Sarah wurde nicht in einer Kirche getauft, sondern auf dem Oktoberfest - beim traditionellen Wiesn-Gottesdienst im Hippodrom-Festzelt. Die 18 Monate junge Sarah ist die Tochter einer Mandelbrennerfamilie und so wurde ihr diese sonderbare Ehre zu teil. Drei Schaustellerkinder erhielten während der Bierzelt-Messe das Sakrament der Firmung - in Dirndl und Lederhose.
Pfarrer Heller spielt am Ende des Gottesdienstes mit seiner Band auf.
(Foto: Foto: son)Der Gottesdienst wird jedes Jahr zum Gedenken der verstorbenen Schausteller, Marktkaufleute und Wiesn-Wirte gefeiert. Statt auf Kirchbänken nehmen die Gläubigen auf Bierbänken Platz. An Stelle von Weihrauch strömt der Geruch von Brathendl durch die Luft.
Doch sonst geht alles mit rechten Dingen zu. Die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck stimmt Kirchenlieder an, Pfarrer Martin Fuchs spricht die Predigt. Fuchs ist seit diesem Jahr katholischer Schaustellerseelsorger von ganz Deutschland.
Die großen Kränze, die an den Dächern der Bierzelte hängen, seien ein Zeichen der Freude, spricht Fuchs. Sie stünden für die Vollkommenheit und zeigten durch ihre Geschlossenheit die Anwesenheit Gottes. Zusätzlich seien die Wiesn-Herzln, die die Kränze schmücken, ein Symbol für die Liebe Gottes, aber auch für die Freude, die die Schausteller und Wiesn-Wirte jedes Jahr an die Besucher weitergäben.
Der evangelische Pfarrer Horst Heinrich sagte, mit Traurigsein erreiche man nichts. Auf der Wiesn dagegen könnten die Besucher durch Freude und Frohsinn neuen Mut und Zuversicht schöpfen - gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.
Während der Eucharistie erklingt dann ein fröhliches Volksfest-Lied: "Immer weiter - einmal traurig, einmal heiter. Volle Fahrt im Lebenskarussell!"