Weihnachts-Bilanz:Schöne Bescherung

Der Handel freut sich über ein reges Umtauschgeschäft.

Von Claudia Wessel

Oh, wunderschön, eine Friteuse! Das hat er vielleicht am Heiligen Abend zu seiner Tante, Schwiegermutter oder zu einer anderen Verwandten gesagt, als er das riesige Geschenk auspackte, der etwa 38-Jährige mit Parka, Rucksack und Brille, der heute zielstrebig mit seinem Paket auf dem Arm die Rolltreppen in der Galeria Kaufhof am Marienplatz hochfährt. Insgeheim aber wird er sich gedacht haben: Meine Güte, eine Friteuse, wer braucht denn sowas?

So führte der erste Weg des Beschenkten am Samstag nach den Feiertagen zurück an den Ort des wohlgemeinten Kaufs. Zum Glück mit dem Kassenbon ausgestattet, bekommt er die gute Nachricht: "Wir machen eine Auszahlung." Glückliches Strahlen auf dem Gesicht des erst jetzt richtig Beschenkten. Mit 149,99 Euro zusätzlichem Weihnachtsgeld zieht er von dannen.

An welche Kasse man auch schaut an diesem Samstag Nachmittag im Kaufhof - überall kommen Menschen mit Kassenbons und ungeliebten oder nicht ganz perfekten Geschenken. Betty Höfling etwa hatte durchaus das Richtige für ihren Mann Günter gewählt, als sie ihm einen nagelneuen Gameboy advance SP schenkte. Denn Günter, von Beruf Chauffeur, vertreibt sich mit dem Gameboy Spielen die Zeit des Wartens auf seinen Chef. Doch leider ging der kleine Kasten nur an, "wenn man hinten drauf geklopft" hat. Kein Problem, schon hat sie ein neues Modell in der Hand und geht strahlend davon.

Vollauf zufrieden ist auch Sarah, 6, dass sie ihr Geschenk wieder los ist. Denn das "mix and magic" von Barbie, das ihr die Eltern unter den Tannenbaum gelegt hatten, kannte sie schon. Von der Freundin, die dasselbe kurz zuvor zum Geburtstag bekommen hatte. Und sie war gar nicht begeistert davon: "Was man da kochen kann, schmeckt mir nicht." 39,99 Euro werden der Mama mir nichts, dir nichts gutgeschrieben, und Sarah darf sich gleich selbst ein neues Geschenk aussuchen.

Einen blau-weiß-karierten, plüschigen Schlafanzug bringt eine Dame zurück in die Dessous-Abteilung. 39,96 Euro bekommt sie dafür ausgezahlt. Was war falsch? "Nein, nein, ich wollte es eigentlich gar nicht umtauschen", sagt die Dame und klingt fast ein wenig ertappt. "Ich wollte nur einen einteiligen Schlafanzug und den kaufe ich mir jetzt drüben bei Esprit." Wunderschöne, hellblaue Spitzenwäsche lässt ein junges Mädchen zurückgehen und kassiert 44,72 Euro. Hat da etwa der Freund die falsche Farbe gewählt? Nein, die Mama war-s. "Es hat einfach nicht gepasst." Auch bei den Herrendessous gibt es reges Umtauschgeschäft an den Kassen. Ein junges Mädchen etwa reicht eine schwarze Herrenunterhosen zurück an die Verkäuferin, erhält 42 Euro. Was war los? "Die Mutter von meinem Freund hat die gekauft und sie waren viel zu klein und zu eng."

"Das Umtauschen ist für uns gar kein Problem", sagt Geschäftsführer Wolfgang Struth. "Das machen wir ohne Wenn und Aber." Vor allem in der Spielwarenabteilung gebe es viele Retouren, hat er beobachtet. Die vielen Leute an diesem Tag tauschen aber nicht nur um. "Viele lösen auch Geschenkgutscheine ein."

Der Kundenansturm war am Tag nach den Feiertagen insgesamt sehr groß. "Ein außerordentlich starker Tag" , erklärte Wolfgang Wirz, Geschäftführer von Karstadt Oberpollinger. Fast noch besser als die Vorweihnachtssamstage.

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