Weitere Briefe:Gepriesener Architekt, gemiedene Architektur

Und in München? Nichts!

2013 gab es in Bad Tölz eine Ausstellung über Gabriel Seidl zu dessen 100. Todestag, im gleichen Jahr eine Ausstellung in Bad Kissingen über Max Littmann, und jetzt in Murnau eine über Emanuel Seidl anlässlich dessen 100. Todestag ("Gelobtes Land des Schachfürsten" vom 12. Dezember).

Und in München, an der Hauptwirkungsstätte aller drei Architekten? Nichts, jedenfalls nichts von derjenigen Institution, die für solche Ausstellungen prädestiniert wäre: das Architekturmuseum der TU München. Immerhin gab es vor einem Jahr eine - übrigens sehr gute! - Ausstellung des Architekturmuseums über die Architektur zur Zeit Ludwigs II. Aber eine Ausstellung über einen einzelnen Architekten des Historismus, wie früher über Leo von Klenze, Friedrich von Gärtner, Theodor Fischer und viele, viele moderne Architekten - so weit will man dann doch nicht gehen.

Hat man etwa bei der Vorbereitung zur Ausstellung vor einem Jahr gemerkt, welche herrlichen Bauten der Historismus hervorgebracht hat und wie erbärmlich sich daneben oft die groben Klötze der Moderne ausnehmen?

Und hat Angst, man könnte wankelmütig werden im unerschütterlichen Glauben an die Überlegenheit der Moderne, den man im Architekturstudium eingeimpft bekam? Nein, dieses Risiko will man offenbar nicht eingehen. Dr. Stefan Schleipfer, München

Glückliches Österreich

Die zulässigen Schallschutzwerte aus Verkehrslärm müssen entlang der Autobahn A 94 am Tag 64 Dezibel und in der Nacht 54 Dezibel im Durchschnitt einhalten ("Proteste für Lärmschutz an der Isental-Autobahn" vom 9. Dezember). Die Planungsrechnung hält diese Werte so genau ein, dass gelegentliche rechnerische Überschreitungen als normal hingenommen werden.

Unser belächeltes kleines Nachbarland Österreich mutet seinen Bürgern nur 60 Dezibel am Tag und 50 Dezibel bei Nacht zu. Dabei entspricht schon der österreichische Tageswert einem Rasenmäher in zehn Meter Entfernung, der Nachtwert einem Fernseher bei Zimmerlaustärke. Das sind Angaben von Österreichs Autobahngesellschaft Asfinag.

Ich frage mich: Wer möchte täglich über 14 Stunden dem Lärm eines Rasenmähers ausgesetzt sein oder neben einem Fernseher bei Zimmerlautstärke schlafen? Ein um 4 Dezibel höherer Schallpegel (also der deutsche Grenzwert) wird durch ein mehr als doppelt so hohes Verkehrsaufkommen verursacht!

In Diskussionen zu diesem Thema kommt achselzuckend das Argument: Deutschland ist halt ein Autoland. Wir sind stolz darauf, dass alleine in Bayern zwei Premiumhersteller (BMW und Audi) und ein Lastwagenproduzent (MAN) ihren Sitz haben. Ja, Exportweltmeister, das ist schon etwas. Das sichert Arbeitsplätze und hohe Steuereinnahmen.

Ich frage mich trotzdem, wie Österreich - oft als Trittbrettfahrer der deutschen Konjunktur verspottet und nur als Autozulieferer wahrgenommen - es schafft, seinen Bürgern einen höheren Schallschutz zu bieten. Und es sogar unternimmt, die Alpen zu durchbohren und mit dem Brennerbasistunnel die Anwohner von Emissionen zu entlasten. Ist es nicht längst an der Zeit, einen Schritt nach vorne zu gehen und unsere zulässigen Werte um 10 Dezibel zu reduzieren, anstatt sich weiter an definitiv als gesundheitsschädlich erkannte Grenzwerte zu klammern?

Der führenden Wirtschaftsmacht in Europa sollte es möglich sein, zum Wohle der Bürger einen Emissionsschutz festzuschreiben, der sich an der Gesundheit der Menschen orientiert. Das ist ein Muss für alle Parteien, aber ganz besonders für die CSU, die diese A 94-Trasse gegen den Widerstand der Bevölkerung in einem unberührten Landstreifen realisierte.

Vorzugeben, den mangelhaften Schallschutz grundsätzlich zu verstehen, aber Nachbesserungen zu verweigern, weil die Auswirkungen auf den Straßenbau allgemein nicht abschätzbar sind, das ist an Sarkasmus nicht zu übertreffen.

Ergänzend sei angefügt, dass bei den antiquierten Lärmschutz-Grenzwerten keine (Eisenbahn-)Trasse für die Zufahrt zum Brenner-Basistunnel (auf deutscher Seite) zu finden sein wird. Wer wollte das nicht verstehen? Adolf Spiegl, Lengdorf

Terminal-Auslaufmodell

Warum eigentlich jetzt noch ein weiterer Ausbau am Erdinger Flugplatz ("Das Satellitenterminal soll erweitert werden", 17. Dezember), wo doch die Flugindustrie längst auf dem absteigenden Ast ist? Zwar steigen zur Zeit noch die Fluggastzahlen, aber das ist ein Trägheitsmoment, Fliegen steckt noch sehr in den Köpfen drin, viele halten es noch für normal. Friedhelm Buchenhorst, Grafing

Aiwangers alpine Ignoranz

"Staatsregierung rüstet Skigebiete auf" vom 17. Dezember: Die Borniertheit des Wirtschaftsministers Aiwanger bei der Tourismusförderung ist nicht zu überbieten! Anreize für diesen Bereich können doch nicht darin liegen, dass mit Steuergeld die Alpen immer mehr zerstört werden. Das Förderprogramm umfasst ja nicht nur die Erneuerung veralteter Beförderungsanlagen (wogegen wir nichts haben), sondern dass diese etwa im Allgäu auch erheblich erweitert (Nebelhorn, Söllereck) oder ganz neu gebaut werden sollen (Gondel am Grünten). Diese Maßnahmen bezwecken eine Erhöhung der Beförderungskapazitäten und sind längst nicht mehr mit den derzeitigen Umwelt- und Klimaproblemen vereinbar, somit aus der Zeit gefallen und quasi Schnee von gestern. Es geht doch darum, den immer mehr überbordenden Tourismus endlich in Bahnen zu lenken und naturverträglich zu gestalten. Deshalb: keine Erweiterungs- und Neubauten von Liftanlagen, Gondel- und Sesselbahnen in den bayerischen Alpen! Ulrike Kornacher und Martin Kramm, Fürstenfeldbruck

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