Weitere Briefe:Almbauer, Bartgeier, Bär, Luchs und Wolf

Almbauer und Bartgeier

"Die Geier kreisen wieder" vom 18. September

Im Nationalpark Berchtesgaden soll in Zusammenarbeit mit dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) der beeindruckende Bartgeier wieder angesiedelt werden ("Die Geier kreisen wieder" vom 19. September). Durch das Tierkörperbeseitigungsgesetz (TierKBG) beziehungsweise die EU-Verordnung "Tierische Nebenprodukte" (TierNebG) ist auch der Almbauer heute verpflichtet, verendetes Weidevieh zu entfernen. Dem Bartgeier fehlt somit die größte, sicherste Nahrungsquelle im Sommer zur Zeit der Jungenaufzucht. Ausgerottet wurde der Bartgeier in den Alpen, weil er tatsächlich Kinder angegriffen hat, nachdem ihm der Mensch in sehr schweren Zeiten Schritt für Schritt die Nahrung entzogen hat (Quellen: Naumann, Girtanner, Schinz: Der Lämmergeier). Für die Jungenaufzucht benötigt der Bartgeier viel frisches Fleisch, welches er natürlich auch selbst erbeutet.

Will der LBV im Nationalpark Futterstellen einrichten? Wie hält man den Wolf von diesen Futterstellen fern? Einen angefütterten, an Menschen gewöhnten Wolf will niemand am Hoftor. Es entsteht der Eindruck als ginge es beim "Wiederansiedlungsprogramm Bartgeier" leider wieder nur um den Erhalt von Geld, Kommerz und Selbstinszenierung wie beim gescheiterten "Programm Braunbär" in Österreich. Geht es wirklich um Artenschutz in der Bergwelt und respektvollen Umgang mit großen Wildtieren im Nationalpark Berchtesgaden?

Sinnvoll ist meines Erachtens nur ein langfristiges, länderübergreifendes Zonierungsprojekt, wo es den Almbauern zwischen den Tauern und den Bergen Hochkönig und Watzmann offiziell genehmigt wird, verendetes Weidevieh liegen zu lassen. So kann der faszinierende Bartgeier selbst entscheiden, ob er die Brutplätze des 15. und 16. Jahrhunderts in Bayern wieder besiedeln will. Als Almosenempfänger und Spendensammler an kommerziellen Futterplätzen sehe ich den Bartgeier nicht. Michel Gengler, Lohhof

Mensch und Tier

Interessiert verfolgen wir die Diskussionen über die Einwanderungen von Bären, Wölfen, Luchsen oder Wildkatzen in Deutschland und dem Alpenraum. Wir mögen besonders Bären und Wölfe - aber nur in wenig besiedelten Gebieten, wo es noch echte Wildnis gibt (Nordschweden, Kanada). Doch hier in Mitteleuropa haben diese, besonders Luchse und Wildkatzen, nichts zu suchen. Letztere finden leichte Beute unter Tieren, die zum Teil bereits vom Aussterben betroffen sind, vor allem Vögel mit Gelegen. Es bleibt uns unverständlich, warum solche Tiere, die sei Menschengedenken - manche seit 150 Jahren - nicht mehr hier heimisch waren, wieder angesiedelt werden sollen und Tiere und Menschen gefährden. In Südtirol haben sich die Bürger dagegen entschieden. Auch Schafe und Kühe haben ein Empfinden und dürfen nicht grausam gerissen werden. Wenn erstmals ein Hund oder eine Katze Opfer wird, möchte ich den Aufschrei der Besitzer hören. Eine Volksabstimmung/-Befragung wäre zu diesem Thema hilfreich. Brigitte und Bernd Broßmann, Neubiberg

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