Süddeutsche Zeitung

Weitere Briefe:Natur - ein Ärgernis für die Landwirtschaft

Grenzen des Gerichts

Als die Prozesse in Nürnberg 1945 begannen, bezeichnete mein Vater, der dem Kreisauer Kreis nahegestanden hatte und der Verfolgung durch die Gestapo in den letzten Kriegsmonaten nur durch rechtzeitige amerikanische Kriegsgefangenschaft entgangen war, diese Prozesse als Siegerjustiz. Nicht nur, weil dem Richterkollegium Vertreter von Staaten angehörten, die teils selbst in schwerste Verbrechen verwickelt waren, sondern weil damit zum Teil neues Recht gesetzt werde, an dem sich die Beteiligten, wie er hoffte, mal selber messen lassen müssten ("Politiker würdigen Nürnberger Prozesse", 21./22. November). Die Gründung des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag schien für meinen Vater daher die richtige Konsequenz dieser Prozesse zu sein. Er wäre sehr enttäuscht, wenn er noch erlebt hätte, welche armselige Rolle dieser Gerichtshof heute tatsächlich spielt. So durfte er die Verbrechen afrikanischer Diktatoren oder die der Warlords aus dem früheren Jugoslawien sühnen, aber die Verbrechen der Großmächte in Korea, Vietnam, dem Irak, Afghanistan, Tschetschenien, Syrien waren und sind für ihn tabu. Dr. Dietmar Nickel, München

Landwirtschaft über alles?

Leidet die Landwirtschaft unter der Natur ("Bauernaufstand gegen Biberburgen", 27. November)? Es gibt zu viele Wildschweine: Die Maisfelder leiden! Auch zu viele Biber setzen landwirtschaftlichen Flächen durch Überschwemmung zu! Das Rehwild ist schuld am Verbiss von Bäumen, und das Rotwild muss abgeschossen werden, da es die Rinde der Bäume schält und dem Wald schadet. Der Wolf hat schon gar nichts bei uns verloren, er bedroht die Weidetiere. Waschbären sind possierlich, aber sie sind "Fremde" und müssen weg. Braunbären gibt es zum Glück nur vereinzelt, schade, sonst hätten die Jäger etwas zum "Entnehmen". Auch den Kormoran darf man nicht vergessen, der unsere Fische wegfrisst. Weg damit! Ach ja - und Waldi hinterlässt sein "Würstchen" auf den Wiesen, und das schadet im Unterschied zu den Tonnen von Gülle, welche Bauern auf die Felder fahren, besonders. Am besten, man verbietet alle Tiere in der Natur. Damit man nicht vergisst, wie sie ausgesehen haben, sollte man sie in den Zoo sperren, da können sie der Landwirtschaft nicht schaden. Dr. med. vet. Maximilian Pick, Icking

Erinnerungswürdig

Wieder einmal unterschlägt die SZ den Namen eines Künstlers ("Geheime Helfer als Retter", 28./29. November; Illustration zur Dankesrede der Geschwister-Scholl-Preisträgerin Dina Nayeri); hier den des Bodendenkmals vorm Haupteingang der Ludwig-Maximilians-Universität: Der Berliner Künstler Robert Schmidt-Matt hat 1987 dafür den Rischart-Kunstpreis bekommen, dass er die Flugblätter und Bilder der "Weißen Rose" zusammenfügte und in einer Zeit noch immer politisierter Studentenschaft als Intarsie im Weg vom Hauptgebäude zur Mensa - damals noch gepflastert mit aktuellen politischen Handouts - verewigte. Die heutige Entpolitisierung der Studierenden lässt diesen Rahmen vermissen, und die so treffend platzierte Bodeninstallation rückt ein in die Reihe anderer Münchner Denkmäler, die man mit Füßen tritt: Eisner in der Faulhaber-Straße, Opfer des 9. November 1923 auf dem Odeonsplatz. - Dass Schmidt-Matts Werk ein anderes Gedenken verdient, daran sei dauerhaft erinnert, um derer willen, derer es gedenkt. Und auch des Künstlers, der es schuf. Dr. Ulrich Dittmann, Seefeld

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SZ vom 03.12.2020
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