennoch einen dabei hat, muss den Rucksack an einem der bewachten Depots am Zustieg abgeben.

Höhenmeter: zirka 100 Meter inklusive Riesenrad

Überschreitung für Geübte

Anreise: mit der U4/U5 zur Station "Theresienwiese", Eingang P5

Route: Vom Eingang vorbei an den ersten Almen und den Stromschnellen des "Rio Rapidos" bis zum "Höllenblitz", der den Wanderer über einen Stollen ins Berginnere befördert. Der Weg verläuft anschließend gemächlich, bis sich plötzlich am Motodrom eine Steilwand auftut, genannt "Todeswand". Weiter bis zur Matthias-Pschorr-Straße, dort rechts abbiegen. Die Bavaria, das Ziel dieser Tour, erreicht man entweder über die Treppe oder man geht den Pfad am Kotzhügel entlang.

Charakter/ Schwierigkeit: eine herausfordernde Hochtour, die vor Augen führt, was ungeübtes Begehen der Theresienwiese für Folgen haben kann. Trittsicherheit und absolute Schwindelfreiheit sind unbedingt erforderlich. Die Tour auf den Kotzhügel sollte man vormittags machen, wenn noch nicht so viele Anfänger im Steig hängen. Auch nimmt die Griffigkeit im Gelände von Minute zu Minute ab. Nicht zu unterschätzen ist das Gefälle des Hangs, besonders absturzgefährdet sind Seilschaften mit unpassendem Schuhwerk (zum Beispiel Haferl- oder Stöckerlschuhen). Die örtliche Bergwacht, die Polizei München, hat erst kürzlich vor dem Aufstieg gewarnt:

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Nicht zu unterschätzen ist freilich auch der Abstieg, der besonders unfallträchtig ist, wenn man schon weiche Knie hat. Vorsicht bei der "Todeswand", hier treffen Fußgänger, Motorradfahrer und die in den Bergen ja besonders verpöhnten E-Biker aufeinander.

Einkehr: Nirgendwo schmeckt die Brotzeit bekanntlich so gut wie in den Bergen. Riesen-Brezn gibt es überall im Festwiesen-Gebirge, einen guten Käse gibt es zum Beispiel in der Sennerei "Feisingers Kas- und Weinstubn".

Ausrüstung: festes Schuhwerk absolut notwendig, auch sind Wanderstöcke für den rutschigen Schlussanstieg nicht zu verachten.

Dauer/ Höhenmeter: Hängt von der Zahl der herumliegenden Besoffenen ab, die man überklettern muss. Als Faustregel gilt: ein Höhenmeter pro Bierleiche. Ein austrainierter Bergsportler schafft zirka 400 Betrunkenen-Höhenmeter pro Stunde.

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