Weggehen im Winter:Ein Plädoyer für die Ausgehjacke

Weggehen im Winter: Illustration einer Jacke: Eine Frau steht im Schnee.

Illustration einer Jacke: Eine Frau steht im Schnee.

(Foto: Illustration Jessy Asmus)

Schick ausgehen, in der kalten Jahreszeit wird das zur Herausforderung. Wohin mit der wärmenden Jacke, ohne sie gleich mit Wein oder Bier zu beflecken?

Von Laura Kaufmann

Auch in der kalten Jahreszeit will der Mensch hin und wieder gesellig sein. Grillen am Isarufer und laue Biergartenabende sind irgendwo zwischen ferner Erinnerung und Eines-Tages-wieder, es bleiben Restaurants, Bars und Clubs. Sie sind die Schutzräume, die einen lustigen Abend ermöglichen, ohne am nächsten Tag erfolglos Rotweinflecken im Couchpolster zu bearbeiten und die Wohnung bei Minusgraden durchzulüften, um abgestandenem Biermief beizukommen. Um vom einen beheizbaren Raum - der Wohnung - bis zum anderen - der Bar - zu gelangen, ist allerdings zumindest eine warme Jacke vonnöten. Eventuell auch Schal und Mütze. Je nachdem, ob es nur kühl ist oder ob ein Schneesturm arktischen Ausmaßes tobt.

Richtig eingepackt erreicht der Gast nun seinen favorisierten Tresen, um den sich schon andere Durstige drängen. Es ist voll, denn niemand sitzt draußen, die Nacht hat höchstens ein paar fröstelnde Faulpelze an Netflix verloren. Raus aus der dicken Jacke, aber jetzt - wohin damit? Mit Glück ist der Haken unter dem Tresen noch frei, woraufhin der Gast nur mit Mühe vor zum Tresen reicht - weil die wulstige Jacke penetrant ihren Raum einfordert. Frauen neigen dazu, ihre Jacke auch mal kunstvoll über ihre Handtasche zu fummeln, was praktischer aussieht, als es ist, weil der Schal bei Nachlässigkeit wie eine Schleppe über den Kneipenboden schleift, bis einer drauftritt.

Keinesfalls sollte die Jacke übrigens eine zu teure sein. Es besteht sonst die Gefahr, dass der Gast über sie wachen muss wie ein Pinguin über sein Junges und argwöhnisch jeden Sitznachbarn beäugt, der sein Bierglas unkontrolliert durch die Gegend schwenkt. Eine wenig entspannte Art, den Abend zu verbringen. Außerdem soll gelegentlich selbst in Münchner Kneipen geklaut werden.

Die beste Lösung ist immer noch ganz eindeutig die Ausgehjacke. Auch sie nimmt zwar ihren Raum ein, aber sie ist schon etwas älter, was man ihr ansieht. Nicht aber im Zwielicht der Straßenbeleuchtung zwischen Heim und Bar. Sie wärmt, aber sollte Rotwein auf ihr landen, ist das verschmerzbar. Und sollte sie doch einmal abhanden kommen, braucht es nur einen Schnaps mehr, um den Verlust und die Kälte auf dem Heimweg würdevoll zu ertragen. Oder wärmende Arme um die Schultern.

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