Das Ziel: Kriegsführung sauberer, billiger, effektiver und ökologischer zu machen. Das heißt, gesund für die eigenen Truppen und die Umwelt, tödlich für den Feind. "Im Krieg geht es nicht mehr darum, dass sich Völker gegenseitig auslöschen wollen", sagt Wissenschaftler Klapötke. Stattdessen müsse Kriegsführung heute zielgenau sein. Mit möglichst wenig Kollateralschaden für Mensch und Umwelt.
Ein Bombenversuch: Klapötke hält ihn mit seiner Kamera fest.
(Foto: Fischhaber)Typisch deutsch: Vor allem die Umwelt hat es Klapötke angetan. "Ironisch formuliert: Die Brücke soll gesprengt werden, die Fische darunter müssen überleben", sagt er.
Vor allem auf Übungsplätzen, wo die meiste Munition verwendet wird. Reste des Sprengstoffs fließen dort ins Grundwasser. Die Säuberung kostet Milliarden. Hinzu kommt die Angst vor Schadensersatzzahlungen. Die USA investieren seit Vietnam kräftig in die Forschung. "Wenn wir in Afghanistan die Taliban bekämpfen, aber die Bevölkerung als Partner wollen, macht es wenig Sinn, mit giftigen Substanzen zu arbeiten", sagt Klapötke. "Wir bekommen die Menschen nicht auf unsere Seite, wenn es Missbildungen gibt."
Mit Hilfe von Stickstoff, der ohnehin in der Luft ist, versucht der Chemiker die giftigen Inhaltsstoffe zu reduzieren. Inzwischen hat er den Stickstoffanteil seiner Sprengstoffe auf 80 Prozent gesteigert - mehr als das Doppelte als bei herkömmlichen Produkten.
Drei vielversprechende Explosionsstoffe aus seinem Labor werden nun auch in größeren Mengen bei der US Army getestet. Bei Leuchtmunition kann Klapötke bereits Erfolge vorweisen. Bis die grüne Bombe aus München fertig ist, wird es aber noch mindestens fünf Jahre dauern.
Die Formel ist streng geheim. Nicht einmal Klapötkes Mitarbeiter kennen sie. Dabei werden alle überprüft. Vom Verfassungsschutz und von Klapötke selbst. Er stellt selten Leute ein, die er nicht kennt. Angst vor Terroristen hat er aber nicht: "Sprengstoff wird hier nur in sehr kleinen Mengen gelagert. Es ist einfacher mit einer Anleitung aus dem Internet eine Bombe zu bauen." Für Terroristen sei seine Forschung, und ob am Ende zehn oder elf Menschen sterben, nicht interessant. Für die Armee dagegen zählt Effektivität.
Und wie geht er damit um, dass sich seine Forschung, so grün sie ist, am Ende doch tödlich auswirkt? Klapötke kennt die Frage. "Ich würde keiner Fliege etwas zuleide tun, ich bin sogar Vegetarier", sagt er. "Aber wenn jemand angegriffen wird, verteidige ich ihn." Und so sieht das der Münchner Chemiker auch militärisch. Sein Credo: "Gewalt ist das letzte Mittel, aber dann sollte es auch das beste sein."