Auf Türkisch heißt Sevda "Liebe", und auf Arabisch "schwarze Galle". Was wieder mal zeigt, wie nahe Liebe und Schwermut beieinander liegen. Nicht nur sprachlich, sondern auch musikalisch kommt diese Nähe bei der bosnischen Sevdah oder Sevdalinka zum Ausdruck. Wegen ihrer melancholischen und schwermütigen Stimmung nennt man diese auch den "Balkan-Blues". Die tiefe, meistens unerfüllte Liebe oder Leidenschaft, sie ist ähnlich wie bei der portugiesischen Saudade hier das beherrschende Thema. Einer der aktuell bedeutendsten Sevdah-Sänger ist der aus Sarajevo stammende und in Schweden lebende Damir Imamović. Am Freitag, 18. Juni, tritt er im Rahmen der seit Ende Februar laufenden Balkantage live im Carl-Orff-Saal auf.
Im Gepäck hat er dabei sein aktuelles Album "Singer Of Tales", das nach dem gleichnamigen Buch von Albert Lord aus dem Jahr 1960 benannt ist. Der 1991 verstorbene Harvard-Professor für Slawische Literatur und Komparatistik befasst sich darin mit Technik und Ästhetik der mündlichen epischen Dichtung, basierend auf Feldforschungen, die er unter Sängern in Bosnien, Kroatien und Serbien durchgeführt hat. So wie Lords Buch ist auch das Album von Imamović eine eindringliche und schöne Hommage an das orale Erzählen, für die er sich mit dem Jazzbassisten Greg Cohen (unter anderen John Zorn, Tom Waits), dem türkischen Kemenche-Meister Derya Türkan und der Geigenvirtuosin Ivana Đurić illustre Begleiter eingeladen hat. Sein Konzert ist ein klarer Höhepunkt der Balkantage, die von Samstag, 26. Juni, an mit den Balkanfilmtagen ihre Fortsetzung finden sowie mit dem "Kismet Symposium" am 7. Juli, im Sudetendeutschen Haus. Danach folgen am 10. Juli ein Balkanbasar und am 16. und 17. Juli Konzerte von den Stray Colors und Jelek.
Damir Imamović , Fr., 18. Juni, 20 Uhr, Carl-Orff-Saal, Rosenheimer Str. 5, www.balkantage.org