Wang:Zu neuem Leben erweckt

Wang: Ruhe vor dem Sturm: Judith Dötterl, die Wirtin im Isareck.

Ruhe vor dem Sturm: Judith Dötterl, die Wirtin im Isareck.

(Foto: Marco Einfeldt)

Judith Dötterl und ihr Mann Marcel haben sich mit dem Biergarten am Isareck einen Traum erfüllt. Die Gäste kommen oft vom Bad im Fluss an die Schenke

Von Katharina Aurich, Wang

Entspannt sitzt Judith Dötterl im Kreis ihrer Mitarbeiterinnen unter dem schattigen Blätterdach der Kastanien. Es ist 16 Uhr, noch ist es ruhig im Biergarten Isareck bei Wang. Aber die rund 500 Plätze werden sich auch heute mit Gästen füllen - es ist einer dieser warmen Augustabende. Der Sommer 2015 ist Dötterls vierte Saison als "Biergartenchefin" - 2012 hatten sie und ihr Mann Marcel die Gastronomie übernommen -, und sie fühlt sich in dieser Rolle sichtlich wohl. Es mache ihr Freude, Gäste zu bewirten und ihnen ein schönes Ambiente zu bieten, sagt sie.

Dieses Ambiente hat viel zu tun mit der idyllischen Lage des Biergartens unweit des Zusammenflusses von Isar und Amper. Zum Schwimmen in der Isar ist es nur ein Katzensprung, oft kommen die Gäste noch mit nassen Haaren, um sich auch innerlich zu erfrischen. Parkplätze sind genug vorhanden, die kurvige Straße, die dem Flusslauf folgt und an vielen Stellen von großen Bäumen beschattet wird, ist eine Einladung an alle Radfahrer. Mit der Wiedererweckung des Biergartens haben sich die beiden Pächter einen Traum erfüllt. Sie waren beide von Anfang an überzeugt, dass das Geschäft gut laufen würde. Dabei hatten Biertische, Bänke und die Schenke neben dem imposanten Schloss der Grafen La Rosee am Isarufer zuvor acht Jahre im Dornröschenschlaf verbracht. "Wir wollten gemeinsam etwas Neues in der Gastronomie machen, vor allem, weil mein Mann sehr gut und gerne kocht", erzählt Judith Dötterl.

Sie selbst arbeitete in verantwortlicher Position bei einem Lebensmitteldiscounter. Ein paar Monate vor der Eröffnung kündigten die beiden ihre Jobs, krempelten die Ärmel hoch und gestalteten mit Liebe zum Detail den Biergarten neu. Für die Küche mussten viele moderne Geräte erst noch angeschafft werden - "keine kleinen Investitionen", sagt Dötterl. Die begeisterte Flohmarktgängerin stattete jedoch die Toiletten und den Außenbereich samt Spielplatz mit vielen alten Fundstücken aus. Sogar Musik gibt es in den Toiletten, passend zum Ambiente ist es meist Country- oder Rockmusik.

Aber nicht nur der verwunschene Ort, auch die Speisen aus regionalen Zutaten, die alle frisch zubereitet werden, sprechen für sich, davon ist Judith Dötterl überzeugt. Seit Neuestem gebe es sogar vegane Gerichte. Werbung mache sie aber nicht, das Beste sei die Mund-zu Mund-Propaganda.

Die scheint zu funktionieren - und in diesem Jahr spielt natürlich auch das Wetter mit. "Dieser wochenlange, heiße Sommer war richtig hart, bei 40 Grad in der Küche kommst du an deine Grenzen", erzählt Dötterl - aber dafür ist der Biergarten oft voll. Natürlich gibt es dann für Dötterl und ihren Mann Marcel, der für die Küche verantwortlich ist, kaum noch Zeit zum Verschnaufen. Nur der Montag ist frei, an allen anderen Tagen stehen die beiden von morgens bis abends in "ihrem" Biergarten.

Dabei werden sie von rund 20 Mitarbeitern unterstützt. Überwiegend junge Frauen aus der Umgebung packen mit an, auch die beiden Töchter sind mit im Boot. Und wenn es darauf ankommt, unterstützen Schwager und Schwägerin. Anders funktioniere ein solcher Saisonbetrieb nicht, sagt Dötterl.

Ihr Führungsstil sei freundschaftlich, aber bestimmt, was die Mitarbeiterinnen sofort bestätigen. Es mache Spaß, zusammen zu arbeiten, auch wenn es hoch hergehe, sagen sie unisono. In den warmen Monaten von Mai bis Oktober hätten sie keine Zeit für private Geburtstagsfeiern oder sonst irgendetwas. Aber das mache nichts, dafür gehe es bei ihnen im Winter umso ruhiger zu. Die Dötterls selber verbringen in der kalten Jahreszeit einige Wochen im warmen Thailand.

Als kostenlose Schmankerl für ihre Gäste organisiert die Wirtin immer wieder Konzerte oder Kabarettabende von eher unbekannten Künstlern aus der Region. Einziger Wermutstropfen ist der zeitlich begrenzte Pachtvertrag und damit die Unsicherheit, wie es in vier Jahren dann weiter gehen wird. 2019 läuft der Pachtvertrag mit der Münchner Spaten-Franziskaner-Löwenbräu-Gruppe aus, sagt Judith Dötterl, doch die 40-Jährige ist optimistisch: Danach gehe es mit einem neuen Vertrag hier im Isareck oder an einem anderen Ort weiter.

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