Wegen Brandschutzmängeln:Zentralere Zentrale

Wegen Brandschutzmängeln: Noch herrscht weitgehend Leere im neuen Foyer des Goethe-Instituts, von Montag an dürfte es dort rasch voller werden.

Noch herrscht weitgehend Leere im neuen Foyer des Goethe-Instituts, von Montag an dürfte es dort rasch voller werden.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der Hauptsitz des Goethe-Instituts zieht um. 480 Mitarbeiter wechseln bis Montag in einen renovierten Komplex am Oskar-von-Miller-Ring

Von Sabine Buchwald

Die Zentrale des Goethe-Instituts hat vom kommenden Montag an ein neues Zuhause. Wenn der Umzug planmäßig verläuft, werden die etwa 480 Mitarbeiter ihre Arbeitstage fortan am Oskar-von-Miller-Ring 18 verbringen. Das denkmalgeschützte Bürogebäude aus den Fünfzigerjahren gehört der Meag, dem Vermögensverwalter der Munich Re und der Ergo Group, die das Gebäude in den vergangenen Jahren auch für sich nutzte. Seit Sommer letzten Jahres wurde der Komplex renoviert. Aus Kostengründen und auch aus Gründen der Nachhaltigkeit übernehme man weitestgehend die Raumaufteilung und auch die Möbel, heißt es aus der Zentrale.

Auf 15 000 Quadratmetern wird es dort jetzt etwas enger für die Goethe-Leute werden als im Haus an der Dachauer Straße. Dort hatte man 19 000 Quadratmeter zur Verfügung. Statt in kleinen Büros wird nun überwiegend im Großraum gearbeitet. 16 bis 22 Arbeitsplätze könnten da schon zusammengelegt werden, heißt es. "Open Space" und "Desk sharing" sind Schlagwörter, mit denen man die Mitarbeiter an die Neuerungen heranführen will. Das klingt modern, aufgeschlossen und soll "Synergien fördern".

Davon mag nicht jeder überzeugt sein, aber die Zentrale der deutschen Kulturinstitute liegt nun zweifelsfrei zentraler. Pendler mit Stadtrandbüros gäben womöglich einiges dafür, um in der Nähe des Odeonsplatzes, unweit der Residenz und ihrem Hofgarten beziehungsweise wenige Minuten von den Pinakotheken und der Bayerischen Staatsbibliothek entfernt zu arbeiten. Man wisse sehr wohl, dass die Mitarbeiter eine große Veränderung erwarte, gibt Kommunikationsleiterin Jessica Kraatz Magri zu.

Der Auszug aus der Immobilie an der Dachauer Straße122 war nach 26 Jahren nötig geworden, weil sich bei einer Begehung bislang unbekannte Brandschutzmängel ergeben hatten. Das Haus wurde Anfang der Neunzigerjahre für 60 Millionen Euro eigens für das Goethe-Institut gebaut und 1993 bezogen. Eine Sanierung der alten Liegenschaft bei laufendem Betrieb hatte man rasch verworfen. Auch eine Interimslösung am Oskar-von-Miller-Ring strebt man nicht an, weshalb der Mietvertrag für eine Dauer von zehn Jahren abgeschlossen wurde. Offizielle Mieterin des neuen Hauses ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), die auch das alte Gebäude der Zentrale verwaltet.

Dieses soll nun grundlegend saniert und auf die Nachnutzung durch eine Bundesbehörde vorbereitet werden. Einzelheiten, etwa zur Dauer der Umbauzeit, würden derzeit noch geprüft, sagt Thorsten Grützner, Sprecher der BImA. In einer Stadt wie München, in der Arbeitsraum immer knapper und teurer wird, ist dies eine überraschend vage Antwort. Eine Zwischennutzung - etwa durch Kulturschaffende - sei nicht vorgesehen.

Der Deutschunterricht am Goethe-Institut ist von dem Umzug nicht betroffen. Dieser findet nicht in der Zentrale, sondern an der Rablstraße in Haidhausen statt. 2018 hatte das Münchner Institut dort 4574 Kursteilnehmer. Auch die Regionalleitung, von der aus die zwölf deutschen Goethe-Institute koordiniert werden, schlüpft nicht unter das neue Dach. Die bleibt - nomen est omen - in ihren Räumen an der Goethestraße.

Insgesamt gibt es derzeit 159 Goethe-Institute in 98 Ländern. Ihre Aufgabe ist in den meisten Einrichtungen die Vermittlung der deutschen Sprache für Erwachsene und Kinder, vor allem aber auch der deutschen Kultur. Die Institute sind im Ausland nicht selten Anlaufstelle und Treffpunkt für Menschen, die an deutscher Literatur, Kunst oder Politik interessiert sind. Das Goethe-Institut lädt deutsche Kunstschaffende zu Lesungen, Konzerten oder Vorträgen ins Ausland ein und trägt damit nicht unerheblich zu deren Bekanntheit bei. Die Münchner Zentrale hingegen bleibt für die Öffentlichkeit weitgehend unzugänglich. Außer bei ein paar wenigen Veranstaltungen empfängt man dort in der Regel nur geladene Gäste. Präsident Klaus-Dieter Lehmann und Generalsekretär Johannes Ebert haben dort ihre Büros. Von der Zentrale aus wird die vielfältige Kultur- und Spracharbeit koordiniert. Eine Redaktion erarbeitet den mehrsprachigen Onlineauftritt, außerdem finden zahlreiche Fortbildungen für die Mitarbeiter der Institute statt.

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