Wasserball:Überraschend aufgetaucht

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Zweitliga-Talent: Der 16-jährige Kroate Anton Spanjol ist einer der Spieler aus dem SG-Nachwuchspool, den Trainer Ivan Mikic fördert. (Foto: Johannes Simon)

Die SG München empfängt in der ersten Pokalrunde Magdeburg

Von Sebastian Winter, München

Was war das für eine Saison. Zweiter sind die Wasserballer der SG Stadtwerke am Ende der vergangenen Spielzeit in der zweiten Bundesliga Süd geworden, zu ihren Heimspielen, die sie mitunter in der Olympia-Schwimmhalle austragen durften, kamen bis zu 500 Zuschauer. Die Ligakonkurrenten staunten über diesen Aufschwung in München, wo Wasserball bislang nur in der Nische vorkam: Bei Heimspielen im eigentlich viel zu engen Bad im Untergeschoss des Anton-Fingerle-Schulungszentrums in einem Giesinger Hinterhof verloren sich jahrelang vielleicht 20 oder 30 Fans (die dann auch noch nass wurden, weil ständig Wasser auf die Zuschauerbank spritzte).

Das Renommee der Münchner Wasserballer ist also gestiegen, "wir haben eine riesige Resonanz aus ganz Deutschland erhalten, der Erfolg schlägt große Wellen und wir bekommen sogar Spieleranfragen aus ganz Europa", sagt Spielertrainer Ivan Mikic. Der Produktmanager ist froh über diese Entwicklung, denn er kann am Samstag zum Saisonauftakt in der ersten Runde des deutschen Wasserball-Pokals gegen den Ost-Zweitligisten WU Magdeburg (18 Uhr, Olympia-Schwimmhalle) einige Zugänge aufbieten. So wechselte aus Augsburg Brinio Hond nach München, ein talentierter Holländer, der lange Zeit Schwimmer war und erst vor drei Jahren Wasserballer wurde. "Er soll uns mit seiner Konterstärke weiterhelfen", sagt Mikic über den schnellen Mann. Neben Hond hat die SG den US-Amerikaner William Gorin verpflichtet, der früher in Kalifornien und Toronto in der College-Liga spielte. Mittlerweile hat er eine Deutsche geheiratet, mit der er in München wohnt. Einen Schweizer und einen jungen Ungarn beobachtet Mikic zurzeit außerdem noch in Probetrainings. Die Zugänge und drei Jugendspieler, die Mikic aus dem sehr talentierten SG-Nachwuchs in die erste Mannschaft ziehen will, sollen die Leistungsträger Markus Hörwick und Matthias Redies (Studium in Aachen) ersetzen. Vor allem Hörwicks Abschied ist bitter, der Center zieht nach fast 20 Jahren bei Münchens Wasserballern aus beruflichen Gründen nach China. "Trotzdem haben wir einen vielversprechenden, großen Kader", sagt Mikic, der sich nun auf die erste Standortbestimmung gegen "unseren Hammergegner" Magdeburg freut. Die Abstimmung dürfte den SG-Wasserballern nicht so leicht fallen, denn eigentlich stecken sie noch mitten in der Saisonvorbereitung. Der Ligaauftakt ist erst Mitte oder Ende November, der Spielplan ist noch nicht einmal exakt terminiert. Fest steht aber schon jetzt: Sollte die SG gegen Magdeburg gewinnen, könnte sie in der zweiten Runde auf einen Erstligisten treffen.

All das klingt jedenfalls sehr nach rascher Professionalisierung, als wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die Münchner den Sprung in die erste Liga wagen können. Doch Mikic tritt in diesem Punkt ganz bewusst auf die Bremse und sagt: "Wir brauchen jetzt nicht irre werden und sagen, wir steigen nächstes Jahr auf. Platz sechs wäre schon gut, und dann schauen wir, was nach oben möglich ist." Mikic glaubt, dass die Liga extrem ausgeglichen und mit Gegnern gespickt ist, die ähnlich stark sind wie München: Ludwigsburg, Ludwigshafen, Würzburg oder Absteiger Leimen. Vor allem aber findet Mikic, dass seine Mannschaft gar nicht anfangen sollte zu träumen. Denn der Umbau der Olympia-Schwimmhalle beginnt im Frühjahr 2016 - und dauert Jahre. Die SG hätte damit gar keine taugliche Heimspielstätte für die erste Liga. Die einzige Option, das Isar-Gymnasium, ist kaum zu bekommen. Das heißt also, dass die SG mittelfristig zumindest örtlich wieder in der Nische verschwindet - in einem Giesinger Untergeschoss.

© SZ vom 01.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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