Was wurde aus...:Ein Auto für alle Zwecke

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Bald kann es losgehen mit der Produktion: Sascha Koberstaedt und Martin Šoltés mit ihrem Baby, dem aCar. (Foto: Privat)

Die ehemaligen TU-Studenten Sascha Koberstaedt und Martin Šoltés haben ein elektrisches Nutzfahrzeug entwickelt. Demnächst beginnt die Serienproduktion

Von Martina Scherf, München

Eine Idee wird Wirklichkeit. Eine Idee, geboren in Afrika. Damals reisten die Maschinenbau-Studenten Martin Šoltés und Sascha Koberstaedt nach Ghana und erkannten ein Problem: Es fehlt an Transportmitteln, vor allem für die Bauern. Ein Elektroauto, klein, flexibel und günstig in der Anschaffung, das wäre die Lösung, dachten sie. Zurück in München, begannen sie zu tüfteln. Sieben Jahre später führen die beiden ihre eigene Firma, beschäftigen 50 Mitarbeiter, und ihr "aCar" geht in wenigen Wochen in Serie. Auch deutsche Landwirte zeigen großes Interesse an dem Fahrzeug.

Die Entwicklung begann 2013 mit einem Forschungsprojekt an der Technischen Universität München (TUM). Koberstaedt und Šoltés entwarfen ein geländegängiges Kleinfahrzeug, eine Art Pick-up, mit Solarzellen auf dem Dach, das möglichst leicht zu bauen sein sollte. Mit einer Forschungsförderung von ihrer Uni und vom Freistaat Bayern konnten sie das Projekt in die Tat umsetzen. Es folgten Feldtests in Deutschland und Ghana.

Im Herbst 2017 stellten die beiden Doktoranden dann ihren Prototyp auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt vor. Das kleine Auto erregte großes Aufsehen. Die beide Jungingenieure waren bereit, ins Risiko zu gehen. Sie gründeten Evum-Motors und fanden Kapitalgeber. Einer dieser Investoren hat den Jungunternehmern jetzt eine Halle in der Nähe von Landshut in Niederbayern zur Verfügung gestellt. "Es ist schon alles eingerichtet, die Maschinen sind da, unsere Mitarbeiter prüfen noch die letzten technischen Details, dann kann es endlich los gehen", sagt Martin Šoltés. Spätestens Anfang Mai soll das erste aCar aus der Halle rollen.

Die Spannung ist bei den Gründern spürbar. Doch ebensolche Zuversicht. Ihr Mut hat Früchte getragen. Mit Anfang 30 sind sie Chefs eines mittelständischen Unternehmens. Sie beschäftigen Entwickler, Techniker, Monteure und Kaufleute. Inzwischen habe sie ihr Auto auf verschiedenen Messen vorgestellt. Der Bauernverband zeige Interesse, so Šoltés. Aber auch für Förster oder Handwerker, im Weinberg oder beim Gartenbau könnte ihr Fahrzeug von Nutzen sein, sagt er. Die einfache Bauweise macht es flexibel, es kann auch einen Minikran tragen oder Personen befördern. 200 Kilometer Reichweite, 70 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit, Allradantrieb, eine Tonne Ladekapazität - "es ist ein wandlungsfähiges Arbeitspferd", sagt Koberstaedt.

An ihrer Idee, die Autos auch in Afrika bauen zu lassen, wollen die Erfinder festhalten. Auch wenn es länger dauert als gedacht, denn die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen sind nicht einfach. In zwei bis drei Jahren soll es soweit sein. Bis dahin müssen sie hierzulande Geld verdienen und die Produktion vergrößern, damit sie expandieren können.

Šoltés und Koberstaedt waren jedoch in der Zwischenzeit in Äthiopien, Namibia und in Ghana, wo alles begann. Sie pflegen Kontakt zur dortigen Universität. Die Siemensstiftung will das Auto demnächst für ein Projekt in Kenia einsetzen. Und auch Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) war höchst angetan von der Idee, dass ein Produkt aus Bayern in Afrika, Asien oder Lateinamerika produziert werden könnte. Auch er will das Projekt unterstützen. Auch gebe es schon interessierte Partnerfirmen, sagt Koberstaedt. Beste Voraussetzungen also, damit die Idee von der "Demokratisierung der Elektromobilität" wahr werden kann.

© SZ vom 05.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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