Was das Publikum damals sagte:"Hinreißend"

Eine SZ-Pausenumfrage bei der Eröffnung am 24. November 1983

Von Walter M. Skarba, Matthias Dänzer-Vanotti

Jürgen Kolbe: Eines der schönsten Nachkriegstheater in München, funktionell und angenehm zurückhaltend. Ich bin beeindruckt von der Aufführung (Premiere von Karl Schönherrs "Glaube und Heimat", Anm. d. Red.), und ich habe ein gutes Gefühl für das Münchner Volkstheater. Das Haus muss den Mut haben, den Erwartungshorizont der Allgemeinheit nicht sofort zu erfüllen - es kommen sicher auch noch fröhlichere Stücke

Gustl Bayrhammer: Das Theater ist hinreißend, das Stück hat aber etwas Beklemmendes, wie im irischen Untergrund. Der Gegensatz zwischen katholisch und evangelisch - der Mensch ist nicht g'scheiter worden! Insofern hat das Stück seine Berechtigung.

Justizminister Gustl Lang: Es ist erstaunlich, in welch kurzer Zeit und mit welch geringen Mitteln dieses Theater umgebaut wurde. Als Volkstheater-Bühne ist es sehr gelungen, das Stück ist sehr gut inszeniert.

Professor Hanns Hippius: Das Theater hat mir sehr gut gefallen, es wurde ohne viel Aufwand zu einer sehr guten Bühne gestaltet. Es ist mutig, mit einem Stück zu beginnen, das unter die Haut geht.

Rolf Hoffmann, 55, Fliesenleger: Man hört sehr schlecht in der 24. Reihe, aber die Stühle sind einmalig! Ein bisschen viel Glaube ist im Stück, so etwas kennen wir heute nicht mehr. Damals war das halt so. Ich glaube nicht, dass heute noch jemand für den Glauben sterben würde.

Emma Wildenmann, 68, Hausfrau: Ich verstehe die Schauspieler sehr schlecht. Man muss sich den Inhalt fast denken. Aber ich höre vielleicht nicht mehr so gut. Für die Jungen ist das Stück vielleicht nichts mehr, aber wir haben so etwas wirklich erlebt.

Ursula Kohlhuber, 44, Sekretärin: Das Theater ist für ein Volkstheater zu elegant, zu grau, zu wenig freundlich. Zwei Schauspieler versteht man schlecht. Wenn man in ein Volkstheater geht, erwartet man so ein Stück.

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