Weihnachtsausstellungen:Schnee-Eulen und Zarathustra

Weihnachtsausstellungen: Ein bisschen Nietzsche-Kenntnis ist wohl nicht schlecht, um Thomas Barnsteins Objekt "Zarathustra" einordnen zu können.

Ein bisschen Nietzsche-Kenntnis ist wohl nicht schlecht, um Thomas Barnsteins Objekt "Zarathustra" einordnen zu können.

(Foto: Young Jun Lee)

Die Münchner Kunstvereine laden wieder zu ihren Weihnachtsausstellungen: Eine Tradition, die Künstlern hilft und Besuchern viel bietet.

Von Magdalena Zumbusch

Die Weihnachtsausstellung der Münchner Kunstvereine hat in der Stadt eine große Tradition. Und finanziell sei sie das wichtigste Event des Jahres, berichten die Vereine. Der vorweihnachtliche Geschenke-Jagdtrieb der Kunden, so hofft man, bringe viel Umsatz. Und das ist für die Corona-gebeutelte Kunstszene eine willkommene Unterstützung. Aber die Vereine bieten auch ihrerseits Einiges: stimmungsvolle Atmosphäre und oft günstigere Preise als unterm Jahr.

Die Handwerkskammer hat für die diesjährige Ausstellung mit dem Titel "Winterreise" (Max-Joseph-Str. 4) 50 Ausstellende aus Deutschland, Tschechien, Frankreich, Schweden und Großbritannien ausgewählt. Darunter auch Künstlerinnen und Künstler in Ausbildung: Die Holzbildhauerschulen Berchtesgaden und Oberammergau sind vertreten und die Meisterschule (für Holzbildhauerei) München. Dekorative Objekte, die in verwunschene Winterlandschaften eintauchen lassen, sind zu sehen: Holzobjekte, wie Mikael Nilssons geschnitzte Schnee-Eulen, aber auch Schönes aus Ton und Papier.

Der Kunstverein München verkauft Jahresgaben von rund 80 Künstlerinnen und Künstlern im Online-Shop des Kunstvereins. Die Arbeiten kann man sich auch in der Galeriestraße 4 ansehen. Beim Verkauf wird gleich Mitglieder-Akquise betrieben: Nur wer die Vereinsmitgliedschaft hat, darf etwas kaufen. Mitglied kann man schnell werden, für 60 oder ermäßigt für 20 Euro. Dann sind die Werke zu vergleichsweise günstigen Preisen zu haben: Vorgabe an alle Ausstellenden war, mindestens zwei Arbeiten einzureichen, die den Verkaufspreis von 700 Euro nicht übersteigen. Manche Werke lassen das Thema Weihnachten vorsichtig anklingen. Andere Werke spielen mit Verweisen auf bekannte Kunst, wie Hank Schmidt in der Beeks "Collage Nr. 915", die die US-Comicfigur Bart Simpson auf Beuys' "Stuhl mit Fett" skaten lässt.

Beim Bayerischen Kunstgewerbeverein und beim BBK dürfen alle Mitglieder ausstellen

Die Galerie des Berufsverbands bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) und der Bayerische Kunstgewerbeverein verzichten auf ein Auswahlverfahren im Vorfeld ihrer Weihnachtsausstellung: Alle Mitglieder der Vereine können Arbeiten einreichen. So ist eine breite Unterstützung der Szene möglich statt einer Förderung einiger weniger. "Alles, immer, jetzt" ist der Ausstellungstitel des BBK: Ist die Kehrseite dieser Forderung die Schneller-Höher-Weiter-Maxime in Leistungsgesellschaften? Rund 200 Arbeiten, die sich aber nur zum Teil mit diesem Thema beschäftigen, sind in der Maximilianstr. 42 zu sehen, kuratiert von Maria Justus, Youngjun Lee, Dirk Neumann und Fumie Ogura. Hier findet sich etwa ein kreuzähnliches Objekt von Thomas Barnstein mit dem Titel "Zarathustra", für das man wohl Nietzsche ein wenig kennen sollte. Gegenüber den Durchschnittspreisen übers Jahr sind die ausgestellten Arbeiten relativ günstig.

Weihnachtsausstellungen: Ein bewegliches Bild: Legt man die Glieder von Kirsten Planks Kette auf einer glatten Fläche zusammen, bilden sie mit etwas Puzzle-Arbeit ein kleines Bild.

Ein bewegliches Bild: Legt man die Glieder von Kirsten Planks Kette auf einer glatten Fläche zusammen, bilden sie mit etwas Puzzle-Arbeit ein kleines Bild.

(Foto: Kirsten Plank/Bayerischer Kunstgewerbeverein)

Im Bayerischen Kunstgewerbeverein, Pacellistr. 6-8, sind unter dem Motto "Sternenstaub" Arbeiten von rund 100 Ausstellenden zu sehen. Neben Weihnachtlichem gibt es (jahres-)zeitlose Stücke, wie Anna Molls feingliedrige Ketten aus recyceltem Plastik. Oder auch die Ketten von Kirsten Plank, deren Glieder so geformt sind, dass sie sich auf einer glatten Fläche zu einem kleinen Bild zusammensetzen lassen. Von allen vier Anbietern startet der Kunstgewerbeverein mit den niedrigsten Preisen. Außerdem ist die Bandbreite der Werke riesig, mit Arbeiten aus Glas, Holz, Keramik, Papier und Textil, sowie Schmuck und Tischgerät. Man könnte also durchaus fündig werden. Und damit die lokale Kulturszene stützen.

"Alles, Immer, Jetzt", Eröffnung am 8. Dez., 14 Uhr, 9.Dez.-14. Jan., Mi., Fr.-So. 11 - 18 Uh, Do. 13 - 20 Uhr, Maximilianstr. 42; "Sternenstaub" bis 14. Jan., Mo.-Sa., 10-18 Uhr, Pacellistr. 6-8,; "Winterreise" bis 30. Dez., Di., Mi., Fr., 10-18 Uhr, Do., 10-20 Uhr, Sa., 10-13 Uhr, Max-Joseph-Str. 4 ; Jahresgaben bis 11. Dez., 12-18 Uhr, Galeriestr. 4

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