Süddeutsche Zeitung

Westend:Feiern unter Nachbarn

Das "Multikulturelle Jugendzentrum" lädt das ganze Viertel zum Gespräch

Von Anita Naujokat, Westend

Weltweit 14 000 Einrichtungen in 40 Ländern beteiligen sich jährlich am "World Neighbours' Day", und das Multikulturelle Jugendzentrum (MKJZ) richtete, unterstützt von der Organisation in Paris, die einzige öffentliche Veranstaltung dazu in einem Münchner Stadtteil aus. So wie schon seit mehr als zehn Jahren. "Das Ziel ist, raus aus der Isolation, hinaus auf die Straße, sich kennenlernen, Vorurteile abbauen, Solidarität und Zusammenhalt in der Gesellschaft - Ziele, die uns verbinden, weil wir das ja auch machen", sagt Ismail Sahin, Leiter des MKJZ an der Westendstraße.

Und so groovten die Bürger am Samstag beim "Fest der Nachbarn", mit dem zugleich die Kunst- und Kulturtage im Stadtteil eröffnet wurden, im Hof des Jugendtreffs gemeinsam, speisten miteinander, ließen sich das Bier schmecken und genossen Sonne, Musik und ihr multikulturelles Westend. Das Fest ließ sich trotz Break-Dance-Power der "Artist Peace Crew" eher gemächlich an, und dann war da auch noch das WM-Spiel Frankreich-Argentinien. Veranstalter Sahin hatte bewusst auf Leinwand oder Fernseher verzichtet, schließlich boten Bühne, Hüpfburg und Sportplatz genügend Programm. "Kwon touch the Spirit" steht auf den Kampfanzügen der TKD-Hellas-Kids, die aus allen Positionen heraus Bretter mit Fäusten, Handkanten und Füßen durchschlagen. Wenn einer dazu drei Anläufe brauchte, war der Jubel des Publikums umso größer.

Dass auch Landler weltumspannend sein können, zeigte die Tanzgruppe "Tröpferl", seit 1990 in den Räumen des MKJZ zu Hause. Am Abend begeisterten das Bernie-Holzner-Trio und die Bands Kalimerhaba und Benny Okos. Türkische Frauen verkauften Essen, den Erlös spenden sie an die Kinder-Projekte der "Nesin-Stiftung" in Istanbul-Çatalca. Wilhelm Mundigl vom Bezirksausschuss nannte das Fest "eine wunderbare Geschichte" als Auftakt für die bis 21. Juli dauernden Kunst- und Kulturtage. Costas Gianacacos vom Evangelischen Migrationszentrum im Griechischen Haus gratulierte dafür, dass es stets gelungen sei, eine friedvolle Atmosphäre in der Nachbarschaft zu haben. Sie sei wichtig für die gemeinsame Zukunft. Letztlich waren trotz Fußballs doch noch 300 Gäste gekommen.

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Quelle:
SZ vom 02.07.2018
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