Weltfrauentag:Laut für Gerechtigkeit

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Bewegt sich zwischen den Kulturen: die palästinensische Rockmusikerin Rasha Nahas. (Foto: Wagmüller PR)

Vorträge, Workshops, Konzerte: Das Festival "We won't shut up!" stärkt Frauen den Rücken.

Von Dirk Wagner

"We won't shut up!" war anfangs nur der Name eines Münchner Festivals zum Weltfrauentag 2020. Weil ihrer Erkenntnis nach Frauen in der Popkultur unterrepräsentiert seien, taten sich die Veranstalterinnen der Münchner Agenturen Nika Music und Holy Fingers damals zusammen, um in der Glockenbachwerkstatt mit Workshops und Konzerten solchem Missstand entgegen zu wirken. Politisch unterfüttert wurde das Festival von Vorträgen, die das bayerische Seminar für Politik, vertreten von Suzan Çakar, unterstützte. Doch schon während des ersten Festivals wurde aus We Won't Shut Up! ein Bündnis der beteiligten Veranstalterinnen, die im Folgejahr nicht nur ein zweites, diesmal der Pandemie wegen online präsentiertes Festival zum Weltfrauentag organisierten, sondern auch Veranstaltungen im Feierwerk, auf der Theresienwiese und im Import-Export. Stets bereichern sie dabei das Konzerterleben mit politischen Vorträgen.

Dass im Team ohnehin drei Männer mitwirken, signalisiert bereits, dass Feminismus hier nicht als reine Frauensache verstanden wird. Tatsächlich profitieren nämlich auch Männer von einer feministischen Gesellschaft, wie heuer auch auf dem dritten We Won't Shut Up!-Festival zum Weltfrauentag 2022 der Vortrag "Männer und Feminismus - Warum Feminismus eine Bereicherung für alle ist" am Dienstag, den 9. März im Café des Bellevue di Monaco aufzeigen will. "Vielmehr kann Feminismus auch zur Partizipation von Männern beitragen und eine Chance sein, dass auch Männer aus ihren stereotypen Bildern ausbrechen und eine gerechtere Welt schaffen können", entgegnen die Veranstalterinnen einem erstarkenden, hauptsächlich von Männern propagierten Antifeminismus gegen sexuelle Vielfalt und gegen eine übrigens auch verfassungsrechtlich garantierte Gleichberechtigung.

Einige Vorträge werden auch online zu sehen sein

Wie indes explizit feministische Perspektiven auf Sexualität aussehen können, versucht das 2021 in München gegründete Sexshopkollektiv "Consent Calling" in einer Podiumsdiskussion am Samstag, den 5. März im Hinterhaus des Bellevue di Monaco zu erläutern: "Wir möchten Sexualität frei von Scham, Hetero- und Cisnormativität verhandeln und sie in ihrer real existierenden Vielfalt sichtbar machen. Deshalb liegt unser Schwerpunkt neben dem Verkauf von Produkten rund um Sexualität vor allem auf der politischen Bildungs- und Aufklärungsarbeit", betont das Kollektiv. Vom Freitag, den 4. März, wenn die Autorin Leyla Jagiella im Bellevue di Monaco über ihre Erfahrungen als Transfrau und Muslimin referiert, bis zum Auftritt des Musiker- und Musikerinnen-Kollektivs Uschi am Dienstag, den 8.März in der Glockenbachwerkstatt, dauert heuer das We Won't Shut Up!-Festival zum Weltfrauentag. Einge Vorträge werden dabei als Hybridveranstaltung auch online zu sehen sein. Den sonntäglichen Stadtspaziergang über den Alten Friedhof mit dem Augenmerk auf "Die vergessenen Münchnerinnen" gibt es ebenso wie die Konzerte und DJ-Sets des Festivals allerdings nur live vor Ort.

Neben den Auftritten der in München lebenden Portugiesin Maria Rui und des Blues-Duos Fred & Rose dürfte dabei vor allem das Konzert der palästinensischen Rockmusikerin Rasha Nahas am Sonntagabend zu den musikalischen Höhepunkten zählen. Einem Gitarrenrock, wie ihn schon PJ Harvey oder Anna Calvi zelebrierten, fügt Nahas noch nahöstlich anmutende Klangfarben hinzu, derweil sie über die Zerrissenheit einer Frau singt, die wie sie selbst zwischen verschiedenen Kulturen wandert.

We won't shut up!, Freitag, 4. März bis Dienstag, 8. März, alle Programminfos unter wewontshutup.org

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