Wer-wird-Millionär-Sieger aus München:"Ich habe Lehrgeld bezahlt"

Sebastian Langrock gewinnt bei der RTL-Quizshow "Wer wird Millionär?"

Pokerspieler Sebastian Langrock hat 2013 bei Günther Jauch eine Million Euro gewonnen.

(Foto: dpa)

Vor einem Jahr gewann Sebastian Langrock bei "Wer wird Millionär" eine Million Euro. Und jetzt? Im Interview erzählt er, warum er nicht glücklicher ist, weshalb er beim Pokerspielen Angst hat, Geld zu verlieren - und wie man mit Günther Jauch umgehen muss.

Von Philipp Crone

Sebastian Langrock sitzt in der Sonne, es ist Montagmittag, er ist gerade erst aufgestanden. "Ein anstrengendes Wochenende" liegt hinter ihm, denn der 37-jährige Münchner war in Tschechien auf einem Pokerturnier. Er spielt mit dem Geld, das er vor einem Jahr bei Günther Jauch gewonnen hat.

SZ.de: Herr Langrock, ist von der Million noch etwas übrig?

Sebastian Langrock: Klar! Das Geld ist weder mehr noch weniger geworden, ich habe es angelegt. Nur einmal gab es Verluste. Ich spiele mittlerweile nicht mehr in der zweiten Liga beim Pokern, sondern in der ersten, um es auf Fußballerisch zu sagen. Beim Aufstieg habe ich Lehrgeld bezahlt.

Also echtes Lehrgeld.

Ja, ich war im vergangenen Jahr bei der Poker-WM in Las Vegas, da habe ich 11 000 Dollar Minus gemacht, aber das war auch ein bisschen einkalkuliert.

Einkalkuliert?

Normalerweise ist es so, wie jetzt in Tschechien, dass man sich mit etwa 250 Euro in ein Turnier einkauft, mit dem sogenannten "Buy in", und dann am Ende ein Preisgeld von 25 000 Euro drin ist für den Sieger. In Vegas war aber das Buy in bei 10 000 Dollar. Und obwohl ich eine Million hatte, hatte ich Angst, Geld zu verlieren. Den mentalen Sprung habe ich nicht geschafft, zu sagen: Ich habe die Million, 10 000 sind mir egal. Und beim Pokern ist es so: Wer Angst hat, verliert.

Ein Merksatz, der auch bei Ihrem Vergleichssport Fußball gilt.

Ja, man braucht eine Grundaggressivität und Risikobereitschaft, darf nicht warten und hoffen, ganz wie beim Fußball.

Sind Sie jetzt eigentlich glücklicher als vor dem Gewinn?

Schwer zu sagen. Für mich ist das Glücklichsein immer ein Zustand von kurzer Dauer. Ich kann nicht sagen: Ich habe eine Million, ich bin ein Jahr glücklich. Es sind vielmehr Glücksmomente. Und die Million hat auch eine kleine Schattenseite.

Dass man nicht weiß, welches Cabrio man sich kaufen soll?

Nein, dass man sich neue Ziele suchen muss. Im vergangenen Sommer hatte ich zunächst keines. Glück ist für mich vor allem, sich ein Ziel zu setzen und es erreichen. Jetzt habe ich wieder eines, mich beim Pokern bis in die - wieder der Fußballvergleich - Champions League zu spielen.

Sind Sie selbst denn nach dem Erfolg auch zum Ziel geworden? Für Fans und falsche Freunde?

Für vier Wochen schon, da bin ich oft auf der Straße erkannt worden. Der häufigste Satz damals war: "Ich schaue sonst nie ,Wer wird Millionär?', aber Sie habe ich gesehen." Später wurde es dann zu: "Ich kenne Sie irgendwoher."

Den Satz kennen auch Schauspieler, wenn sie privat unterwegs sind. Sie hatten da jetzt auch einen Auftritt.

Ja, zehn Sekunden bei den Garmisch Cops. Ich hatte drei Sätze und spielte einen Poker-Profi.

"Ich habe mich einfach sehr gut vorbereitet "

Ach. Und gab es neue Freunde, die auf einmal nach dem Gewinn auftauchten?

Nein, mein Umfeld hat sich nicht verändert. Ich lebe noch in der WG wie damals, habe die gleichen Freunde. Nur ein Erlebnis gab es. Eine wunderhübsche Frau hat sich bei mir gemeldet, wir haben uns vier Wochen lang getroffen, dann war sie auf einmal weg. Eine Woche später habe ich erfahren, dass sie mit einem B-Promi zusammen war. Da habe ich mich über mich selbst geärgert, denn als Pokerspieler lebe ich ja davon, andere Menschen und ihre Absichten gut einordnen zu können (lacht), zum Glück habe ich ihr kein Geld gegeben.

Noch ein Merksatz: Erfolg macht sexy.

Na ja, ich glaube eher, dass einen Menschen der Erfolg selbstbewusst macht. Und Frauen finden Männer attraktiv, die selbstbewusst sind.

Ihr Auftritt bei Jauch war ja durchaus auch von Selbstbewusstsein geprägt. Sie wirkten in der Show sehr entspannt.

Ich habe mich einfach sehr gut vorbereitet und war schon damals solche Situationen gewohnt durch das Pokern.

Ein Kandidat, der vor zwei Tagen kläglich an der 50-Euro-Frage gescheitert ist, wollte sich von Ihnen beraten lassen. Gibt es denn viele Dinge, die man richtig oder falsch machen kann?

Und wie! Ich glaube, dass sich die meisten Kandidaten nicht wirklich vorbereiten und eher sagen, dass sie eben Glück brauchen. Das sehe ich ganz anders. Ich habe mich ein halbes Jahr lang vorbereitet. Und dann geht es auch darum, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Zum Beispiel die richtige Antwort auszuwählen . . .

Klar, auch das, aber viele andere Dinge, zum Beispiel bei den Jokern. Oft nehmen Kandidaten ihren Zusatzjoker viel zu früh, also den Joker, bei dem sich die Zuschauer melden, die glauben, die Antwort zu wissen. Den sollte man so spät wie möglich nehmen, die Chance auf eine richtige Antwort steht da bei 98 Prozent. Und man muss klug mit Jauch umgehen, ihn für sich gewinnen. Das machen auch viele nicht.

Sie sprechen von Zielen. Wann haben Sie die zweite Million?

In fünf Jahren? Da bin ich hoffentlich in der Champions League angekommen.

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