Pilgerreise:"Ich bin gerade noch aus Italien rausgekommen"

Pilgerreise: 30 Tage war Thomas Mohr dieses Frühjahr zu Fuß unterwegs. Am Ende lief er 950 Kilometer.

30 Tage war Thomas Mohr dieses Frühjahr zu Fuß unterwegs. Am Ende lief er 950 Kilometer.

(Foto: Privat)

Vor zwei Jahren pilgerte der krebserkrankte Thomas Mohr nach Rom. Jetzt lief er bis zum südlichsten Punkt Italiens - allerdings ohne Tiere. Und schaffte es gerade so zurück nach München.

Interview von Gerhard Fischer

Thomas Mohr, 54, ist vor zwei Jahren mit zwei Freunden und drei Lamas von Südtirol nach Rom gepilgert. Mohr hat Krebs. Die 1075 Kilometer lange Wanderung diente auch dazu, die Krankheit anzunehmen. Als der Rechtsanwalt wieder in München war, schrieb er das Buch "Mit drei Lamas nach Rom: Wie ich als Schatten meiner selbst loszog und unterwegs das wahre Leben fand." Und er beschloss, weiterhin zu wandern.

SZ: Herr Mohr, man hört, Sie seien schon wieder auf Pilgerreise gewesen.

Thomas Mohr: Ja, im Februar und März. Diesmal ging es vom Petersplatz in Rom nach Santa Maria di Leuca, also zum südlichsten Punkt Italiens. Anfangs war wieder die alte Pilgerkameradschaft gemeinsam unterwegs, Walter Mair, Thomas Burger und ich, aber diesmal ohne Lamas ...

... warum waren die nicht dabei?

Das wäre vom logistischen Aufwand her zu schwierig gewesen. Die Lamas leben ja auf dem Hof von Walter Mair in Südtirol. Man hätte sie erst mit dem Hänger nach Rom bringen müssen und dann von Santa Maria di Leuca wieder zurück nach Südtirol; das sind 2000 Kilometer. Außerdem hatten meine Kameraden nur eine gute Woche Zeit. Sie sind von Rom bis Montecassino mitgegangen.

Und danach wanderten Sie alleine weiter?

Nein. Von Montecassino bis kurz nach Benevento begleitete mich ein alter Schulfreund, der jetzt in Florenz lebt. Danach ging ich drei Tage alleine, ehe meine Frau und meine 14-jährige Tochter, die Faschingsferien hatte, dazu gekommen sind. Und die letzten zehn oder elf Tage begleitete mich ein guter alter Freund, der Arzt in Meran ist. Insgesamt war ich 30 Tage und 950 Kilometer unterwegs.

Welche Erlebnisse hatten Sie während der Wanderung?

Zum Beispiel hatten wir einen fantastischen Blick vom Kloster Montecassino herab. Das Kloster selbst war auch beeindruckend - es war ja im Zweiten Weltkrieg zerstört und danach nach alten Bauplänen wieder aufgebaut worden. Und ich habe die Basilika des Heiligen Nikolaus in Bari besucht, in der dessen Gebeine aufbewahrt werden. Auch unsere letzte Etappe war beeindruckend, von Tricase durch einen großen Naturpark nach Santa Maria di Leuca. Wir wanderten 150 Meter oberhalb des Meeres, rechts von uns waren Olivenbäume ohne Ende und links der Blick zum Meer hinunter. Und von Weitem sahen wir schon den Leuchtturm an der Südspitze Italiens.

Das war vorerst das Ende Ihrer Reise, aber sie soll fortgesetzt werden.

Ja. Die Via Francigena del Sud, die ich von Rom nach Santa Maria di Leuca gegangen bin, ist ein Teil des mittelalterlichen Pilgerwegs nach Jerusalem. Im Herbst will ich über Albanien und Nordgriechenland in die Türkei wandern - und in den nächsten drei, vier Jahren dann weiter bis Jerusalem.

War es eigentlich leichter oder schwerer, ohne Lamas zu wandern?

Leichter. Mit Lamas mussten wir manchmal Umwege gehen oder hatten abends Schwierigkeiten, ein Quartier zu finden. Ich war diesmal auch schneller unterwegs, mit 5,5 Stundenkilometern. Lamas schaffen nur 3,5 bis vier Stundenkilometer.

Ihre erste Pilgerreise hatten Sie in einem eher untrainierten Zustand begonnen. Waren Sie diesmal fitter?

Ja. Ich konnte mir die physische Fitness nach der ersten Pilgerreise einigermaßen erhalten und bezüglich meiner Krebserkrankung bin ich gesundheitlich auch stabil. Ich gehe oft zu Fuß von meinem Wohnort Harlaching in die Kanzlei in der Innenstadt, das sind einfach sieben Kilometer. In Zeiten von Corona ist das ohnehin die passende Fortbewegung.

Apropos: Sie waren in Italien unterwegs, zwar nicht im besonders belasteten Norden ...

... ich bin gerade noch aus Italien rausgekommen. Wir sind am 11. März nachmittags an der Stiefelspitze in Santa Maria di Leuca angekommen, und da war an diesem Vormittag ein neues Dekret erlassen worden, dass man seine Gemeinde nur noch in Notfällen verlassen dürfe. Wir haben dann in einem Hotel mit drei, vier anderen Gästen gewohnt, und ich konnte zwei Tage später von Bari nach München fliegen. Das Flugzeug war halb leer.

Ihr Buch ist seit September 2019 auf dem Markt. Haben Sie seither viele Lesungen gemacht? Mit oder ohne Lamas?

Drei, vier sehr große und einige kleinere. Die offizielle Buchvorstellung fand ja auf dem Lamahof von Walter Mair in Südtirol statt, vor 800 Leuten.

Im Freien?

Nein, in der Reithalle, in der sonst die Kinder im Kreis reiten lernen.

Auf den Lamas?

(lächelt): Nein, auf Pferden. Auf Lamas darf man nicht reiten, die können nur ein Viertel ihres Körpergewichts von 140 bis 160 Kilogramm tragen. Sie sind Lastentiere.

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