Westbad:Heiß wie ein Vulkan

Im Westbad treffen sich zur Happy Hour die Sparfüchse unter den Saunagängern. Hier findet der Profi alles, was er braucht - aber auch nicht mehr.

Agnes Fazekas

Über den dunklen Parkplatz vor dem Westbad huschen Gestalten mit Sporttaschen - Saunazeit für Sparfüchse. Für diese heißt es abends: Punkt halb Zehn am Einlass stehen und sich hurtig umziehen - beziehungsweise ausziehen -, damit sich das Saunieren zur Happy Hour bis um Elf auch lohnt. Für Westbad-Anfänger ist der Weg vom Drehkreuz in die Saunalandschaft allerdings eine kleine Herausforderung. 3,80 Euro zahlen, Kärtchen erhalten, in die Umkleide, zum Spind - so weit so gut. Aber wo ist hier der Schlüssel? Also schnell das Handtuch umgeschlungen und wieder zurück in den Eingangsbereich schlappen.

Westbad: Im Westbad lässt es sich solide saunieren, selten aber ist der Gast alleine.

Im Westbad lässt es sich solide saunieren, selten aber ist der Gast alleine.

(Foto: Foto: M-Bäder)

Ein hilfsbereiter Gast zeigt wortlos auf die Wand mit den Schlüsselkästen: Kärtchen einstecken, Schlüssel rausziehen, durch lange Gänge in den Schwimmbereich eilen, dort noch eine Treppe erklimmen und endlich in die künstliche Tropenlandschaft eintreten.

Kurz abgeduscht, kann es losgehen mit dem Schwitzen. Zur Auswahl stehen drei Saunen: die Herkömmliche mit 85 Grad Celsius, die Biosauna mit moderaten 60 Grad und die ehrliche 95-100 Grad - Version. Da die Zeit knapp ist, entscheiden wir uns gegen die Bio-Variante. Hinter der Holztür sehen wir uns Bänken mit dicht aneinandergedrängten nackten Menschen gegenüber. Wie in gemischten Saunen üblich, sind die Gäste fast ausschließlich männlich. Nach wenigen Minuten und etwas zu vielen feuchtwarmen Körpern auf engem Raum, wird es ungemütlich und wir ziehen weiter in die 100 Grad-Sauna. Etwas grell ist das Licht hier - aber dafür gibt es noch zwei Plätzchen in der obersten Ecke.

"Wie im Vulkan hier"

Kaum fällt die Tür zu, erscheinen hinter dem Fensterchen schon wieder suchende Augenpaare. Am Wochenende sei es immer sehr eng hier, erklärt der Sitznachbar - unter der Woche ist es dagegen Glückssache, ob das eigene Handtuch noch Platz findet. Da öffnet sich schon wieder die Tür und ein junger Surfertyp in Shorts tritt ein. Kein Mann vieler Worte: "Aufguss! Heublume nochmal." Ohne viel Aufhebens kippt er kurz hintereinander drei Kübel mit Eiswürfeln auf die heißen Steine. Überall wird gestöhnt. "Wie im Vulkan hier!", sagt einer. Der Sitznachbar behauptet, das seien jetzt mindestens 200 Grad. Und die heiße Luft lässt sich tatsächlich kaum noch schmerzfrei in die Lungen ziehen.

Kaum haben wir beschlossen, dass wir es doch aushalten, da holt der Saunameister mit seinem Handtuch aus und schleudert uns unbarmherzig den heißen Dampf entgegen. Wir versuchen uns möglichst flach zu machen und wenig Angriffsfläche zu bieten. Ein erleichtertes Aufatmen tönt durch die Schwaden, als sich der blonde Sunnyboy umdreht. Doch zu früh gefreut - wieder landet ein Kübel Wasser in der Mitte und wieder wird gestöhnt. Ein Gast springt auf: "Ich kann nicht mehr." Alle seufzen erleichtert, als die Tür auffliegt und ein zarter Lufthauch über die verschwitzten Körper streicht, nur ein ausgemergeltes Paar beschwert sich.

Effizient und funktional

Nach einem weiteren Aufguss taumeln schließlich fast alle aus der Kabine und stürzen unter die Kaltwasserduschen. Die eisigen Temperaturen im offenen Innenhof erscheinen behaglich und der Nachthimmel ist schöner als die Plastik-Efeuranken im Innenbereich.

Die zweite Schwitzeinheit wird bald unterbrochen: Die Lichter in der Sauna werden angeschaltet, es ist 22.45 Uhr - die Happy Hour nähert sich dem Ende.

Resümmee: Ein Besuch in der Happy-Hour-Sauna im Westbad ist effizient, nüchtern und funktional und dem günstigen Preis durchaus angemessen. In eineinhalb Stunden kann der Profi ausreichend saunieren. Und viel mehr Zeit muss man in den kargen Räumlichkeiten auch nicht unbedingt verbringen.

Wer mehr Muße hat und auch mehr zahlen will, dem bietet das Westbad aber einige Attraktionen: Von der Indoor-Rutsche über Solarien, Dampfbad, Whirl-Einheiten und Massagen bis zum Sole-Thermalbecken präsentiert sich das Schwimmbad als Entspannungs- und Spaßbad. Im Sommer gibt es für Freikörperkultur-Freunde auch eine "Nackerten"-Liegewiese. Sportler haben in dem engen Schwimmer-Becken allerdings eher schlechte Chancen sich gegen gemütlich paddelnde Senioren und plantschende Kinder durchzusetzen.

Für Neulinge verwirrend: Im Westbad gibt es eine Saunalandschaft, die bei Schwimmbadbenutzung inklusive ist und eine exklusive Saunainsel, deren Benutzung wiederum den Schwimmbadbesuch einschließt. Der Sparpreis alias Happy Hour 2,5 Stunden zu Betriebsbeginn und -ende gilt nur für das erstgenannte Paket.

Adresse: Weinbergerstraße 11, 81241 München Öffnungszeiten: täglich von 7.30 bis 23.00 Uhr, Happy Hour von 21.30 Uhr bis 23 Uhr Anfahrt: Tram 19, MetroBus 57 (Westbad) Kostenfaktor: Schwimmbad plus Saunalandschaft: Tageskarte 13,20 Euro, Happy Hour: 3,80 Euro/Exklusive Saunainsel: 15 Euro für 5 Stunden Link: www.swm.de/de/produkte/mbaeder/hallenbaeder/westbad/

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