Weinlokal Loreley:Eine Bar streikt

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Bitte schreiben Sie dem OB: Im Schaufenster seiner Loreley-Weinbar bittet der Wirt um Hilfe. (Foto: Sonja Marzoner)

Radikaler Schritt: Wirt Gregor Sturm hat seine Bar Loreley zugemacht, weil er seinen Wein nicht vor der Tür ausschenken darf. Mit dem Streik will er die Stadt unter Druck setzen.

Von Sabine Cygan, Altstadt

Wer derzeit ein Glas Wein in der Loreley am Isartor trinken will, steht vor verschlossenen Türen. Weil er nicht im Freien ausschenken darf, hat sich Wirt Gregor Sturm zu einem radikalen Schritt entschlossen: Seine Bar ist "im Streik". So steht es auf einem Plakat im Schaufenster. Sturm will Druck auf die Verantwortlichen bei der Stadt ausüben, die ihm keine Freischankfläche genehmigen.

Der Protest findet über die sozialen Medien statt, Gäste teilen den Streikaufruf auf Facebook und Twitter - und beschweren sich schriftlich bei Oberbürgermeister Dieter Reiter. Darum hatte Sturm gebeten. An diesem Dienstag beschäftigt sich der Bezirksausschuss (BA) Altstadt-Lehel mit dem Thema. Wenn er keine Freischankfläche bekommt, werde er die kleine Weinbar nach dem Winter wohl schließen müssen, klagt Sturm.

Weinbar Loreley
:Bar mit Bestlagen

600 Flaschenweine von 20 bis 3000 Euro, dazu 40 offene Weine, das "Achterl" ab vier Euro: Die Weinbar Loreley hat eine beachtliche Auswahl, da fährt man im Zweifelsfall besser mit dem Taxi nach Hause.

Von Astrid Becker

Seit Januar 2013 gibt es das Lokal in der Marienstraße. 45 offene Weine und 600 Flaschenweine hat Sturm im Angebot. In den kalten Monaten funktioniert das offenbar ganz gut. Im Sommer genießen aber die Münchner ihren Wein lieber im Freien. 80 Prozent weniger Umsatz mache die Loreley dann, sagt der Wirt. Wenn nicht genug Gäste kommen, die seine offenen Weine trinken, müsse er die durchschnittlich 35 Euro teuren Tropfen wegschütten. Einen Mitarbeiter habe er bereits entlassen müssen. Den Streik macht der Wirt auch aus Kostengründen - wenn die Bar ganz zu sei, komme ihn das billiger.

Der Gehweg ist zu schmal

Eigentlich geht es diesen Sommer auf Münchner Gehwegen liberaler zu: Am Wochenende darf vor vielen Bars bis Mitternacht ausgeschenkt werden. Und auch die Farbe der Tische und das Material der Pflanzenkübel überwacht die Stadt nicht mehr so streng. Neben den Tischen allerdings muss weiterhin 1,60 Meter Platz für Fußgänger bleiben. In Grenzfällen will die Stadt künftig ein Auge zudrücken - dann reichen auch mal 1,30 Meter. Doch so viel Platz gibt es vor der Loreley nicht. Nur 1,35 Meter ist der Gehweg insgesamt vor dem Lokal breit.

Der Loreley-Besitzer arbeitet nach eigenen Angaben schon seit vergangenem Jahr auf eine Einigung mit KVR und dem BA hin. Sturm ist gelernter Architekt, sein Vorschlag: Die Marienstraße soll verkehrsberuhigt werden und nur noch für Anwohner befahrbar sein, Parkplätze könnten dann verlegt werden. "Damit könnte man zwei Fliegen mit einer Klappen schlagen", sagt er. Wegen der schmalen Straße würden die Autos häufig über den Gehweg fahren, wenn sie um die Kurve biegen. Eine gefährliche Angelegenheit, nicht nur für Weintrinker.

Doch als der BA sich im Frühjahr neu konstituierte, "musste ich wieder bei null anfangen. Ich stieß auf taube Ohren", erzählt Sturm. Der 42-Jährige fühlte sich von der Stadt im Stich gelassen. "Wir sahen keine andere Wahl mehr, als zu streiken. Das ist die letzte Möglichkeit."

Der BA-Vorsitzende Wolfgang Neumer (CSU) gibt sich verständnisvoll: "Wenn irgendwas machbar ist, dann machen wir das." Allerdings: "Selbst wenn wir zwei Augen zudrücken, der Gehweg ist zu schmal." Neumer verweist auf die Gleichbehandlung mit anderen Wirten und die schwierige Verkehrssituation. Über Möglichkeiten der Verkehrsberuhigung werde im Ausschuss bereits gesprochen, doch eine Lösung zu finden, sei schwierig. Auch das KVR sieht sich "schlichtweg nicht in der Lage, eine Erlaubnis zu erteilen", so eine Sprecherin. Die 65 Zentimeter, die nach der Bestuhlung für Fußgänger noch blieben, seien nicht tragbar.

Sturm will dennoch nicht aufgeben. Ob noch weitere Protestaktionen geplant sind? "Wenn sich einer unserer Kunden entschließt, einen Sitzstreik mit einer Weinflasche vor der Bar zu machen, dann fände ich das gut."

© SZ vom 12.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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