Franz Ritter von Epp:Reichsstatthalter ohne Macht

Franz Ritter von Epp, 1919

Franz Ritter von Epps Freikorps waren führend an der blutigen Niederschlagung der Räterepublik beteiligt.

(Foto: Scherl/SZ-Photo)

Der "Befreier von München" war Namensgeber zahlreicher Plätze und Straßen in Bayern. Die Karriere des Generalmajors begann mit dem Völkermord in Deutsch-Südwestafrika.

Von Julian Hans

Als das "Dritte Reich" in Trümmern lag, trugen zahllose Straßen und Plätze in Bayern den Namen von Franz Ritter von Epp. Die Nationalsozialisten hatten früh den Wert des Generalmajors als Integrationsfigur für die religiös und nationalkonservativ eingestellte Bevölkerung erkannt und einen regelrechten Kult um ihn aufgebaut.

Der 1868 in München geborene Sohn eines Kunstmalers hatte eine Offizierslaufbahn eingeschlagen, war 1900 an der Niederwerfung des Boxeraufstands in China beteiligt und 1904 am Völkermord an den Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika. Als Bataillonskommandeur des Königlich Bayerischen Infanterie-Leibregiments kehrte er reich dekoriert aus dem Weltkrieg zurück. Die Verleihung des bayerischen Militär-Max-Joseph-Ordens erlaubte es Franz Xaver Epp schließlich, sich Ritter von Epp zu nennen. Im thüringischen Ohrdruff gründete Epp ein Freikorps aus bayerischen Freiwilligen. Dessen Anteil an der blutigen Niederschlagung der Münchner Räterepublik im April und Mai 1919 brachte Epp den Status als "Befreier von München" ein.

Im selben Jahr kam Epp über seinen Stabsoffizier Ernst Röhm in Kontakt mit den völkischen Kreisen um Adolf Hitler. Auf Röhms Betreiben hin soll er auch die Mittel beschafft haben, die es der bis dahin weitgehend bedeutungslosen NSDAP ermöglichte, den Völkischen Beobachter zu kaufen und ihrer Propaganda damit neue Reichweite zu verschaffen. Nachdem er im Mai 1928 in die NSDAP eingetreten war, gewann er noch im selben Monat bei den Reichstagswahlen die Wahlkreise Oberbayern-Schwaben und Franken-Pfalz.

Von 1933 an nutzte Hitler die Popularität des "Befreiers von München", um Vorbehalten gegen eine Gleichschaltung Bayerns durch Berlin die Spitze zu nehmen. Epp wurde Reichskommissar und später Reichsstatthalter für Bayern - de facto ein Amt ohne Macht. Die NSDAP tröstete ihn mit weiteren Posten: als Reichsleiter des Kolonialpolitischen Amtes, Führer des Reichskolonialbundes und Landesjägermeister in Bayern. Gleichwohl wuchs in dem Konservativen die Abneigung gegen Willkür und das Unrechtsstaat. Trotz Kontakten zum Widerstand konnte er sich bis zuletzt aber nie dazu durchringen, sich diesem anzuschließen. Als er am 1. Januar 1947 78-jährig starb, hieß der Ritter von Epp-Platz in München schon wieder Promenadenplatz.

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