Westend:Getanzte Inklusion

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Stolz im Tutu: eine der jungen Mitwirkenden beim "Nussknacker" in der alten Kongresshalle. (Foto: privat)

Die Gruppen von "Kim's Kindertanz" stehen gemeinsam auf der Bühne - und ihr Hintergrund spielt nur die Nebenrolle

Von Anna Leandra Fischer, Westend

Kleine Mädchen - alle gerade einmal vier Jahre alt - tanzen in Prinzessinnenkostümen und mit leuchtenden Zauberstäben in den Händen über die Bühne. Sie proben für das Stück "Der Nussknacker" mit, das die Inklusionstanzschule "Kim's Kindertanz" von Kim Flamminger an diesem Sonntag, 24. Februar, aufführt. Die Altersspanne der 200 Kinder und Jugendlichen reicht von vier bis 18 Jahren, und alle machen in den zwei Aufführungen mit. Manche von ihnen haben das Down-Syndrom, andere sind fast blind oder gehörlos. Sie alle sind in die 17 Modern-, Ballett-, und Stepptanzgruppen an den zwei Standorten Westend und Buchenau integriert, meist sind es zwei Kinder mit Inklusionshintergrund in einen Tanzkurs.

Mit dem Nussknacker feiert die Tanzschule ihr 25-jähriges Bestehen - das Thema der Inklusion kam aber erst vor 20 Jahren hinzu. Damals hat Flamminger bemerkt, dass ein Junge in einem ihrer Tanzkurse anders entwickelt war als die anderen Kinder in seinem Alter. Es stellte sich heraus, dass er stille Epilepsie hatte. Dieser Moment hat die Tanzschulinhaberin so bewegt, dass sie ihre ganze Tanzschule auf Inklusion ausrichtete.

Flamminger sagt, "Kim's Kindertanz" sei die einzige Inklusionstanzschule in München. Andere Tanzschulen bieten zwar auch einzelne Inklusionstanzkurse an, seien aber nicht ganzheitlich darauf ausgerichtet. Flamminger hat sechs Jahre lang Pflegekinder aufgenommen. Eine Traumatherapie- und Pflegeausbildung hätten ihr für die Arbeit im Tanzstudio sehr geholfen, sagt sie. Die passionierte Tänzerin war zudem mehr als 20 Jahre im Opernballett der Bayerischen Staatsoper selbst aktive Tänzerin.

Inklusion hört nicht bei Krankheiten auf. In den Studios tanzen auch Kinder mit Migrationshintergrund und aus Familien, in denen das Geldknapp ist und die sich den Mitgliedsbeitrag von 35 Euro pro Monat eigentlich nicht leisten könnten. Durch Spenden kann die Tanzschule manchen von ihnen anbieten, dort kostenlos an den Kursen teilzunehmen. Die Eltern der anderen Kinder wissen zwar, dass manche Familien nichts zahlen, aber nicht genau welche, so Flamminger. Auf der Bühne tanzen am Sonntag alle Kinder zusammen - egal mit welchem Hintergrund. "Da weiß kein Mensch, dass manche von ihnen behindert sind", sagt Flamminger.

Am Sonntag, 24. Februar, gibt es in der Kongresshalle auf der Theresienhöhe zwei Vorstellungen. Die Gruppen der Schwanthalerhöhe treten um 11 Uhr auf, die aus Buchenau um 15.30 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 15 Euro, für Kinder ab sieben Jahren sieben Euro. Karten sind erhältlich unter Telefon 50 91 33.

© SZ vom 23.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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