Warnstreik bei der Lufthansa:670 Flüge in München gestrichen

Verdi-Streik - Lufthansa streicht fast alle Flüge

Verdi-Streik: Lufthansa streicht fast alle Flüge.

(Foto: dpa)

Ungewohnte Ruhe am Münchner Flughafen: Die Gewerkschaft Verdi hat für Montag bundesweit zum Warnstreik aufgerufen. Von München aus wird deshalb so gut wie kein Flugzeug der Lufthansa starten. 670 Flüge wurden gestrichen.

Von Bernd Kastner

Es wird ungewohnt leise sein an diesem Montag im Moos. Die Anwohner rund um den Flughafen haben die Ruhe am Himmel einem Umstand zu verdanken, der andere auf die Palme bringen dürfte: Die Gewerkschaft Verdi hat ihre Mitglieder bei der Lufthansa bundesweit zum Warnstreik aufgerufen, weshalb Deutschlands größte Fluggesellschaft fast alle Flüge streicht, auch in München.

Kein einziger Flug innerhalb Deutschlands und Europas wird von MUC aus starten, und von den geplanten 17 Interkontinentalverbindungen werden gerade mal drei stattfinden. Passagiere mit einem Flugticket für Montag können entweder auf die Bahn umsteigen, auf einen späteren Flug umbuchen - oder müssen zu Hause bleiben.

Laut Sabine Rittberger, Sprecherin der Lufthansa am Münchner Flughafen, fallen im Erdinger Moos 335 Deutschland- und Europaflüge aus. Ein Lufthansa-Sprecher sprach am Montagmorgen sogar von 670 gestrichenen Flügen in München.

Von den Transatlantikflügen starten nur die nach Charlotte, Boston und Chicago. Wie viele Passagiere davon betroffen sind, konnte Rittberger am Sonntag nicht sagen. Sicherlich dürften auch einige Besucher der Bauausstellung Bauma darunter sein. Wie bei allen anderen Lufthansa-Nutzern rechne sie aber damit, dass sie über die Streiks informiert sind und umgebucht haben, sodass niemand vergeblich zum Flughafen fahren werde. "Wir gehen davon aus, dass das Abflug-Terminal leer sein wird", sagt Rittberger.

Jedem, der am Montag auf einen Zug umsteigen will, empfiehlt sie, vorher online das Flugticket gegen einen Gutschein für die Bahn umzutauschen; dies sei auch an den Ticketautomaten am Flughafen möglich. Im Notfall könne ein Lufthansa-Passagier auch ohne Gutscheine einen Zug besteigen und die Kosten später mit der Fluggesellschaft abrechnen. Jedenfalls müsse niemand einen möglichen Aufpreis für ein Bahnticket selbst tragen.

"Entsetzt über die tarifpolitische Hütchenspielereien"

Der Tarifkonflikt zwischen Verdi und Lufthansa betrifft bundesweit rund 33.000 Techniker und Servicemitarbeiter. In München, dem zweitgrößten Drehkreuz der Airline, ruft Verdi vor allem die Beschäftigten in der sogenannten Passage, also am Check-In mit Kundenkontakt, in der Flugzeugwartung und im Fracht- und Logistikbereich zum Ausstand auf.

Münchens Verdi-Chef Heinrich Birner rechnet mit mehreren hundert Mitgliedern, die am Montag von vier Uhr morgens an die Arbeit niederlegen. Die Fluggäste bittet er um Verständnis: Im Dienstleistungsbereich lasse es sich nicht vermeiden, dass ein Streik Auswirkungen auf die Kunden habe. Man habe aber bewusst bereits am Freitag darüber informiert, um allen die Möglichkeit zu geben, sich darauf einzustellen.

Die Lufthansa-Beschäftigten in München seien "entsetzt über die tarifpolitische Hütchenspielereien" des Konzerns im Tarifkonflikt, erklärt Verdi-Sekretär Ulrich Feder. Während Verdi ein Gehaltsplus von 5,2 Prozent fordert, habe Lufthansa lediglich eine Lohnerhöhung von 0,4 bis 0,6 Prozent angeboten. Das würde einen deutlichen Reallohnverlust bedeuten und sei nicht akzeptierbar, empört man sich bei der Gewerkschaft. Auch um Zusagen zur Beschäftigungssicherung streiten sich die beiden Tarifparteien und um Verbesserungen für Auszubildende.

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