Weitere Briefe:Ein Schlaflied für den Clubb

Ein Schlaflied für den Clubb

"Gegen die Stille" vom 22. Mai, über das Abspielen von Vereinshymnen auch bei Geister-Fußballspielen:

Die Stadionhymne des 1. FC Nürnberg, "Die Legende lebt", ist leider eher ein Schlaf- denn ein Fußball-Fan-Lied. Das durchaus gefällige Lied ist ein Lied zum gemeinsamen Weinen. Der liebliche Text ist der Abgesang für einen Verein, der in der Vergangenheit lebt und der aktuell ohne jegliche Ambition im sportlichen Bereich ist. Vor dieser Hymne wurde manchmal beim Club "Iiech bin a Clubberer" von Maximilian Kerner gespielt. Das war die reine Franken-Wucht. Passend zu einem Verein, der gewinnen will. Also nichts für den Club. Rudolf Bernd Kondler, Stein (Franken)

Mythos und Wirklichkeit

Interview "Mein Tag ist rund um die Uhr mit Corona gefüllt" vom 9./10. Mai: "Bayern hat die Corona-Krise bisher besser überstanden als viele andere Länder." So Ministerpräsident Markus Söder in dem Interview mit der SZ am 9./10. Mai. Tatsächlich führt Bayern vor allen anderen Bundesländern mit 44 295 bestätigten Fällen und 2134 Toten. Das sind über 50 Prozent mehr Tote als in Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland in Deutschland. Diese Zahlen stehen in der SZ vom 9./10. Mai auf Seite 31, "Corona-Pandemie im Überblick". Mythos und Wirklichkeit! Pit Wenninger, Bremen

Wischmopp-Algorithmus

Die Webseite des bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit schildert, Bayern hätte über 400 Krankenhäuser mit über 73 000 Betten für die stationäre Behandlung von Patienten. Am 31. März berichtet BR24 von 26 geplanten Behelfskrankenhäusern, die mindestens 90 Betten haben sollen. Rechnen wir vereinfacht mit 100 Betten pro Behelfskrankenhaus, ergibt sich eine Gesamtkapazität von 75.600 Krankenhausbetten. Setzen wir die Wischmopps ("Der Minister und die Wischmopps" vom 14. Mai) ins Verhältnis, kommen wir auf rund 1,2 Wischmopps pro Bett.

Jeder Patient kann sein Krankenhauszimmer also selbst wischend vom Virus reinigen. Zum Abtrocknen nach dem Waschen stehen jedem circa 1,6 Handtücher (120 044) zur Verfügung, aber die Bettlaken reichen nur zur Hälfte (32 053).

Welcher Ministeriale oder Minister selbst hat sich mit der Beschaffung hier auseinandergesetzt? Wurden Erkenntnisse aus bisherigen Bedarfen pro Krankenhausbett, Verbrauch im Rahmen von Infektionsstationen in die Berechnung aufgenommen? Herr Aiwanger ist Agraringenieur. Algorithmen werden zur Berechnung von Dünger, Saatgut und vielem mehr eingesetzt. Welches Algorithmus hat er sich bedient? Jetzt weiß ich es, die Krisenbewältiger-App zur Steigerung der Wählergunst. Andreas Wiegand, Dachau

Teschen und die Inn-Grenze

Die sehr zutreffenden Äußerungen des Lesers Rüdiger Herrmann zum Ort Teschen ("Wichtiges Erinnern (II)" vom 5. Mai) führen zu zwei, vielleicht für Ihre Leser interessanten, Vorgängen. Der Friede von Teschen aus dem Jahre 1779 im damals österreichischen Schlesien führte in der Tat dazu, dass nur das bayerische Innviertel an Österreich abgetreten werden musste. Nur deshalb wurde nämlich am 20. April 1889 im südlich des Inns liegenden, abgetretenen Braunau Adolf Hitler als österreichischer Staatsbürger geboren. Keine 40 Jahre später, am 16. April 1927 im bei Bayern verbliebenen und nur zwanzig Minuten entfernten Marktl, wurde Papst Benedikt auf der bei Bayern verbliebenen, nördlichen Innseite geboren. Der Papst also ein Bayer, Hitler ein Österreicher, da müssen wir Friedrich dem Großen direkt noch dankbar sein.

Der Name "Teschen" hat aber einen weiteren unrühmlichen Beigeschmack. Nach dem Münchner Abkommen von 1938 kamen die Sudetengebiete zum Deutschen Reich. Man kann es gar nicht glauben, aber wenige Monate vor dem Beginn des Weltkriegs, im Oktober 1938, machte Polen noch gemeinsame Sache mit dem Deutschen Reich und okkupierte das Gebiet um Teschen.

Noch in seinen Memoiren hat Churchill dies als schändliche Haltung Polens bezeichnet und diese Okkupation nachhaltig verurteilt. Heute ist Teschen (polnisch Cieszyn) eine Doppelstadt beiderseits der Grenzen. Rainer Süßbauer, Dachau

Wem soll geholfen werden?

Die Stadt München überlegt ("Ein Prosit der Ungemütlichkeit" vom 14. Mai), an alle Haushalte mindestens 25-Euro-Gutscheine für den Besuch der Gastronomie auszugeben (bislang ist es nur ein Vorschlag der CSU-Stadtratsfraktion; d. Red.)! Gäbe es da nicht wichtigere, soziale Projekte zu unterstützen, zumal zum Beispiel Wohnungslose hier auch nicht in den Genuss kommen. Muss man wirklich solche Unternehmen stützen, die seit Jahren Biergärten mit 900 Sitzplätzen - nun leider nur noch 400 - in erstklassiger Lage betreiben, zudem Zelte auf dem Oktoberfest und an allerbestem Standort Glühweinstände in der Fußgängerzone? Eigentlich müssten diese Gastronomen sicherlich ein bis zum Rande gefülltes Bankkonto haben und können diese kurze Durststrecke locker überstehen. Mitleid oder was auch immer dahintersteckt, dürfte hier wirklich fehl am Platz sein. Ute Dingelmaier, Biburg

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: