Werkschau:Haut und Hülle

Alexandra Bircken mit "New Model Army" (2016) im Museum Brandhorst.

In der Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper näht Alexandra Bircken ihren Objekten Hüllen aus diversen Materialien auf den Leib. Hier paradiert sie mit ihrer „New Model Army“ von 2016 im Museum Brandhorst.

(Foto: Haydar Koyupinar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Museum Brandhorst, München)

Mit der Ausstellung "A-Z" zeigt das Museum Brandhorst, dass sich die Werke von Alexandra Bircken nicht in Reih und Glied pressen lassen. Stattdessen führt die umfassende Werkschau in die ganze Bandbreite der für ihre Skulpturen und Objekte bekannten Künstlerin ein.

Von Evelyn Vogel

Eines eint alle Armeen dieser Welt - egal, ob sie im Auftrag demokratischer Staaten die Freiheit verteidigen oder von Despoten zum gewaltsamen Erhalt der Macht eingesetzt werden: Sie tragen Uniform. Diese Uniformität - die auch bei zivilen Verbänden wie bei Schuluniformen ihren Zweck erfüllt - negiert die Individualität der Träger und garantiert einen gleichförmigen Auftritt in der Öffentlichkeit. Normalerweise. Ganz anders bei der "New Model Army" der Künstlerin Alexandra Bircken. Ihre vier im Museum Brandhorst in Reih und Glied aufmarschierten Schaufensterpuppen gleichen auf den ersten Blick eher einer Lumpenarmee. Beim näheren Hinsehen entdeckt man, dass die Stücke aus Motorradbekleidung, Füllwatte und Seidenstrumpfhosen wie eine zweite Haut auf den kopflosen Gestalten zusammengenäht wurden - was nicht frei von einem gewissen Grusel ist, denkt man doch schnell an diverse Splatter-Psycho-Filme.

Aber damit hat die 1967 geborene, in Berlin lebende und für ihre Skulpturen und Installationen bekannte Künstlerin - zudem seit 2018 Professorin für Bildhauerei an der Kunstakademie München - nichts am Hut. Stattdessen führt sie die auch als Schutzhülle verstandene Uniform ad absurdum. Dafür bricht Bircken die Hülle auf, kehrt das Innere nach Außen, zeigt so die Verletzlichkeit der Träger und der Objekte. Dafür verwendet sie neben Textilien und Verpackungsmaterial auch Schaukelpferde und Motorräder, Holz, Leder, Knochen und sogar menschliche Plazenta.

Nun richtet ihr das Museum Brandhorst unter dem Titel "A-Z" die bislang größte Einzelausstellung aus. Zu sehen sind neben der "New Model Army" aus dem Bestand der Sammlung Brandhorst Werke aus allen Schaffensphasen der Künstlerin: von der ersten Skulptur, die 2003 in Birckens Ladenatelier "Alex" in Köln entstanden ist, bis zu Installationen, die sie eigens für das Museum Brandhorst konzipiert hat. Eröffnet wird die Schau am Dienstag, 27. Juli, von 17.30 Uhr bis Mitternacht (nur mit Zeitfensterticket).

Alexandra Bircken: A-Z, Mi., 28. Juli, bis 16. Januar 2022, Di.-So. 10-18 Uhr, Do. 10-20 Uhr, Museum Brandhorst, Theresienstr. 35a, Online-Tickets über München-Ticket

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