Wie Migranten München sehen:"Paare küssen sich auf offener Straße"

Menschen aus 180 verschiedenen Nationen leben heute in München. Zum 850. Stadtgeburtstag haben neun Fotografen aus fünf Ländern ihre Ansichten über die Isarmetropole und ihre Bewohner festgehalten. Das Ergebnis erinnert an Postkartengrüße aus unserem Alltag, der hier mit anderen Augen betrachtet wird. Die Bilder sind ab sofort in der Seidlvilla zu sehen.

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Menschen aus 180 verschiedenen Nationen leben heute in München. Zum 850. Stadtgeburtstag haben neun Fotografen aus fünf Ländern ihre Ansichten über die Isarmetropole und ihre Bewohner festgehalten. Das Ergebnis erinnert an Postkartengrüße aus unserem Alltag, der hier mit anderen Augen betrachtet wird. Die Bilder sind ab sofort in der Seidlvilla zu sehen.

Tenagne (Äthiopien, 19): "In unserem Land sind Hunde wie Wächter. meistens schlafen sie am Tag. Aber abends passen sie auf uns auf. Sie fressen Rinderknochen, dann werden die Zähne stark. Die Hunde wohnen in kleinen Hütten im Garten. Abends bleiben sie draußen und haben miteinander Spaß. Das Bellen hört man wie Musik. hier sind die Hunde unnatürlich. Die Leute wollen ihre Zeit nicht mit Menschen verbringen, aber mit Hunden. Ich glaube die Hunde wollen mit Hunden Spaß haben."

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Tenagne (Äthiopien, 19): "Als ich zum ersten Mal eine U-Bahn gesehen habe, dachte ich nicht, dass sie so schnell fährt. Und ohne Probleme durch die Erde. Am Anfang habe ich Angst gehabt, wenn sie im Dunkeln stehen bleibt. Jetzt bewundere ich mich sehr, dass ich keine Angst mehr habe. Mit der U-Bahn zu fahren ist einfacher als mit anderen Verkehrsmitteln. Man kann schneller irgendwohin fahren, weil es keinen Stau gibt."

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Beatrice (Ruanda, 32): "Ich liebe das Oktoberfest! Da sind die Deutschen, die sonst auf der Straße oder in der U-Bahn so ernst und schweigsam sind, ganz anders. Alle sind guter Laune, alle kommen zusammen. Alte, Junge, Reiche, Deutsche und Ausländer. Und die Trachten sind so farbig wie ein Schmetterling. So einen riesigen roten Schmetterling zum Spielen würden alle Kinder auf der Welt haben wollen. Meine Tochter (unten links) wollte jeden Tag aufs Oktoberfest."

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Abbas (Iran, 42): Die Gefängniszelle in der Polizeihauptwache an der Ettstraße erinnerte ihn an die Zelle, in der im Iran gefoltert worden ist, und an die Zelle, in die er nach seiner Ankunft in Deutschland gesteckt worden ist.

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Blerim (Kosovo, 19): Das Bild zeigt ihn unter einem bemerkenswerten Plakat: Welche Zukunft hat er selbst? Die Familie ist in alle Winde verstreut.

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Tsehay und Dawit (Äthiopien, 13 und11): "Wir hatten selbst zwei Hunde: Bobby und Meligordi - bei uns werden Hunde anders behandelt. Es gibt keine festen Fütterungszeiten. Hunde ernähren sich von Essensresten der Familie oder man kann beim Metzger extra was kaufen."

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Tsehay und Dawit (Äthiopien, 13 und11): "Bei uns gibt es keine Briefträger, die die Post ins Haus bringen. Man holt die Post beim Postamt ab. Die deutsche Postverteilung finden wir viel praktischer."

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Noel (Togo, 37): "Als ich in München aus dem Flugzeug stieg, hob ich meinen Blick zum Himmel. Und ich sah einen Himmel wie den meinen zu Hause."

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Noel (Togo, 37): "Ich senkte meinen Blick und sah den Erdboden mit demselben Grün und Schmutz wie in Afrika. Und ich sah Menschen, die glücklich oder traurig waren. Da wusste ich: Es gibt nur eine einzige Welt."

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Noel (Togo, 37): "Das Ende eines Traums - Kreisverwaltungsreferat. Sein Verbrechen? Dass er nach Deutschland (München) gekommen ist."

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Noel (Togo, 37): "Anders als hier sind in Afrika die Toten nicht tot"

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Sarah (Iran, 50): "Ich kam in die Aufnahmestelle in der Untersbergstraße. Dort waren Männer in Uniform, und ich bekam große Angst. Doch die Männer waren freundlich."

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Sarah (Iran, 50): "Ein Dolmetscher kam und erklärte mir, dass nun Fotos und Fingerabdrücke gemacht würden. Ich sagte, ich bin doch kein Dieb oder kriminell. Die Männer sagten, in Deutschland wäre das ganz normal."

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Getachew (Äthiopien, 32): "Ich komme aus Addis Abeda, der Hauptstadt von Äthiopien. Ich war erstaunt, dass sich hier Paare auf offener Straße küssen. In Äthiopien würde man das als unanständig empfinden oder als anormal - absolut nicht erlaubt. Ich konnte nicht anders als hinschauen. Doch allmählich gewöhne ich mich daran, dass das hier ganz normal ist."

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Maman (Togo,37): "Die beiden Polizisten waren gerade dabei die Ausweise von Leuten zu kontrollieren. ich bin hingegangen und habe gefragt, ob ich ein Foto von ihnen machen kann. 'Warum?', fragte der eine. 'Für eine Ausstellung.' - 'Und warum ich?', fragte der Polizist weiter. 'Es geht nicht um Sie persönlich, sondern um Ihre Funktion als Polizist.' - 'In Ordnung. Ich alleine oder zusammen?' - 'Zusammen', sage ich. In Deutschland steht die Polizei den Menschen zur Verfügung. Sie gibt das Gefühl der Sicherheit. Ich kann mich sogar neben sie hinstellen."

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Maman (Togo,37): "In Deutschland leben die Menschen sehr einsam. Trotzdem, in einem Altersheim leben die Menschen in Harmonie und werden gut versorgt. In meiner Heimat ist immer Sommer. Deswegen sieht man alte Menschen das ganze Jahr über. Ich wollte wissen, wie alte Menschen im Winter in Deutschland leben."

Die Ausstellung "mit meinen fremden augen" wird am Donnerstag, 5. Juni, in der Seidlvilla von Bürgermeisterin Christine Strobl eröffnet und bis 27. Juni, immer von 12 bis 19 Uhr, dort zu sehen.

Fotos: Refugio/oh

(sueddeutsche.de/af)

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