Neugestaltung eines Viertels:Barcelona als Vorbild für das Westend

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Eine Visualisierung zeigt, wie die Nachbarschaft rund um die Schwanthalerhöhe aussehen könnte. (Foto: LHM/Rakete)

Grüne und SPD geben den Startschuss für „Superblocks“ in München: weniger Verkehr, mehr Bäume, mehr Platz für Anwohner. Kritiker warnen aber vor „massiven Preissteigerungen der Wohnungen“.

Von Sebastian Krass

Breite Fußwege mit neu gepflanzten Bäumen, Gelegenheiten zum Sitzen, dazwischen nur noch einspurige Straßen, Parkplätze sind aus dem öffentlichen Raum verschwunden: So könnte es in Zukunft aussehen, wenn die Schwanthalerhöhe zu einem sogenannten Nachbarschaftsviertel umgebaut würde, angelehnt an die weitgehend verkehrsberuhigten „Superblocks“ in Barcelona.

Einen Grundsatzbeschluss dafür hat der Stadtrat bereits im Juli gefasst. In dieser Woche nun hat das Baureferat erste Überlegungen samt Visualisierungen dem Bezirksausschuss (BA) vorgestellt. Die Stadtratsfraktion von Grünen/Rosa Liste schrieb in einer Pressemitteilung am Donnerstag von einem „Startschuss“. Sybille Stöhr, Vize-Fraktionschefin und BA-Vorsitzende, erklärte, es sei „wunderbar, dass wir die Nachbarschaftsviertel nun bei uns im Westend auf den Weg bringen können“. Aus den Straßen würden „Orte des Miteinanders“, auf denen man „zusammenkommen, ratschen und spielen“ könne.

Der Umgriff, den das Baureferat untersucht hat, erstreckt sich von der Theresienhöhe im Osten bis zur Ganghoferstraße im Westen sowie von der Landsberger Straße im Norden bis zur Heimeranstraße im Süden. In der Präsentation für den BA spielt das Referat etwa für die Gollierstraße, die derzeit Parkplätze auf beiden Seiten hat, verschiedene Varianten durch: mit einseitigem Parken, ganz ohne Parkplätze bis hin zur Fußgängerzone.

Je nach Variante entstünde mehr oder weniger Raum für Gehwege, Grünflächen und neue Bäume. Im Gegenzug fielen Parkplätze weg. Würde etwa der „Gollierblock“ rund um Ligsalzstraße, Kazmairstraße und Ganghoferstraße als „Einbahnstraße stellplatzreduziert“ käme man auf 100 „umzuwandelnde Stellplätze“, hat das Baureferat ausgerechnet. Dafür könnten dutzende Bäume gepflanzt werden.

Aus dem Baureferat heißt es aber auch, es handele sich lediglich um „Konzeptideen“, Auswirkungen auf den Verkehr müsse erst noch das Mobilitätsreferat prüfen. Eine schnelle Umsetzung ist ohnehin nicht zu erwarten. In einem Zeitplan nennt die Verwaltung als nächsten Schritt einen Stadtratsbeschluss im Sommer 2025, danach erst soll eine Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern starten. Sollte dann alles weiter seinen Weg gehen, rechnet das Baureferat mit dem Beginn der Umbauarbeiten für Herbst 2028.

So sieht die Parkstraße im Westend aktuell aus ... (Foto: Catherina Hess)
... und so könnte sie nach einer Umgestaltung aussehen. (Foto: LHM/Rakete)

Der Koalitionspartner der Grünen ist aufgeschlossen für das Projekt: „Wir begrüßen es, wenn es weniger Durchgangsverkehr und mehr Raum zum Abkühlen gibt“, sagt SPD-Stadtrat Andreas Schuster. Die Veränderungen sollten auch „nicht nur temporär“, sondern dauerhaft geschehen. Es sei aber sehr wichtig, schon ganz am Anfang die Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen, so wie es jetzt geschehe.

Die größte Oppositionsfraktion hingegen lehnt „Superblock“-Überlegungen, die es etwa auch für das Gärtnerplatzviertel gibt, grundsätzlich ab. Diese hätten in Barcelona zu „massiven Preissteigerungen der Wohnungen“ geführt, argumentiert Hans Theiss, Vize-Fraktionschef von CSU/Freie Wähler. Der Begriff „Nachbarschaftsviertel“ sei beschönigend. Denn der Verlust an Parkplätzen würde es „unmöglich machen, dort mit Auto zu wohnen. So stellen wir uns insgesamt Stadtgestaltung nicht vor“.

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