Westend:Mann tötet Ehefrau mit Küchenmesser

Am achten Geburtstag des gemeinsamen Sohnes sticht ein 28-Jähriger nach einem Streit auf seine Partnerin ein. Der Junge alarmiert die Polizei, doch es ist bereits zu spät - die Frau stirbt im Krankenhaus.

Susi Wimmer

Ein 28-jähriger Mann hat in der Nacht auf Dienstag in einer Wohnung im Westend seine gleichaltrige Ehefrau mit mehreren Messerstichen getötet. Der Sohn des Paares, acht Jahre alt, fand die sterbende Mutter im Wohnzimmer und wählte den Notruf. Die Eheleute hatten sich vor kurzem getrennt, der Vater hatte am Nachmittag vorbeigeschaut, um den achten Geburtstag seines Sohnes zu feiern.

Gegen 23 Uhr muss es am Montag in dem Mietshaus an der Gollierstraße zu einem heftigen Streit zwischen dem Paar gekommen sein. Und das nicht zum ersten Mal: Bereits zweimal hatte die Ehefrau die Polizei alarmiert, weil der 28-Jährige sie attackiert hatte. Doch immer, wenn es um eine Anzeige und mögliche Konsequenzen ging, verweigerte die Frau die Aussage. Vielleicht auch aus dem Wissen heraus, dass ihr Mann dann im Gefängnis landen würde.

Denn der Ehemann aus Burundi hat ein stattliches Strafregister: 2004 war er wegen Vergewaltigung zu einer Jugendstrafe verurteilt worden und saß bis 2007 im Gefängnis. Zum Zeitpunkt der Verurteilung muss seine Freundin und spätere Ehefrau bereits schwanger gewesen sein. Das Paar heiratete drei Jahre später, eine Hochzeit in Haft. Kaum aus dem Gefängnis entlassen, wurde er wegen Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, die bis Ende 2012 verlängert wurde. Außerdem stand er unter Führungsaufsicht, war in der Heads-Datei der Polizei für Sexualstraftäter integriert.

Alle sechs Monate bekam er Besuch von Polizeibeamten, die ihn und sein Umfeld begutachteten und sich eindringlich mit ihm unterhielten. Zuletzt in der vergangenen Woche: "Da haben wir mit beiden gesprochen", sagt Markus Kraus von der Mordkommission. Die Eskalation war aber wohl nicht vorherzusehen: Am Montagnachmittag kam der 28-Jährige zu Besuch in die ehemals gemeinsame Wohnung. Diesmal gab es einen besonderen Anlass: Den achten Geburtstag seines Sohnes.

Irgendwann ging der Bub ins Bett, Mutter und Vater blieben im Wohnzimmer zurück. Aus unbekannten Gründen kam es zum Streit, der 28-Jährige soll ein Küchenmesser mit 30 Zentimeter langer Klinge gezogen und die Frau mit Stichen in Hals, Oberkörper und Bauch lebensgefährlich verletzt haben. Dann flüchtete er. Der mittlerweile wach gewordene Sohn fand seine Mutter im Wohnzimmer, wählte die Notrufnummer und sagte: "Mama blutet." Die Frau starb wenig später in einer Klinik.

Der mutmaßliche Täter flüchtete zu Fuß, warf an einer Bushaltestelle am Heimeranplatz das Tatmesser weg und rief von einer Tankstelle an der Garmischer Straße aus die Polizei. In seiner Vernehmung räumte er die Tat ein, "zu Details oder zum Motiv will er sich nicht äußern", sagt Kraus. Ob die Staatsanwaltschaft Haftbefehl oder einen Unterbringungsbefehl beantragt, müssten die Ermittlungen zeigen, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch. Der Tatablauf sei "nicht ganz schlüssig", der Mann werde noch von einem Psychiater begutachtet.

Der achtjährige Sohn wurde von einem Kriseninterventionsteam betreut und zu seinen Großeltern gebracht.

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