Süddeutsche Zeitung

Fünf für München:Muskelarbeit, mal so, mal so

Pfarrer Rainer Maria Schießler schreibt ein Buch übers Maßkrugschleppen auf der Wiesn, Christian und Jacob Winter radeln in 13 Monaten durch 13 Länder - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Korbinian Eisenberger, Clara Löffler und Martina Scherf, München

Beten und Schreiben

Es gehört nicht gerade zur klassischen Jobbeschreibung eines Pfarrers, durstige Wiesnbesucher mit gefüllten Masskrügen zu versorgen. Rainer Maria Schießler machte es trotzdem. Insgesamt elf Jahre, zuletzt 2018, servierte der katholische Pfarrer aus München auf dem Oktoberfest Bierkrüge, Hendl-Teller und andere Feinheiten. Nun hat Schießler darüber ein Buch geschrieben. "Wiesn-Glück. Eine Liebeserklärung" erscheint am 9. September, gut eine Woche vor dem Restart des Oktoberfests.

In seinem neuesten Werk erzählt der 61-Jährige "die schönsten Geschichten seiner Wiesn-Zeit" (bene!/Droemer Knaur, Erscheinungstermin 9. September), wobei - glaubt man der Vorankündigung - Spuren von Ironie enthalten sind, wie auch ernstere Passagen.

Schießler ist wahrscheinlich der bekannteste, sicher aber der präsenteste Pfarrer Münchens. Jahrelang hat er für die Abendzeitung Kolumnen geschrieben, er ist in TV-Serien und Spielfilmen aufgetreten und durch Talkshows getingelt, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen moderiert er seine eigene Sendung. Nach "Himmel, Herrgott, Sakrament. Auftreten statt austreten" (2016), "Jessas, Maria und Josef. Gott zwingt nicht, er begeistert" (2018), "Die Schießler-Bibel" (2021) und "Seid ihr noch zu retten" (2022) veröffentlicht er nun sein fünftes Buch.

Das Buch enthält Beiträge der Schottenhamel-Festzelt-Wirte Christian und Michael sowie von langjährigen Kolleginnen, die die aktive Wiesn-Zeit von Rainer M. Schießler ebenfalls miterlebt haben. Am 6. September findet eine öffentliche Lesung im Paulaner am Nockherberg statt.

Tanzen und lernen

Tanzen tut gut. Und wer jetzt meint, er könne nicht tanzen, ist bei Magnus Kaindl gerade richtig. Er ist einer der besten Schuhplattler im Land, leitet Volkstanzkurse und bringt Laien beim Kocherlball im Englischen Garten in Schwung. In der Corona-Zeit hat er einen bayerischen Line-up-Tanz entwickelt, da steht man in einer Reihe und muss sich nicht berühren. Wer das probieren will, ist eingeladen, mit ihm im Hof des Isartors beim Valentin-Karlstadt-Musäum das Tanzbein zu schwingen. Am 29. August, 5. und 12. September, jeweils 17.30 bis 18.30 Uhr. Eintritt frei. Bei Regen fällt die Gaudi aus.

Feiern und trommeln

Drei Tage voller Leichtigkeit, Tanz und Kultur versprechen Theres Preißler, 29, und Kaya Hofmann, 31, Veranstalterinnen des ersten karibischen Carnival-Wochenendes in Bayern. Unity, also Einheit, lautet das Motto, unter dem sie vom 9. bis 11. September karibische, lateinamerikanische und westafrikanische Musik in München erlebbar machen. Doch steckt weit mehr als Hedonismus hinter den bunten Kostümen und kräftigen Bässen. Der Münchner Carnival wurde in seiner Umsetzung vom afro-karibischen Carnival inspiriert, der seinen Ursprung in Trinidad und Tobago des späten 18. Jahrhunderts nimmt. Auch heute noch findet das Event jeden Montag und Dienstag vor Aschermittwoch statt - als Ausdruck von Widerstand der afrikanischen und indischen Bevölkerung Trinidads gegen koloniale Unterdrückung. Den Höhepunkt des Münchner Carnival bildet ebenfalls eine Straßenparade, die ein Zeichen setzen will für mehr Diversität im Münchner Kulturleben und gegen jegliche Form von Diskriminierung.

Radeln und spenden

Ein junges Ehepaar aus München, sie Lehrerin, er Apotheker, nimmt sich ein Sabbatical und radelt durch Europa. 13 Länder in 13 Monaten, das ist der Plan. Sie verbringen den Winter in Südeuropa und den Sommer in Skandinavien. Sie treffen Menschen aus verschiedenen Kulturen, sie rücken Umweltschutz in den Fokus, leben weitgehend plastikfrei und ressourcenschonend. Und sie beschließen, ihre Tour mit einer Spendenaktion zugunsten des Kinderhilfswerks Unicef zu verbinden. "Uns ist bewusst, dass wir beide privilegiert sind, ein gutes Leben führen und dass wir uns auch während der Pandemie finanziell keine Sorgen machen mussten", sagen Christina und Jacob Winter, 33. Das ist in vielen Teilen der Welt ganz anders. Seit zwei Wochen sind die beiden zurück in Deutschland. Von Berlin führt die letzte Etappe nach Hause. An diesem Montag, 29. August, wollen sie in München ankommen. Fast 8000 Euro haben sie auf ihrer Reise gesammelt, doch es soll noch mehr werden.

Die Münchner wollen mit ihren Spenden ein Projekt von Unicef in der Elfenbeinküste unterstützen. Dort stellen Bewohner aus Plastikmüll Ziegelsteine her, mit denen dann wiederum Klassenzimmer gebaut werden. "In vielen Ländern können längst nicht alle Kinder zur Schule gehen", sagt Christina Winter. Ohne Bildung aber kein Fortschritt. Auch eine Hygiene-Station soll dort gebaut werden, um die Übertragung von Krankheiten zu reduzieren. Wer den beiden helfen will, dass sie ihr Spendenziel von 1300 Euro pro geradeltem Monat noch erreichen, kann auf ihrer Internetseite https://cyclingforplaneta.com/ direkt an Unicef spenden.

Baggern und wenden

Mehr als eine Million Kilometer weit ist er mit seinem Lastwagen gefahren. Damit hätte er knapp 30 Mal den Erdball umrunden können. Vier Jahrzehnte war der "Kran Bäda" Peter Dittrich für den Ebersberger Familienbetrieb Fuchs im Münchner Umland unterwegs, baggerte mit seinem Selbstlader-Kran Ziegel oder Pflastersteine auf seine Ladefläche, wendete und fuhr weiter. Auf den Baustellen in der Region ist er Kult, fast jeder kennt den "Kran Bäda". Sein Chef hat einmal erklärt, dass sich Dittrich selbst zur Arbeit eingeteilt habe, ganz zur Zufriedenheit seiner Firma. Im Alter von 63 Jahren geht der "Kran Bäda" nun in Rente.

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