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Zynische Zahlenspiele

Jene drei Leserbriefe, die unter dem Titel "Was hilft - und was eher Panik schürt" am 24./25. Oktober erschienen sind, bedürfen einiger Anmerkungen.

Erstens: Mir erscheint es im Gegensatz zu Henning Fritsches ("Problematische Feiern") vernünftig, einschneidende Maßnahmen nicht ständig und überall, sondern lokal je nach aktueller Inzidenz zu verfügen. Das hat an sich nichts mit angeblicher Ungleichbehandlung verschiedener gesellschaftlicher Gruppen zu tun; also wovon redet beziehungsweise was vermischt er da? Ich würde sagen: Thema verfehlt!

Zweitens: Im Gegensatz zu Richard K. Freiherr von Rheinbaben ("Sinnbefreiter Aktionismus") halte ich 50 Prozent nicht für eine hohe Korrelation (woher hat er das?), sondern eine geringe; das ist aber egal, weil der entscheidende Vergleich nicht der mit dem Frühjahr, sondern der mit letzter Woche ist, und aus dem ergeben sich Verdopplungszeiten (der Corona-Inzidenz; d. Red.) von circa neun Tagen. Er möge selbst bis Weihnachten extrapolieren. So wirft man bloß Nebelkerzen und trägt nicht zur Versachlichung der Debatte (die geführt werden sollte!) bei. Ich würde sagen: Nur etwas sagen, wenn man etwas zu sagen hat.

Drittens: Der Beitrag von Dr. Bernd Huber ist an Zynismus gar nicht mehr zu überbieten: Keine Panik, es sterben (derzeit!) nur ein Prozent mehr als sonst - das hält das Volk doch locker aus! Allerdings werden es in wenigen Wochen zehn Prozent mehr sein, und exponentiell (!) so weiter, wenn nichts Einschneidendes wie im Frühjahr geschieht.

Außerdem: Es ist richtig, dass ein PCR-Test auch Nicht-Infektiöse erfasst; aber dass das "in der Mehrzahl" so wäre, ist pure Spekulation. Es ist wohl menschlich, in den Motiven anderer stets Niedertracht zu wittern und bei sich selbst den Hort der Wahrheit zu vermuten. Aber davon sollte jemand mit dem Doktortitel, also wissenschaftlich geadelt, sich doch freimachen können.

Ich würde sagen: Wünschen wir, dass niemand solchem Zynismus ausgesetzt wird. Dr. Nils Heineking, Mering

Lüfungstechnik nutzen

Ich bin begeistert, endlich eine funktionierende Technik zur Eindämmung der Krankheitsübertragung, gerade in geschlossenen Räumlichkeiten zu haben ("In der Schwebe", 28. September). Genauso bin ich entsetzt über die Ablehnung dieser Technik durch die Kultusministerkonferenz. Überzeugend sind die Daten, die der Physiker Prof. Dr. Kähler veröffentlicht hat: Vernichtung der Aerosolpartikel 0,1 bis 0,3 Mikrometer mit einer Effektivität von 99,995 Prozent bei Luftwechsel mit sechs Mal Raumvolumen pro Stunde, Halbwertszeit der Viren 1,1 bis 1,2 Stunden, also über Nacht coronafrei; H14-Schwebestofffilter müssen nur alle drei bis fünf Jahre getauscht werden.

Sicher ist es teuer und auch zeitlich schwer, Schulen ausreichend mit geeigneten Luftfilteranlagen auszurüsten. Diese aber pauschal abzulehnen, finde ich absurd. Auch das Argument, die Effizienz der Filteranlagen in einem Raum mit 30 Personen sei nicht erwiesen, greift gar nicht (99,995 Prozent der Aerosolpartikel aus der Luft werden abgeschieden, unabhängig von der Personenzahl).

Wie viel ist uns die Gesundheit, Erziehung und Bildung unserer Kinder wert? Sind 100 Euro pro Schüler und Jahr, die auch gegen erhöhte Heizkosten bei vielem Lüften im Winter verrechnet werden könnten, zu teuer?

Es wäre wünschenswert, wenn auch Arbeitsgruppen zum Beispiel aus Physikern, Technikern, Ingenieuren und nicht nur Virologen, Epidemiologen, Infektiologen und Meteorologen zur Beratung der politischen Entscheidungsträger zugezogen würden. Herbert Weingärtner, München

Spurloses Verschwinden

Traurig, traurig ("Es bleibt beim Versuch" vom 27. Oktober). Was ist von einer solchen Entscheidung zu halten? Pfui! Das erste Mal in über 30 Jahren für mich eine sichere Fahrt auf der Elisenstraße, welche sonst nur unter großem Risiko als Radfahrer zu befahren war und wohl in Zukunft auch leider wieder sein wird.

Fortschritt heißt in München, was den Radverkehr betrifft, immer nur Rückschritt. Zunahme der Einwohner und Radfahrer, höhere Geschwindigkeiten durch Elektromobilität - und dann so etwas. Hauptstadt der Regression. Auf die sozialen Demokraten war und ist wie immer bei dem Thema Radwege Verlass (die SPD hat angekündigt, im Stadtrat für den Abbau der Provisorien zu stimmen; d. Red.). Schade, schade. Bastian Klappert, München

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