Westkreuz:Zurück in die Kreidezeit

Die Mondlandung, der Hype um Boris Becker, der Fall der Mauer: Das 50-jährige Bestehen der Mittelschule an der Reichenaustraße feiern Schüler, Lehrer und Eltern mit einer vergnügten Zeitreise-Revue, auch durch die Klassenzimmer von einst und heute

Von Ellen Draxel, Westkreuz

Die Zeitmaschine schreibt das Jahr 1967. Stil und technischer Fortschritt sind zurückgedreht: Das Bühnenbild zeigt alte Wandbilder, einen großen Rechenschieber und statt eines Beamers eine klassische grüne Tafel mit Kreide und Holzgestell. Die Schüler, die zu den Klängen von Richard Strauss' "Also sprach Zarathustra" das fiktive Klassenzimmer der Vergangenheit betreten, tragen Schlaghosen und Stirnbänder, die Jungs Perücken mit langen Haaren. Mit humorvollem Augenzwickern demonstriert der Sketch den Unterricht an der Reichenau-Schule vor einem halben Jahrhundert.

Westkreuz: Farbig ging's auch bei der 50-Jahr-Feier zu - zum Beispiel beim Mondlandungs-Sketch.

Farbig ging's auch bei der 50-Jahr-Feier zu - zum Beispiel beim Mondlandungs-Sketch.

(Foto: Catherina Hess)

Die Mittelschule feiert an diesem Abend ihr 50-jähriges Bestehen. Und die Klassenzimmer-Szene ist nur die erste Stufe eines sechsteiligen Ideen-Feuerwerks. Es folgen die Mondlandung 1969, visualisiert durch eine Apollo-Rakete, Erinnerungen an die Olympischen Spiele 1972 in München sowie eine Chronik der Achtzigerjahre mit Musik von damals, dem Aerobic-Trend, dem Hype um Boris Becker und Steffi Graf und der Fall der Mauer. Ein Sketch aus der heutigen Zeit mit Internet und Handy rundet die Zeitreise ab. Und am Ende steht eine Modenschau mit In-Klamotten der vergangenen 50 Jahre.

Schule an der Reichenaustraße

Einst in grauem Beton erstellt, ist die Reichenau-Schule heute viel bunter geworden.

(Foto: oh)

"Seit Januar hat sich ein Lehrerteam mit den Vorbereitungen für die 50-Jahr-Feier beschäftigt, und wir hatten viele Treffen", sagt Konrektorin Gerda Godau. "Wir waren uns alle einig, so ein Zeitabschnitt muss mit einer Schulveranstaltung gefeiert werden." An vier Projekttagen wurde das Programm mit den Schülern einstudiert. 15 Klassen mit je rund 20 Schülern hat die Mittelschule heute, deutlich weniger als noch vor 50 Jahren. Als das neue Schulgebäude im Herbst 1967 als Volksschule mit Grund- und Hauptschule bis zur Fertigstellung der Grundschule am Ravensburger Ring bezogen wurde, zeigte sich schnell: Der Platz war knapp kalkuliert worden. Denn Realschulen begannen damals erst mit der siebten Klasse, was bedeutete, dass deutlich mehr Fünft- und Sechstklässler als zunächst angenommen an der Schule an der Reichenaustraße blieben. Am Ende waren es mehr als 36 Klassen mit jeweils knapp 40 Kindern, zu viele für die Raumkapazitäten im Haupthaus. Findig aber waren die Verantwortlichen schon damals: Man behalf sich mit Containern auf dem Schulhof, einem Holzhaus auf der angrenzenden Wiese an der Mainaustraße und ausgelagertem Unterricht an den beiden Grundschulen am Ravensburger Ring und an der Gotzmannstraße.

Vor drei Jahren ist die Mittelschule grundlegend saniert worden, das ehemals graue Betongebäude erstrahlt jetzt in neuem Farbglanz. Die Geschicke der Schule führt seit 2015 Andrea Egle, sie ist die sechste Schulleiterin der Reichenauschule. Ihr Motto und das von Konrektorin Gerda Godau: die Schulfamilie nicht aus den Augen zu verlieren. "Wir bemühen uns immer um eine gute und offene Lern- und Arbeitsatmosphäre. Damit unsere Schüler gut vorbereitet ins Leben starten können."

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