Wiesn-Seelsorge:Dem Himmel sei Dank

München: OKTOBERFEST - Schaustellr-Gottesdienst im Marstallzelt

Im Marstall-Zelt versammelten sich die Schausteller, Marktkaufleute, Wiesnwirte und Wiesnmitarbeiter zur traditionellen Messe.

(Foto: Johannes Simon)

Pfarrer bittet beim Schausteller-Gottesdienst um mehr Sonne und gutes Auskommen

Von Andreas Schubert

Geht doch, das mit der Sonne. Und weil sie am Donnerstagvormittag gar so schön geschienen hat, sind die Zuckerbäckerfarben des Marstall-Zeltes richtig zur Geltung gekommen. Fast wie ein Kirchenfenster hat die Zeltplane ausgeschaut, was ja auch gut gepasst hat zum Anlass. Wie jedes Jahr haben sich die Schausteller, Marktkaufleute, Wiesnwirte, Wiesnmitarbeiter und auch einfach Besucher zum Gottesdienst versammelt. Eine "gute Tradition", wie Pfarrer Sascha Ellinghaus findet. Ellinghaus ist der Leiter der Circus- und Schaustellerseelsorge, "Nationalseelsorger" nennt sich das. Und als solcher hat er natürlich die Sorgen seiner Klientel besonders im Blick. So äußerte er sich in seiner Predigt auch zum aktuellen Zwist zwischen Stadt und Schaustellern. Bekanntermaßen kritisieren Letztere die Kontrollen an den Eingängen zur Theresienwiese, die nach ihrer Ansicht zu rigide sind. Auch der Geistliche meinte, man müsse einen Weg finden, dass Familien nicht abgeschreckt würden. "Wir wollen alle Sicherheit auf unseren Volksfesten", sagte er. Es gehe aber immer um das rechte Maß.

Bei der Messe im Bierzelt gedenken die Teilnehmer traditionell der verstorbenen Kollegen. Dass Schausteller auf ihrem Volksfest einen Gottesdienst abhalten können, war nicht immer selbstverständlich. Dieses Jahr feiert die Circus- und Schaustellerseelsorge ihren 60. Geburtstag, im März 1956 erlaubte Papst Pius XII. erstmals, dass Messen auch außerhalb geweihter Stätten stattfinden dürfen. So beten die Volksfestbeschicker nun eben in den heiligen Hallen von Festwirten. Dass die Kirche es gut mit den Schaustellern meint, zeigte eine Sonderaudienz Mitte Juni bei Papst Franziskus in Rom, der die Schausteller als "Meister des Feierns" und "Meister des Schönen" lobte.

Das Wetter am Donnerstag dürfte die Feiermeister wieder mit der Welt versöhnt haben. Gegen Mittag strömten wieder die Massen aufs Festgelände, wie man es bei einer normalen Wiesn gewohnt ist. Nach dem Segen, bei dem Pfarrer Ellinghaus um ein "gutes Auskommen" und "ein bisschen mehr Sonne" bat, spielte die Kapelle Musikverein Medelon die Bayernhymne, in der der blaue Himmel ja keine unwesentliche Rolle spielt. Toni Roiderer, der am Donnerstag seinen 72. Geburtstag feierte, gefiel's. Er lud die Musiker anschließend zum Essen ins Hacker-Zelt ein.

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