Wehrmachtsaustellung:Tausende gegen Aufmarsch der Neonazis

Rechtsradikale wollen gegen die Wehrmachtsaustellung demonstrieren. Immer mehr Gegendemonstranten schließen sich zusammen, die Polizei rechnet mit einem Großeinsatz.

Philip Wolff

Die Initiatoren des "Bündnisses gegen den Nazi-Aufmarsch" erwarten, dass sich am 12. Oktober etwa 10.000 Münchner den rechten Demonstranten in den Weg stellen werden. Eine rechtsgerichtete Bürgerbewegung will an diesem Tag aus Protest gegen die Neuauflage der Wehrmachtsausstellung durch die Stadt marschieren. Die Polizei rechnet mit einem Großeinsatz.

Einsatzkräfte in der Stärke "mehrerer Hundertschaften" stehen nach Polizeiangaben bereit, um Eskalationen zu verhindern. Auch aus anderen Bundesländern würden, falls nötig, Beamte herangezogen, sagt Polizeisprecher Christoph Reichenbach.

Denn sollte es tatsächlich zu Zusammenstößen kommen, werden sich vermutlich keine kleineren Einzelgruppen gegenüber stehen: "Sowohl die Neonazis als auch die Gegendemonstranten haben ihre Aktionen gebündelt", sagt Sebastian Groth, Sprecher des Kreisverwaltungsreferats (KVR).

Die Münchner werden den Nazis nicht zuschauen

Im Unterschied zur früheren Planung soll es nur noch einen einzigen, geschlossenen Aufmarsch der Rechten von der Theresienwiese über die Schwanthaler- und die Sonnenstraße zum Sendlinger Tor geben. Beginn ist um 11 Uhr. Die Gegendemonstranten sammeln sich um 10 Uhr auf dem Marienplatz.

"Was sie anschließend tun, können wir nicht beeinflussen", sagt Siegfried Benker, Chef der Grünen-Stadtratsfraktion und Mitinitiator des Bündnisses.

Nach Benkers Vorstellungen sollten die Mitglieder der 70 teilnehmenden Organisationen zum Gewerkschaftshaus an der Schwanthaler Straße und zum Goetheplatz ziehen, der auf der Rückmarsch-Route der Rechten liegt. "Niemand will Ausschreitungen", sagt Benker, "aber die Münchner wollen auch nicht nur zuschauen, wie die Nazis marschieren."

Neonazis dürfen nicht auf den Marienplatz

Als ersten Erfolg verbucht das Bündnis bereits, "dass die Nazis nicht auf dem Marienplatz demonstrieren dürfen", wo sich die Gegendemonstranten mit ihrer Anmeldung beim KVR durchgesetzt habe.

Schon beim Nazi-Aufmarsch gegen die erste Wehrmachtsausstellung im März 1997 hatten 15.000 Münchner mehrere tausend Rechte daran gehindert, den Marienplatz zu betreten. "Diesmal schlagen die Wellen wohl nicht ganz so hoch", sagt Benker, der "mit etwa 1600 Nazis auf der Gegenseite" rechnet.

Ein kleinerer Misserfolg für das Bündnis war, dass es nach Kooperationsgesprächen mit KVR und Polizei auf Versammlungen am Karlsplatz verzichten muss. Dieser liegt nach Ansicht der Sicherheitskräfte zu nah an der Marschroute der Rechten. Die Polizei versucht, die Neonazis und ihre Gegner voneinander fern zu halten.

Route führt an Plätzen des Schreckens vorbei

"Wir werden uns auf den Marienplatz konzentrieren. Ich wünsche mir aber, dass genügend Münchner dorthin gehen, wo die Neonazis marschieren", sagt Martin Löwenberg von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. "Es sollten so viele sein, dass die Polizei das Demonstrationsrecht der Rechten nicht durchsetzen kann."

Als besonders provozierend empfinden es die Gegendemonstranten, dass die Neonazis am Oktoberfest-Mahnmal vorbei und durch die Umgebung der Gaststätte "Burg Trausnitz" ziehen wollen, vor der im Januar 2001 Skinheads einen Griechen fast totgeprügelt hatten.

Noch ist die Demsonstration nicht sicher

An dem Bündnis, dem sich immer mehr Gruppen anschließen, ist neben Grünen- und SPD-Politikern auch der Bezirksausschuss-Chef der Maxvorstadt, Klaus Bäumler, CSU, beteiligt. Wie sechs weitere Bezirksausschuss-Leiter hat er inzwischen dazu aufgerufen, gegen die Rechten "Präsenz zu zeigen".

Völlig sicher ist indes noch immer nicht, ob die Demonstrationen wirklich stattfinden. Das KVR verlangt von den Rechten zuvor noch eine Liste mit den Namen der Ordner und des Versammlungsleiters. Sowohl Martin Wiese als auch Stefan Hupka - zwei führende Köpfe der rechten Szene - hatte die Behörde als Versammlungsleiter abgelehnt.

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