Festival im Werksviertel:Oper aus dem Riesenrad

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In ihrer Choreografie "Babel - A Ballet of Signs" hat Ceren Oran ein Libretto in Gebärdensprache übersetzt. Die Bewegungen der Tänzer werden so zur kommunikativen Handlung. (Foto: Festival Out Of The Box)

Das diesjährige "Out of the Box"-Festival im Werksviertel hätte eigentlich am 14. Januar eröffnen sollen. Aufgrund der Pandemie wird es auf drei Zeiträume zwischen Mai und August verschoben.

Von Gabriel Berg

Das Out-of-the-Box-Denken bezeichnet eine Denkart, die sowohl unkonventionell als auch kreativ ist. Nicht umsonst haben die Macher des Münchner Festivals "Out of the Box" ihre Veranstaltung so benannt. Bei der vergangenen Ausgabe schwebte beispielsweise der Pianist Alain Roche mitsamt Flügel bei seinen Klavierkonzerten an einem Baukran. Eigentlich hätte das Festival im Werksviertel dieses Jahr am 14. Januar eröffnen sollen, geplant waren mehrere Veranstaltungen über einen Zeitraum von vier Wochen. Die Organisatoren haben sich wegen des Pandemiegeschehens aber dazu entschieden, das Festival zu verschieben und eine "Amplified Version", also eine erweiterte Version, auszurichten. Die zwei Dutzend Veranstaltungen finden nun in drei Zeiträumen zwischen Mai und August statt. "Dadurch, dass wir nun in den Sommer gehen, haben wir andere Voraussetzungen und auch ein paar Möglichkeiten, die wir im Winter nicht haben", sagt die Veranstalterin Martina Taubenberger zuversichtlich.

Wie auch in den vergangenen Jahren gibt es beim diesjährigen "Out of the Box"-Festival einen thematischen Schwerpunkt. Es dreht sich auf der einen Seite alles um die Themen Mobilität und Bewegung und auf der anderen Seite um Stillstand und die Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Innerhalb dieses Schwerpunkts werden Themen wie die Isolation während der Corona-Pandemie und die Einschränkung der Bewegungsfreiheit durch körperliche Behinderungen behandelt. Die Veranstalter haben hierzu drei Kompositionsaufträge erteilt.

Klavierspielen ohne die Tasten zu berühren? Sensor-Handschuhe machen's möglich

Im ersten Zeitraum des Festivals vom 27. bis zum 29. Mai wird "Babel - A Ballet of Signs" aufgeführt. Das Gebärdensprachen-Ballett wird von der Choreografin Ceren Oran inszeniert. Aus einem Libretto, welches in Gebärdensprache übersetzt wurde, hat sie eine Choreografie geschaffen, mit der die Bewegungen der Tänzer zu einer kommunikativen Handlung werden. Das Besondere hierbei ist, dass nur Menschen den Text verstehen, die Kenntnisse über die deutsche Gebärdensprache haben. Der britische Jazz-Pianist Django Bates hat die Musik komponiert.

Im zweiten Zeitraum vom 22. bis zum 24. Juli wird "Digitale Poesie: The Human Touch" von Ralf Schmid aufgeführt. Der Komponist und Pianist, der schon bei den letzten beiden Ausgaben des Festivals zu Gast war, hat eine ganz besondere Art des Musizierens entwickelt. Mithilfe von Sensor-Handschuhen kann Schmid musikalische Signale und Effekte allein durch die Bewegung seiner Hände ansteuern. Das ermöglicht ihm, ohne jegliche Berührung Klavier zu spielen. Er ist von seinem Instrument, das seine Bewegungsfreiheit einschränkt, losgelöst.

Bei der Riesenradoper "Umadum" sitzt in jeder der 27 Gondeln ein Musiker

Der wohl spektakulärste Teil des Festivals umfasst die Riesenradoper "Umadum", die vom 5. bis zum 7. August auf und vor dem gleichnamigen Riesenrad im Werksviertel zu sehen und zu hören sein wird. Der Wiener Komponist Christian Muthspiel erhielt den Kompositionsauftrag. In jeder der 27 Gondeln sitzt ein Musiker. Auf dem Platz vor dem Riesenrad wird ein Stereo-Mix aus allen Gondeln zu hören sein, per Zoom-Meeting wird auf einer Videoleinwand eine Konferenz aus allen Kabinen übertragen. Außerdem hat man die Möglichkeit, in eine Gondel seiner Wahl einzusteigen und dort nur einem der Musiker während der Fahrt in dem Riesenrad isoliert zu lauschen.

"Out of the Box"-Festival, 27. Mai bis 29. Mai, 22. Juli bis 24. Juli und 5. August bis 7. August, verschiedene Veranstaltungsorte, Informationen: www.OutOfTheBox.art

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