Weihnachtsgeschäft:Jauchzet, frohlocket!

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Trotz Finanzkrise: Der Einzelhandel geht optimistisch ins Weihnachtsgeschäft, die Kunden geben viel Geld für Geschenke aus.

Otto Fritscher

Der Münchner Einzelhandel rechnet heuer trotz der Finanzmarktkrise mit einem besseren Weihnachtsgeschäft als im Vorjahr. "Bislang haben sich die Kunden von den Turbulenzen unbeeindruckt gezeigt", sagt Michael Krines vom Einzelhandelsverband LBE. "Viele wollen sich etwas gönnen." In München werden im Weihnachtsgeschäft rund zwei Milliarden Euro umgesetzt.

Einfach himmlisch: Ob der Münchner Einzelhandel nach den Festtagen so ein Fazit des Weihnachtsgeschäfts ziehen wird, steht noch in den Sternen. Aber die Erwartungen sind hoch, denn trotz der globalen Finanzkrise sind die Münchner bisher "nicht in einen Käuferstreik getreten", wie Einzelhandels-Präsident Michael Krines sagt. (Foto: Foto: Haas)

Wenn die Weihnachtswünsche der Geschäftsleute in Erfüllung gehen, werden heuer in den rund 10000 Einzelhandelsbetrieben in der Stadt rund 100 Millionen Euro mehr ausgegeben als im Vorjahr. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass an den Weihnachtsgeschenken nicht gespart wird", sagt LBE-Präsident Krines, der in München ein Dessous-Geschäft führt. Er spricht von der "emotionalen Komponente, die das Weihnachtsgeschäft auch in Krisenzeiten beflügelt".

Diese Einschätzung kann Gerald Funk mit Zahlen belegen: Auch nach dem Ausbreiten der Finanzkrise ist der Umsatz bei uns nicht eingebrochen", sagt der Geschäftsführer von Kustermann. "Gegenüber dem Vorjahr liegen wir bis jetzt sogar sieben Prozent im Plus." Allerdings sei er nicht immer so optimistisch gewesen, gibt Funk zu. "Vor zwei Monaten hatte ich noch ein ganz flaues Gefühl im Magen, aber die Zahlen aus dem Oktober und November haben uns beruhigt."

"Keine Krisenstimmung zu spüren"

Bei den Konsumenten sei "keine Krisenstimmung zu spüren", konstatiert auch Wolfgang Fischer, Geschäftsführer des Stadtmarketing-Vereins "Citypartner", und ergänzt: "Wir sind erwartungsfroh." 2007 sind im November und Dezember in München rund 1,9 Milliarden Euro ausgegeben worden, heuer sollen es nach Prognosen des LBE deutlich mehr werden.

Das Weihnachtsgeschäft, das in diesen Tagen vor allem in den Warenhäusern und Geschäften entlang der Fußgängerzone anläuft, entscheidet in den meisten Branchen des Einzelhandels "über das Wohl und Wehe des ganzen Jahres", sagt Krines. Spielwarengeschäfte etwa machen in den acht Wochen vor dem Fest mehr als 40 Prozent ihres Jahresumsatzes. Traditionell ist der dritte Adventssamstag der umsatzstärkste Tag des Jahres, doch heuer rechnet man am vierten Samstag mit dem größten Ansturm, da Heiligabend auf einen Mittwoch fällt.

Eine Absage erteilt der LBE in diesem Jahr allen Schnäppchenjägern: "Wer darauf setzt, dass es schon vor Weihnachten große Rabattaktionen gibt, wird enttäuscht sein", kündigt Krines an. Der Trend gehe zu "Höherwertigem". Und: "Die Kunden lassen sich länger und intensiver beraten", hat Krines beobachtet. Der Handel erwartet auch, dass sich der Trend zu Geld oder Gutscheinen als Geschenken fortsetzt. "Das macht schon ein Viertel aller Präsente aus", sagt Krines. Und weil sich immer mehr Münchner ihre Geschenke selber kaufen, sinkt auch die Umtauschquote von Jahr zu Jahr, aktuell beträgt sie zwei Prozent.

Espresso-Maschine für unterwegs

Die Geschäftsleute haben bereits Erfahrungen, was in diesem Jahr Renner auf dem Gabentisch werden: Klassiker wie Spielwaren, Parfüm und Schmuck, Bücher und CDs, Bekleidung und Wintersportartikel. Auch wer etwas Ausgefalleneres sucht, soll im Münchner Handel fündig werden: Wie wäre es etwa mit einer Espresso-Maschine für unterwegs?

"Was man braucht, ist eine Thermoskanne voller heißem Wasser und Espresso-Pulver", erklärt Gerald Fink. Dann wird in der Maschine, die aussieht wie eine verunstaltete Fahrrad-Luftpumpe, über einen Kolben genügend Druck erzeugt, ein Ventil öffnet sich - und fertig ist der Espresso." Kostenpunkt: um die 100 Euro. Ein Geschenk, das eher Frauen beeindrucken dürfte, glaubt Fink. Sein Tipp für Männer: "Ein gescheiter Akkuschrauber, der macht immer Freude."

Zwar ist der große Run auf Flachbildschirm und Plasma-TV-Geräte seit der Fußball-EM etwas abgeebbt, aber auch die Elektrofachmärkte rechnen wieder mit einem guten Geschäft. Zumal Handys, Digitalkameras und Navigationsgeräte schon fast zu den klassischen Geschenken gehören. Mit Kaufzurückhaltung rechnet Krines nur in einer Kundengruppe: "Der alleroberste Luxus geht gut, aber in der Preisklasse darunter sind die Kunden etwas vorsichtiger." Dennoch: "Wir hoffen auf einen versöhnlichen Jahresausklang."

© SZ vom 20.11.2008/af - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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