Weitere Finanzspritze:Konzerne investieren in Deutsches Museum

"Es geht um die Zukunftssicherung für Deutschland": Sieben Unternehmen stellen 35 Millionen Euro für die Sanierung des Museums zur Verfügung.

M. Thurau

Eine weitere Finanzspritze für das Deutsche Museum: Neben Bund und Land, die in den kommenden zehn Jahren bis zu 360 Millionen Euro aufbringen wollen, zücken jetzt auch sechs Industrieunternehmen die Scheckbücher für die Sanierung der renommierten Technik-Sammlung. Zusammen mit einem Förderverein werden sie rund 35 Millionen Euro zuschießen. Diese Summe war eine Bedingung für die spektakuläre Zusage der öffentlichen Hand vom September.

Weitere Finanzspritze: Marodes Gebäude, veraltete Ausstellungen: Das Deutsche Museum ist sichtlich in die Jahre gekommen, jetzt macht es eine Verjüngungskur.

Marodes Gebäude, veraltete Ausstellungen: Das Deutsche Museum ist sichtlich in die Jahre gekommen, jetzt macht es eine Verjüngungskur.

(Foto: Foto: Heddergott)

"Zukunftsinitiative" hieß das Projekt von Anfang an hoffnungsfroh, doch zunächst erschien es nicht unbedingt realistisch, dass daraus etwas werden könnte. Weit mehr als 300 Millionen Euro würde es kosten, so hatten Unternehmensberater von McKinsey berechnet, das marode Haus und die zum großen Teil veralteten Ausstellungen wieder auf den neuesten Stand zu bringen.

Doch jetzt hat Generaldirektor Wolfgang Heckl nicht nur Finanzierungszusagen von Bundesbildungsministerin Annette Schavan, dem damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein und seinem Nachfolger Horst Seehofer in der Tasche. Auch fünf Vorstandschefs und ein Aufsichtsratsvorsitzender deutscher Unternehmen haben unterschrieben, jeweils fünf Millionen Euro beizusteuern.

Zu den Großmäzenen, die den am Mittwoch in Berlin vorgestellten "Gründerkreis" bislang bilden, gehören die Unternehmen Knorr Bremse, Linde, MAN, Bosch, Siemens und Thyssen. Mit einem siebten Konzern verhandelt das Museum laut Heckl derzeit noch. Dazu kommt ein "Freundes- und Förderkreis" mit mittlerweile mehr als 230 Mitgliedern, der mit Hilfe zusätzlicher Förderer ebenfalls fünf Millionen Euro aufbringt. Die Zusagen der Firmen sind trotz der geringeren Summen gewichtig, denn sie sind laut Museum "Voraussetzung für die Beteiligung der öffentlichen Hand". Was den Stand der Finanzplanung angeht, sei jetzt der "Point of no Return" erreicht, hofft Heckl.

Bei der Zukunftssicherung für das Deutsche Museum gehe es im Kern "um die Zukunftssicherung für Deutschland", sagte der Sprecher des Gründerkreises, Linde-Chef Wolfgang Reitzle. Denn wer den Fortschritt wolle, müsse die klügsten und begeisterungsfähigsten Talente gewinnen, indem er zunächst einmal Faszination wecke. Und da sei das Museum von jeher ein Erfolgsmodell.

1,4 Millionen Menschen jährlich bringe es die "Meisterwerke der Naturwissenschaft und Technik" nahe und löse gerade auch bei Jugendlichen Begeisterung aus. "Kraftstoff für Deutschlands Innovationsmotor", sagt Siemens-Chef Peter Löscher in einer neuen Broschüre des Museums. Es könne durchaus "Denkanstöße zur Berufswahl" geben, meint auch Håkan Samuelsson von MAN, "davon profitieren wir als Industrie".

Erstmals legt das Museum jetzt auch eine grobe Kostenplanung für die Sanierung vor, die das Museum innerhalb von zehn Jahren abschließen will. Für die Erneuerung der Gebäude, für Brand- und Hochwasserschutz veranschlagt es zwischen 150 und 180 Millionen Euro. Für ein "zeitgemäßes Ambiente" und Neubauten, die beispielsweise das Forum der Technik architektonisch näher an das Museum anbinden, sind 50 bis 100 Millionen eingeplant.

Die Neugestaltung und Aktualisierung der Ausstellungen, die im Schnitt knapp 20 Jahre alt sind und so kaum noch den rasanten technischen Fortschritt abbilden, sollen bis zu 110 Millionen kosten. Mit bis zu 50 Millionen Euro schließlich will das Museum in Oberschleißheim ein der Öffentlichkeit zugängliches zentrales Archiv für die Exponate bauen, die in ihrer Mehrzahl keinen Platz in den Ausstellungsräumen auf der Museumsinsel finden.

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